"Blues ist der Heiler", sang John Lee Hooker in seinem großen Hit "The Healer" im Jahr 1989. Das zusammen mit Carlos Santana eingespielte Stück bescherte dem damals 72-Jährigen ein grandioses Comeback. Auf einmal war der coole Blueser mit Anzug und Sonnenbrille auch bei Jugendlichen wieder hip. Seine Videos liefen auf dem Musikvideokanal MTV, seine Stücke wie "Boom Boom" waren in der Werbung für Jeans oder Cocktails zu hören.
Auf der Bühne mit Van Morrison und Clapton
Ein Heiler war der Blues auch für den Musiker John Lee Hooker selbst. Der Blues half ihm, seine Kindheit in Armut auf den Baumwollfeldern in Mississippi zu überstehen. Später brachte ihm seine Musik Bewunderung und Wohlstand. Hooker blieb sein Leben lang dem Blues treu. Auch dann, als der Blues in den USA out war. In den 60er-Jahren spielte das Radio eher Soul und Pop. Bluesmänner drohten in Amerika, im Vergessen zu versinken. Der Umschwung kam aus Großbritannien: Junge Enthusiasten wie die Rolling Stones, Eric Clapton oder John Mayall machten den Blues bei einem neuen jungen Publikum wieder populär. John Lee Hooker spielte in den 60er-Jahren bereits mit den Rolling Stones, Anfang der 70er-Jahre mit der Bluesrock-Band Canned Heat, später auch mit Van Morrison, Eric Clapton und Miles Davis.
1980 wurde er in die "Blues Hall of Fame" aufgenommen, 1991 nach dem Erfolg von "The Healer" auch in die "Rock 'n' Roll Hall of Fame". Im Kultfilm "Blues Brothers" (1980) gab Hooker seine großen Hits "Boogie Chillen" und "Boom Boom" zum Besten.
Kronkorken statt Steppschuhe
Charakteristisch für Hooker, der stets in Anzug sowie mit Hut und Sonnenbrille auftrat, war ein stoischer, gerader und ehrlicher Blues, der direkt in die Beine fuhr: Ein Mann mit seiner E-Gitarre, den Rhythmus mit Kronkorken unter den Sohlen gestampft - mehr brauchte der Bluesmann für einen Auftritt nicht. Den Blues könne man nicht aus Büchern lernen, erklärte Hooker einmal, der bis zu seinem Lebensende weder lesen noch schreiben konnte. "Den muss man im Herzen, in der Seele haben", so seine Überzeugung.
"Meine Musik wird ewig bleiben"
Geboren wurde Hooker als Nachfahre von Sklaven am 22. August 1917 in Clarksdale, Mississippi. Zu seinem Geburtsdatum setzte Hooker später die allerdings nie bestätigte Version in die Welt, dass er sich als junger Mann drei Jahre älter gemacht habe, um in den Armeedienst aufgenommen zu werden. Sein Vater, der Prediger war, lehnte den Blues vehement ab. Der junge John Lee begann seine musikalische Laufbahn mit Gospels in der Kirche. Nach der Trennung seiner Eltern öffnete ihm sein Stiefvater, selbst ein Bluesmusiker, eine neue Welt: den Blues. Bereits Hookers erste Plattenaufnahmen im Jahr 1948 in Detroit wurden Hits. Doch trotz seines Anfangserfolgs konnte der schwarze Musiker nur schlecht von seiner Musik leben: "Die Plattenfirmen, bei denen ich war, machten eine Menge Geld mit mir, ohne mich richtig zu bezahlen", beklagte er später. Erst in seinen späten Jahren fand er eine Plattenfirma, die ihn fair betreute und sich um seine Musikrechte kümmerte. Das bescherte Hooker mit einer geschiedenen Frau und zwei erwachsenen Kindern ein komfortables Leben im Alter. Mit 83 Jahren starb Hooker am 21. Juni 2001 im Schlaf in Los Altos, Kalifornien. Wenige Tage zuvor hatte er noch auf der Bühne gestanden.
"Ich werde hier nicht für immer sein", hatte Hooker in der Dokumentation "That's My Story" erklärt. "Aber meine Musik wird ewig bleiben."