Zu viel Platz für zu wenig Menschen. So ist die Lage in vielen Kirchen in ganz Europa. In den Niederlanden wurden Kirchen schon zu Buchhandlungen, Cafés oder Campingplätzen umgewandelt und In Nordrhein-Westfalen kann man in ehemaligen Kirchen Fußballspielen oder klettern.
So weit ist man in Bayern noch nicht gegangen, doch auch hier verändern sich einige Kirchen. Etwa in der katholische Sankt Martins Kirche im schwäbischen Lagerlechfeld. Hier wird gerade die Chor-Empore abgebaut und dort, wo vor wenigen Wochen noch Kirchenbänke standen, liegt jetzt nur noch ein Bretterhaufen. Es ist eiskalt und staubt in Sankt Martin im schwäbischen Lagerlechfeld. Die Kirche wurde Ende Dezember profaniert, erzählt Pfarrer Thomas Demel: "Es ist keine Kirche mehr, der Tabernakel vorne ist leer. Das heißt es ist kein Haus Gottes mehr Jesus ist ausgezogen seit dem 27.12."
Fast 800 leere Plätze
An diesem 27.12. hat der Augsburger Bischof Bertram Maier den sogenannten Profanierungs-Gottesdienst gehalten. Grund dafür: Die Kirche war zu groß geworden für die katholische Gemeinde in Lagerlechfeld, erklärt Pfarrer Demel. Mit Ausnahme von Weihnachten und Ostern blieben die allermeisten der rund 800 Plätze leer.
Die Kirche wurde Mitte der 60er-Jahre gebaut und hätte nun für ungefähr anderthalb Millionen Euro saniert werden müssen. So viel Geld, um eine für die Gemeinde eigentlich zu groß gewordene Kirche in Stand zu halten – das wollte die Diözese Augsburg nicht in die Hand nehmen. Deswegen wird die Kirche nun umgewandelt. Der ehemalige Kirchenraum wird zu einem Depot für religiöse Kunstgegenstände und unter dem Dach wird ein kleinerer Gottesdienstraum entstehen. Platz gibt es dann nicht mehr für 800 Menschen, so wie es mal war, sondern nur noch für 150. Rund dreieinhalb Millionen Euro soll der Umbau kosten, damit soll das Gebäude der Gemeinde und der Diözese dann aber langfristig gerecht werden.
Kindergarten statt großer Kirche
St. Martin in Lagerlechfeld ist nicht die erste Kirche in der Diözese Augsburg, die inzwischen anders genutzt wird. Bereits 2012 wurde wegen des Rückgangs an Kirchenbesuchern im Augsburger Stadtteil Oberhausen die Kirche Sankt Joseph teilweise profaniert. Der frühere Chorbereich wird weiter für Gottesdienste genutzt, im Langhaus befindet sich inzwischen das Magazin des Diözesanarchivs.
Auch in der Füssener Kirchengemeinde "Zu den Acht Seligkeiten" gibt es immer weniger Gläubige. Dort soll 2022 der Zweckbau aus den 60iger-Jahren abgerissen werden und an gleicher Stelle ein Kindergarten und ein Begegnungszentrum für die Gemeinde entstehen, mit einer kleineren Kirche.
Hälfte der Gemeindemitglieder verloren
Auch in Franken beklagen viele Gemeinden immer weniger Gläubige. Im oberfränkischen Coburg wird bald die evangelische Lukas-Kirche entwidmet werden. Die Kirche soll dort allerdings nicht verkleinert, sondern komplett aufgegeben werden. Der dortige Pfarrer Rolf Roßteuscher sagt, die Entwidmung und Umnutzung von Kirchen wird kein Einzelfall bleiben, denn auch in der evangelischen Kirche gehen die Mitgliederzahlen zurück.
"Hier in Oberfranken spüren wir es besonders deutlich. Es ist zum Beispiel im Dekanat Coburg so, dass wir in 50 Jahren die Hälfte unserer Gemeindemitglieder verloren haben. Das hat etwas mit Demographie zu tun, aber auch mit der Entwicklung in unserer Kirche insgesamt. Wir werden weniger und brauchen deswegen auch weniger Räume." Pfarrer Rolf Roßteuscher
Die Lukas-Kirche im Coburger Süden soll deswegen nun verkauft und dann vielleicht sogar abgerissen werden. Ein Investor hat bereits Interesse angekündigt und möchte an der Stelle ein Wohnhaus errichten. Noch prüft allerdings das Amt für Denkmalpflege, ob das Kirchengebäude schützenswert ist. Wenn dem so wäre, dann müsste das Gebäude so erhalten bleiben, könnte aber beispielsweise zu einer Gastwirtschaft umgewandelt werden.
So eine ehemalige Kirchen-Gastwirtschaft gibt es im hessischen Willingen. In der einstigen evangelischen Kirche ist inzwischen das "Don Camillo" untergebracht.
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