Handshake oder High Noon: Nur eines von vielen Barbenheimer-Memes im Netz
Bildrechte: Twitter

Konkurrenten oder Kombattanten: Nur eines von vielen Barbenheimer-Memes

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

"Barbie" und "Oppenheimer" stellen Film-Marketing auf den Kopf

Was hat "Barbie" mit "Oppenheimer" zu tun? Genau: nichts. Und trotzdem sind sie ständig zusammen zu sehen. Vor dem Start der Filme am Donnerstag hat sich eine regelrechte Meme-Schlacht entwickelt. Und die dürfte sich an den Kino-Kassen auszahlen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Nein, sie sind immer noch nicht erschienen. Auch wenn man das meinen könnte. Denn seit Wochen dominieren die beiden das Netz: Barbie und Oppenheimer, die Plastikpuppe und der Erfinder der Atombombe. Und warum: Weil am Donnerstag (20.7.) zwei Filme über diese Figuren ins Kino kommen, die, und das ist kaum zu übersehen, nichts, aber auch rein gar nichts miteinander zu tun haben.

"Barbie" vs. "Oppenheimer" = "Barbenheimer"

Auf der einen Seite wäre da der von Greta Gerwig entworfene Pinkkosmos, durch den Margot Robbie als Mensch-gewordene Ladypuppe stapfen darf und ein paar wirklich schwerwiegende Entscheidungen treffen muss. High Heels oder Birkenstock zum Beispiel. Und auf der anderen Seite ist da das von Christopher Nolan ins Szene gesetzte, düstere Historiendrama, in dem der von Cillian Murphy verkörperte "Vater der Atombombe" Robert Oppenheimer von seinem Gewissen gepeinigt wird, weil er verantwortlich ist für die schlimmste Massenvernichtungswaffe der Menschheitsgeschichte.

Mehr Gegensatz geht nicht

In diesem Fall verhält es allerdings so wie beim Wetter. Wo Gegensätze aufeinanderprallen, entsteht große Energie. Und die entlädt sich derzeit in Form eines Meme-Gewitters in den Sozialen Medien: Eine grinsende Barbie auf Oppenheimers Schulter und im Hintergrund ein Feuersturm, Oppenheimer grinsend vor einem pink fluoreszierenden Atompilz, eine pinke Barby und ein brennender Oppenheimer beim Handshake vor Studiokulisse und und und ...

"Barbenheimer" stellt das Hollywood-Marketing auf den Kopf

Die Bilderflut ist so uferlos wie erwartbar. Schließlich passt sie exakt in die Logik, nach der KI-Bildsoftwares mit Vorliebe gefüttert werden: Hildegard von Bingen am Synthesizer, der Papst im weißen Puffparka – je unwahrscheinlicher die Kombination, desto besser, weil Meme-verdächtiger das Ergebnis. Und was könnte unwahrscheinlicher sein, als Barbie und die Bombe?

Mittlerweile hat das Genre sogar seinen eigenen Namen. Es gibt bereits einen Wikipedia-Eintrag zu "Barbenheimer", wie das Phänomen genannt wird. Und der verrät auch, was der wesentliche Ertrag dieses Meme-Feuerwerks ist. Wenig überraschend: Werbung. Und zwar die besonders kostengünstige Variante. Denn für die Verbreitung sorgen die Userinnen und User ja selbst. Und das nicht zu knapp.

Ironisch ist das deshalb, weil der doppelte Filmstart am Donnerstag eigentlich einer ganz klassischen Marketing-Logik Hollywoods entspricht. Man setzt zwei Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die sich deshalb nicht gegenseitig das Publikum klauen. Durch "Barbenheimer" wird diese Logik gewissermaßen auf den Kopf gestellt. Die beiden Filme kommen sich nun doch in die Quere – aber so, dass sie sich gegenseitig nur noch weiter befeuern dürften. Denn wer "Barbenheimer" (alternativ übrigens: "Oppenbarbie") ernstnimmt, der lässt sich nicht lumpen und schaut sich natürlich beides an: "Barbie" und "Oppenheimer". Am besten als Double Feature, direkt hintereinander.

Hollywood in der Krise

Tom Cruise will es jedenfalls so machen. Das hat der Schauspieler auf Twitter verkündet. Wobei diese Wortmeldung nicht ganz uneigennützig gewesen sein dürfte. Schließlich bringt Cruise gerade selbst einen Film an den Start: den x-ten Ableger der Agenten-Reihe von "Mission Impossible". Da hilft es sicher, wenn man mitmacht in der Meme-Schlacht.

Sowieso ist das die große Frage: Hat "Barbenheimer" das Potential, das Kino wiederzubeleben? Die großen Blockbuster-Erfolge blieben in diesem Jahr bis jetzt jedenfalls aus. Da tut so ein kleiner Kino-Hype ganz gut. Zumal jetzt, wo die Schauspielerinnen und Schauspieler in Hollywood streiken. Also wer weiß: Vielleicht herrscht bald nicht mehr nur Flaute im Kinosaal, sondern auch auf der Leinwand. Aber einmal geht noch. Gern auch im Doppel.

Im Video von "quer": Neue Kinofilme Barbie und Oppenheimer – Barbenheimer oder Oppenbarbie

Moderator Christoph Süß in "quer" vom 13.07.2023
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Moderator Christoph Süß in "quer" vom 13.07.2023

Dieser Artikel ist erstmals am 17. Juli 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.