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Max Hollein

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Max Hollein: Neuer Direktor des New Yorker Metropolitan Museum

Max Hollein hat in Frankfurt, Berlin, Las Vegas, Bilbao und San Francisco bestens inhaltlichen Anspruch mit Managerqualitäten verbunden. Eine Mischung, von der ab diesem Sommer das New Yorker Metropolitan Museum profitieren will. Von Rudolf Schmitz

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Der heute 48jährige Wiener Max Hollein weiß mit Erfolgen zu überzeugen. Als er vor zwei Jahren Frankfurt in Richtung San Francisco verließ, herrschte in der hessischen Main-Metropole Zerknirschung. Denn als Super-Museums-Direktor – er leitete die Schirn-Kunsthalle, das Städel-Museum und die Skulpturensammlung des Liebieghauses - hatte er Frankfurt in die erste Liga des Kunstbetriebs katapultiert. Mit aufsehenerregenden Ausstellungen sorgte er für Besucherrekorde, für den unterirdischen Neubau des Städel-Museums hatte er die Stiftungstradition der Frankurter Bürgergesellschaft neu belebt, wie er selbst erklärt: „Es gibt kein anderes Museum dieser Größenordnung, das einen derartigen hohen Eigenfinanzierungsgrad abseits der öffentlichen Hand hat. Es zeigt aber auch, das wir einerseits eine Fähigkeit haben, unsere Notwendigkeiten und Ziele zu kommunizieren an andere, und auf der anderen Seite, dass es wirklich ganz hervorragende Menschen, Personen gibt, die etwas zurückgeben wollen“.

Von Kunstmäzenen anerkannt

Max Hollein hatte in jungen Jahren wohlweislich Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte parallel studiert, weil er eine entsprechende Doppelqualifikation als Voraussetzung für erfolgreiche Kulturarbeit in heutigen Zeiten verstand. In seiner Lehrzeit am Guggenheim Museum New York machte er sich mit dem amerikanischen Mäzenaten-Modell vertraut. In Frankfurt zeigte sich, dass er von den Vorständen der Banken und Industrie als Ihresgleichen empfunden wurde. Sie öffneten ihre Schatullen, und die beispiellose Renaissance des Städel-Museums konnte beginnen. In den zwei Jahren seiner Tätigkeit an den Fine Arts Museums in San Francisco gelangen ihm nicht nur publikumswirksame Ausstellungen zum „Summer of Love“ oder dem „Kult der Maschine“. Er konnte auch den Haushalt der zwei Museen sanieren. Hollein kennt die Bedürfnisse der Geldgeber: „Die Leute hier sind vollkommen ergebnisorientiert, wollen sehen: okay, was passiert? Wie schnell passiert es, und wie effizient passiert es auch. Das ist einer der großen Merkmale der amerikanischen institutionellen Kulturszene, dass die Gelder von Mäzenen kommen, die alle sehr stark von einer wirtschaftlichen Haltung geprägt sind...wollen die nicht nur sehen, was mit diesem Geld gemacht wird, sondern wie effizient das auch gemacht wird.“

Der Sponsorenflüsterer

Max Hollein, den neidische Konkurrenten in Frankfurt auch den „Sponsorenflüsterer“ nannten, ist unprätentiös, hervorragend organisiert, umgibt sich mit ehrgeizigen jungen Teams. Er wird gerne von Institutionen in der Krise gerufen. Jetzt also vom New Yorker Metropolitan Museum, das der Brite Thomas Campbell nach 8 1/2 Jahren mit einem Millionendefizit hinterlässt und das unter Eingeweihten als „Schlangengrube“ gilt. Zwar verlässt Max Hollein San Francisco mit Bedauern: „Auf der anderen Seite“, sagt er, „war das Angebot, Direktor des Metropolitan Museum in New York zu werden, nicht nur sehr verführerisch, sondern eigentlich ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. Und es ist eine Aufgabe, die so ungemein spannend und wichtig ist, das war der Moment zu sagen: Ja, ich mach das und geh nach New York“.

Digitalisierung und Kunstvermittlung

Als Universalmuseum ist das Metropolitan Museum eine der führenden Institutionen der Welt, allenfalls der Louvre oder die St. Petersburger Eremitage können da mithalten. Höher auf der Karriereleiter kann es für einen Achtundvierzigjährigen nicht gehen. Bis zu 7 Millionen Besucher stürmen die drei Häuser des New Yorker Museums pro Jahr. Dass Max Hollein die zerrütteten Finanzen des MET in den Griff bekommt, darf man voraussetzen. Es kann allerdings nur spekuliert werden, welche Richtung er den drei thematisch divergierenden Häusern geben wird. Erste Andeutungen allerdings gibt es: „Ich glaube es ist wichtig zu sehen, dass grade enzyklopädische Museen in einem interessanten Moment ihrer Entwicklung sind. Es hat zu tun mit der Globalisierung, mit dem Zugang zur Information, dass die Idee des enzyklopädischen Museums sich da ändert oder weiterentwickelt“. Das klingt so, als sähe Max Hollein in der digitalen Erweiterung des Museums, die er schon in Frankfurt vorangetrieben hatte, die entscheidende Zukunftschance. Da gab es digitale Vor- und Nachbereitung von Ausstellungen, einen Online-Kunstgeschichtskurs, interaktive Spiele für Kinder und Jugendliche. Die kulturelle Vermittlung als größte Aufgabe des Museums – davon hat Max Hollein immer gesprochen, dafür wird er auch in New York originelle Wege suchen und finden.