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Sergio Ramirez

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Ehrung für Nicaragua: Sergio Ramirez erhält Cervantes-Preis

Der wichtigste Literaturpreis der spanischsprachigen Welt geht an einen Autor, der auch als Revolutionär tätig war: Sergio Ramírez saß für die Sandinisten im Parlament von Nicaragua und ist ein viel beschäftigter Kolumnist. Von Peter Jungblut.

Häufig ist er nicht in seiner Heimatstadt Managua: Sergio Ramírez (75) ist trotz seines vorgerückten Alters international viel unterwegs, schreibt für Zeitungen wie El País in Madrid, La Jornada in Mexico, El Nacional in Caracas, sowie viele weitere Titel in Lateinamerika, aber auch in Los Angeles und anderswo. Kurz und gut: In der spanischsprachigen Welt ist Ramírez wahrlich kein Unbekannter. Jetzt erhält er den mit 125 000 Euro höchst dotierten Literaturpreis Spaniens, den Cervantes-Preis, der traditionell wechselweise an einen lateinamerikanischen und einen spanischen Autor geht. Im vergangenen Jahr war Eduardo Mendoza (74) ausgezeichnet worden. Das Alter der Autoren zeigt: Es geht jeweils um eine literarische Lebensleistung.

Für einen Autor gibt es zwei Universen: das Universum der Phantasie und das Universum des geschriebenen Wortes. Die Phantasie wäre unnütz ohne das geschriebene Wort. Für mich besteht die große Schwierigkeit in der Kunst der Literatur darin, das Problem der Sprache zu lösen. Meist ist das Problem der Phantasie sehr viel leichter zu lösen. Zum Schriftsteller wird man jedoch erst durch das Schreiben, den schwierigeren Teil. - Sergio Ramírez

Er brachte es zum Vizepräsidenten

Sergio Ramírez wurde 1942 in Masatepe geboren und veröffentlichte sein erstes Buch, "Cuentos" (dt. "Erzählungen") 1963. An der Universität von Nicaragua machte er ein Jahr später sein juristisches Staatsexamen und wurde für seine Leistungen als Student mit einer Goldmedaille bedacht. Seit 1977 ist Ramírez politisch aktiv und unterstützt die Sandinisten, die damals noch gegen die rechte Diktatur von Anastasio Somoza Debayle kämpften. Nach dem Sieg der Revolutionäre kümmerte sich der Autor als Chef der Erziehungskommission um die Aus- und Weiterbildung in Nicaragua.

Alle Revolutionen haben einen Lebenszyklus. Sie enden, indem sie sich verändern, oder sie enden, indem sie als Machtprojekt scheitern. Sie scheitern als Machtprojekt, aber sie hinterlassen zumindest ein Erbe. Bis zum heutigen Tage sind alle Revolutionen als Machtprojekt gescheitert, von der Französischen Revolution bis zur Russischen Revolution. Aber sie haben der Geschichte der Menschheit ein wichtiges Erbe hinterlassen und das ist es, was mir wichtig erscheint. - Sergio Ramírez

1984 brachte er es zum Vize-Präsidenten seines Landes. Auch, nachdem die Sandinisten 1990 die Wahl verloren hatten, blieb Ramírez seiner Partei als Fraktionsvorsitzender zunächst treu. Später gründete er seine eigene Partei und kandidierte 1996 erfolglos für die Präsidentschaft. Seitdem ist er politisch nicht mehr engagiert, kümmert sich aber desto mehr um seine literarischen Verpflichtungen - so leitet er das wichtigste Literaturfestival der Region.

"Wie schön ist das Meer"

Seine erste Kurzgeschichte mit dem Titel "Der Student" erschien 1960 in einer Zeitschrift. 1970 folgte der erste Roman, seitdem wechseln sich Essays, journalistische Arbeiten und längere Formate ab. Der weltweite Erfolg kam 1998 mit dem Roman "Margarita, wie schön ist das Meer". Ramírez ist vielfach preisgekrönt, leitete zehn Jahre lang die Zeitschrift "La Quincena" und arbeitet als Gastprofessor in den Vereinigten Staaten und Europa. Mit dem Roman "Adiós Muchachos" arbeitete er seine Zeit als Revolutionär auf und stellte die Politik der Sandinisten in Frage. Auf deutsch erschienen seine Arbeiten im Peter Hammer Verlag.