Seit langem war bekannt, dass Okwui Enwezor schwer erkrankt ist. Insofern kommt sein vorzeitiger Abschied nicht überraschend. Dennoch steht das Haus der Kunst vor schweren Zeiten. Mangelnder Besucher-Zuspruch, Scientology-Verbindungen von Angestellten und eine gravierende Finanzkrise hatten in den letzten Monaten für viele negative Schlagzeilen gesorgt. Enwezor selbst trug dafür zwar die Gesamtverantwortung, war aber in München wenig präsent und kümmerte sich nicht um Details der Verwaltungsarbeit. Insofern wurde ihm zwar nichts vorgeworfen, womöglich war sein geringes Interesse an administrativen Aufgaben aber eines der Hauptprobleme der renommierten Kunsthalle. In einer Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst ließ sich Enwezor zitieren:
Es gibt nie den idealen Zeitpunkt für einen Abschied, aber ich trete zu einem Zeitpunkt zurück, an dem das Haus der Kunst eine künstlerische Position der Stärke erreicht hat. Es war für mich ein besonderes Privileg, diese außergewöhnliche Institution zu leiten und mit solch einem engagierten und talentierten Team zusammenzuarbeiten. Okwui Enwezor
Nachfolger bekommt "Dauer-Baustelle"
Aus dem Ministerium hieß es, man werde dort "zügig“ nach einem Nachfolger suchen. Das dürfte nicht einfach werden. Kurzfristig stehen prominente Kunst-Manager selten zur Verfügung. Obendrein wartet auf Enwezors Nachfolger eine Dauer-Baustelle: Ab 2020 soll das Haus der Kunst umfassend renoviert werden. Die Pläne dafür stammen vom britischen Architekten David Chipperfield, der die Kunsthalle auf ihre ursprüngliche Optik zurückbauen will. Das ist hoch umstritten, weil er dafür etwa die Baum-Allee beseitigen will, die jetzt noch das Ensemble verdeckt. Da es sich um einen Bau aus der NS-Zeit handelt, wäre eine derartige Rekonstruktion auch politisch heikel. Es soll wieder lichter, heller, großräumiger werden.
Avantgardistische Ethno-Kunst
Um die Finanzen kümmert sich inzwischen der neu angestellte Geschäftsführer Bernhard Spies. Er ist seit April im Amt und dürfte einiges an Aufräumarbeiten zu bewältigen haben. Die künstlerischen Aufgaben soll einstweilen Kurator Ulrich Wilmes übernehmen. Der muss vor allem das Besucher-Interesse wieder erhöhen. Der Standort an der Prinzregentenstraße in München ist zunehmend unattraktiv geworden, obwohl das Gebäude direkt am Englischen Garten steht. Auch die Ausstellungsthemen waren umstritten: Enwezor setzte auf avantgardistische Ethno-Kunst, dachte und handelte global, verstand es aber selten, seine Entscheidungen allgemeinverständlich zu vermitteln, zumal er kaum Deutsch spricht. So erreicht er zwar Fans, aber wenig mehr.