Spiel mit Licht und Schatten: Szene aus "Hundert Jahre Einsamkeit"
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"Hundert Jahre Einsamkeit": Die Literaturverfilmung des Jahres

"Hundert Jahre Einsamkeit": Die Literaturverfilmung des Jahres

"Hundert Jahre Einsamkeit" zählt zu den wichtigsten Werken der Weltliteratur. Bisher galt der Roman allerdings als unverfilmbar. Bis sich Netflix der Sache angenommen hat. Warum die Serienverfilmung die Streaming-Überraschung des Jahres ist.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Eigentlich galt dieser Jahrhundertroman als unverfilmbar. Selbst sein Schöpfer Gabriel Garcia Marquez wehrte sich zu Lebzeiten gegen eine Adaption. 1982 gewann der Kolumbianer den Nobelpreis für Literatur. Und das nicht zuletzt für sein Epos "Hundert Jahre Einsamkeit".

Netflix ignoriert den Wunsch Garcia Marquez'

Der Roman zählt es zu den wichtigsten Werken der Weltliteratur. Garcia Marquez prägte mit seinem Magischen Realismus, dieser Verknüpfung von Realität und Fantastik, eine ganze Stilepoche. Kein Wunder also, dass Netflix - keine zehn Jahre nach seinem Ableben - den Wunsch des Autors ignoriert und es trotzdem gewagt hat: In 16 Folgen hat der Streaming-Riese den Roman verfilmt.

Und das scheinbar Unmögliche gelingt: Eine gute, sogar sehr gute Adapation von "Hundert Jahre Einsamkeit". Ein Grund dafür: die erstaunliche Texttreue.

Die Serie zitiert im Wortlaut aus dem Roman

Teilweise im Wortlaut wird der Roman zitiert. Immer wieder tauchen in der Serie lange Passagen aus dem Meisterwerk auf. Außerdem nimmt sie sich Zeit, all die Personen und skurrilen Begebenheiten, die im fiktiven Dorf Macondo geschehen, detailgetreu abzubilden.

Und das ist der richtige Weg. Einer, der direkt ins Herz von Kolumbien und weit darüber hinaus führt. Südamerika und die Welt, Liebe und Tod, Familie und Vermächtnis, Irdisches und Übernatürliches - all das verhandelt der Roman am Beispiel der Geschichte der Familie Buendia.

Die Serie überzeugt aber nicht nur in ihrer Zitierfreude. Noch wichtiger ist die experimentelle Filmsprache, die den Magischen Realismus Garcia Marquez' von den Buchseiten auf die Bildschirme holt.

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Szene aus "Hundert Jahre Einsamkeit": Für die Serie ließ Szenenbildner Eugenio Caballero ein ganzes Dorf nachbauen

Die Bildsprache holt den Magischen Realismus auf den Bildschirm

Das beginnt schon bei den Farben. Macondo leuchtet in einem fantastischen Grün-Blau-Schimmer, der die wilde Natur des Regenwalds genauso gut widerspiegelt wie die abergläubischen Gedanken, die unter den Einheimischen kursieren.

Dazu kommt die Kamera: Sie nimmt den Duktus von Garcia Marquez’ Sprache auf und verwandelt diese in lange, manchmal chaotische Fahrten. Man sieht Macondo und die Buendias aus jeder möglichen Perspektive. Von oben, unten, in Weitwinkel, Großaufnahme und auch in Slowmotion. Wunder und Witz der Vorlage werden so visuell erfahrbar.

Hinter der Produktion steht ein kolumbianisches Team

Es ist spürbar, dass das größtenteils kolumbianische Filmteam seinem Nationalhelden Garcia Marquez ein Denkmal setzen will. Das Projekt war eine Herzensangelegenheit für die Regisseure Alex Garcia Lopez und Laura Mora. Und eines der teuersten in der Geschichte des südamerikanischen Films.

Der Szenenbildner Eugenio Caballero, der für "Pans Labyrinth" einst den Oscar erhielt, konnte hier seine ganze Kreativität entfalten. Das Dorf Macondo wurde als Kulisse auf der Fläche von 70 Fußballfeldern errichtet. Auf digitale Effekte hat man größtenteils verzichtet. Das Drehbuch stammt von einem Team um Jose Rivera, der bereits dem "jungen Che" eine famose Heldenreise auf den Leib schrieb.

Fazit: Streaming-Überraschung des Jahres!

Beim Cast setzt die Serie auf selbst in Südamerika weitgehend unbekannte Gesichter. Und auch das ist die richtige Entscheidung, denn dadurch können sich die Roman-Figuren frei von erdrückenden Schauspieler-Persönlichkeiten entfalten.

Das Buch "Hundert Jahre Einsamkeit" wird freilich immer unerreicht bleiben. Aber diese Serie kommt der Vorlage so nahe, wie man ihr nur kommen kann. Das heißt viel, und macht diese Verfilmung zur Streaming-Überraschung des Jahres!

Die Serie "Hundert Jahre Einsamkeit" ist seit dem 11. Dezember über Netflix abrufbar.

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