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Glastonbury Festival 2018

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"Frauen-Zonen" gegen sexuelle Gewalt auf Sommerfestivals?

"Frauen-Zonen" gegen sexuelle Gewalt auf Sommerfestivals?

In Glastonbury gibt es seit zwei Jahren eine "Frauen-Zone" auf dem Festival, damit sich weibliche Zuschauer sicher fühlen können vor sexueller Belästigung. Kritiker entgegnen, auf Openairs müsse es "lockerer" zugehen. Von Matthias Scherer.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Musikfestivals - damit verbinden die meisten Menschen ein Wochenende in der Sonne, mit vielen Bands, guten Freunden, oft auch viel Alkohol, und generell: wenig Verpflichtungen und Verantwortung. Seit ein paar Jahren wird im Zusammenhang mit Festivals aber auch immer mehr über ein sehr ernstes Thema gesprochen - nämlich sexuelle Gewalt. Seit 2016 bereits gibt es beim legendären Glastonbury Festival in Großbritannien etwa Bereiche auf dem Gelände, in denen sich nur Frauen aufhalten dürfen, damit diese tanzen und feiern können, ohne dass sie Gefahr laufen, belästigt zu werden. Dieses Thema ist so brisant, dass sich im vergangenen Monat eine neue Studie aus Großbritannien damit befasst hat.

Aggressives "Antanzen"

Über 1000 Festivalbesucherinnen und Besucher hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov zu ihren Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen befragt. 43 Prozent aller Frauen zwischen 18 und 24 gaben an, durch aggressives "Antanzen" und anzügliche Kommentare belästigt worden zu sein. 18 Prozent aller Männer im selben Alter haben laut Studie ähnliche Erfahrungen gemacht. Für deutsche Festivals gibt es noch keine vergleichbaren Zahlen, Sabine Schorpp hält es aber für wahrscheinlich, dass diese ähnlich aussehen wie in Großbritannien. Sie arbeitet als Awareness Team Leiterin beim "Mini Rock Festival" in Horb am Neckar und setzt sich für eine Festivalatmosphäre ohne sexuelle Gewalt ein.

Sie hat auf dem "Mini Rock Festival" mit ihrem Team die Aktion “Wo ist Angela?” gestartet. Von Übergriffen Betroffene können sich mit dieser Parole beim Sicherheitspersonal vor Ort melden, um Hilfe zu bekommen. Solche Kampagnen gibt es in Großbritannien in Deutschland seit ein paar Jahren, aber trotzdem haben laut YouGov gerade mal ein Prozent aller betroffenen Frauen die ihnen widerfahrenen Übergriffe auch gemeldet.

Geht es auf Festivals "lockerer" zu?

Das hat mehrere Gründe. Zum einen haben noch längst nicht alle Festivals derartige Systeme, um gegen sexuelle Gewalt vorzugehen. Andere Festivals arbeiten zwar mit solchen Kampagnen, kommunizieren sie aber nicht effektiv genug - mit dem Ergebnis, dass die meisten Festivalgänger gar nicht wissen, was Codeworte wie “Wo ist Angela?” bedeuten. Und zu guter Letzt wird Musikfans immer noch suggeriert, dass es auf Festivals nun mal in Anführungszeichen “lockerer” zugeht, und das man sich doch bitte nicht so anstellen solle. Dass Menschen, die diese Argumentation vorbringen, Themen wie Brandschutz oder Notausgänge ähnlich entspannt sehen, ist unwahrscheinlich.

Mehr weibliche Konzert-Acts

Festivalgänger müssen für das Thema sexuelle Gewalt sensibilisiert werden. Das sagen zum Beispiel die Aktivisten der in London gegründeten Organisation "Good Night Out". Sie bietet Festivalveranstaltern an, ihr Personal im Umgang mit sexueller Gewalt zu schulen und Systeme zu entwickeln, mit denen sich das Publikum sicher fühlt. Sabine Schorpp vom "Mini Rock Festival" findet außerdem, dass ein Festival-Booking mit mehr weiblichen Acts ein positiver Faktor im Kampf gegen sexuelle Gewalt sein könnte.

Klare Regeln gegen Übergriffe

Natürlich kann es nicht nur an weiblichen Künstlern hängenbleiben, auf das Thema sexuelle Gewalt bei Musikfestivals hinzuweisen. Veranstalter haben die Verantwortung, klare Regeln gegen Übergriffe aller Art aufzustellen, sie zu kommunizieren, und durchzusetzen. Und auch die Festivalbesucherinnen und Besucher unter uns stehen in der Pflicht: wer übergriffiges Verhalten bemerkt, muss es melden. Nur so kann eine Festivalatmosphäre entstehen, die alle genießen können.