Genau 113 Künstler zeigen noch bis zum 24. November, was ihnen der Umsturz des Jahres 1918 heute bedeutet. Dazwischen gibt es Hörstationen etwa mit Musik von Konstantin Wecker, mit musikalischen Kunstwerken und Tafeln mit historischen Zitaten und Informationen. Nur 104 Tage lang dauerte die Regierungszeit des Pazifisten und unabhängigen Sozialisten Kurt Eisner. In dieser Zeit wurde die Demokratie in Bayern eingeführt, das Frauenwahlrecht, der Föderalismus, der 8-Stunden-Tag, die Sozialversicherung. Kurz: Es war so, wie es der Schriftsteller Heinrich Mann in seiner Trauerrede auf Kurt Eisner sagte:
"Die hundert Tage der Regierung Eisners haben mehr Ideen, mehr Freuden der Vernunft, mehr Belebung der Geister gebracht als die fünfzig Jahre vorher." Heinrich Mann
"Und vielleicht auch die 50 Jahre danach, wenn nicht sogar 100 Jahre danach", ergänzt der Künstler Wolfram Kastner, der für die Ausstellung eigens ein historisches Kunstkabinett zusammengestellt hat, das voller Überraschungen steckt.
Demokratie braucht viele
Der berühmte Maler Paul Klee war zum Beispiel Mitglied im Aktionsausschuss revolutionärer Künstler und wurde 1919 einer von mehreren Leitern des Kunstkommissariats.
"Kurt Eisner war ja nicht alleine. Es waren ganz viele dabei, die heute vergessen sind. Und man könnte ihnen eigentlich hier auf dem Marienhof ein Forum der Demokratie errichten, wo die Personen gewürdigt werden, die wirklich für die Demokratie ihr Leben einsetzten und danach verhaftet und ermordet wurden." Wolfram Kastner
Pazifisten und Revolutionäre ermordet
Der Pazifist Gustav Landauer zum Beispiel wurde in der Haft bestialisch ermordet, und auch die unabhängige Sozialistin Sarah Sonja Lerch starb in der Untersuchungshaft in Stadelheim. Nach ihrer Verhaftung hatte sie zu Protokoll gegeben:
"Auf die Frage, was ich mit meiner Agitation bezwecke, muss ich sagen, dass ich nur den Weltfrieden im Auge habe." Sarah Sonja Lerch
Eines der Kunstwerke in der Rathausgalerie stellt nun ihre Zelle nach. Organisiert hat die Ausstellung Sepp Rauch vom Kulturforum der Gewerkschaft Verdi. Am 7. November gab es einen öffentlichen Festakt, zu dem auch zwei Enkel und eine Enkelin Kurt Eisners anreisten.
Neben der Ausstellung in der Rathausgalerie läuft auch eine zweite Ausstellung im Münchner Stadtteil Großhadern, wo 1918 Kurt Eisner wohnte, und die die historischen Ereignisse vor Ort vorstellt. Sie wurde organisiert vom Geschichtsverein Hadern e.V. .