"Die 'Große Welle' ist eine Ikone der Kunst, die Interpretation vielschichtig. Im Hintergrund ruht der heilige Berg Fuji, während im Vordergrund eine gewaltige Welle über Fischerbooten zu brechen scheint. Die Darstellung wurde als Verkörperung der Schönheit wie auch der Zerstörungskraft der Natur gedeutet, als Metapher für die Vergänglichkeit menschlichen Lebens sowie als Symbol für das Eindringen des Westens in Japan." So schwärmen die Verantwortlichen bei der Staatsbibliothek in einer Pressemitteilung von ihrer Erwerbung. Es ist der Schluss- und Höhepunkt einer Reihe von Ankäufen von Werken des Künstlers Katsushika Hokusai.
Grafisches Werk von Weltrang
Seit vielen Jahren ist die "Große Welle" Teil des globalen Bildergedächtnisses. "Sie finden die große Welle in verfremdeter Form auf T-Shirts, auf Tassen, Sie finden sie in Comic-Heften und überall, das ist einfach unglaublich faszinierend. Wenn Sie googeln, dann steht die "Große Welle", was die Zahl der Einträge angeht, noch weit vor der Mona Lisa", erklärt Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Staatsbibliothek.
Hokusai schuf den Farbholzschnitt "Unter der Welle im Meer vor Kanagawa" - so der eigentliche Titel - in den Jahren 1830/32. Er ist das bekannteste Blatt seiner Holzschnittserie "36 Ansichten des Berges Fuji". Der heilige Berg ist im Hintergrund zu sehen, während im Vordergrund eine gewaltige Welle über Fischerbooten zu brechen droht.
Kunstminister ist begeistert
Kunstminister Markus Blume (CSU) freute sich über den bedeutenden Neuerwerb, so wachse die eindrucksvolle Japansammlung der Staatsbibliothek um ein weiteres Juwel. München zähle somit zu den wenigen Orten in Deutschland, deren Sammlungen derartige Glanzstücke dieses weltberühmten Meisters besitzen.
Preisentwicklung bei japanischen Holzschnitten "exorbitant"
Einen niedrigen siebenstelligen Betrag war man bereit dafür zu zahlen, vergleichsweise dennoch eher ein Schnäppchen auf dem internationalen Kunstmarkt. Original-Abzüge japanischer Holzschnitte hätten sich in den letzten Jahren enorm im Preis gesteigert, sagt Klaus Ceynowa. "Insofern waren wir also sehr froh und sind auch stolz darauf, dass wir dieses Stück zu einem im Vergleich mit Auktionshäusern noch überschaubaren Preis erwerben konnten."
Technologische Untersuchungen am Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung der Staatsbibliothek bestätigten den Angaben zufolge, dass es sich bei dem Farbholzschnitt um einen frühen, außerordentlich gut erhaltenen Abzug der Originaldruckplatten handelt.
"Große Welle" 2025 in der Jahresausstellung
Das Werk werde ein Highlight der 2025 geplanten Jahresausstellung der Staatsbibliothek sein, die sich der Sammlung japanischer Farbholzschnitte widmen wird. Die japanische Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek umfasst insgesamt rund 90.000 gedruckte Bände, 100 Handschriften und 900 Einblattdrucke.
Mit Informationen von dpa
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