Drei Metallschalen, in denen dicke Holzscheite brennen, stehen als eine Art Leit-Feuer am Weg Richtung Versammlungsort. Der langgezogene Barackenbau ist das temporäre Quartier der Freien Waldorfschule Weilheim, Standort Huglfing. Auf einem Hügel oberhalb des Bahnhofs, zehn Kilometer südlich von Weilheim, werden seit 2014 rund 100 Kinder unterrichtet. Ab Herbst werden es dann 135 Schüler sein, in den Klassen eins bis fünf. Schon seit einiger Zeit träumen Eltern, Lehrer und Unterstützer von einem eigenen Schulhaus – und nun könnte diese Vision Wirklichkeit werden. In Frage kommt ein Grundstück am östlichen Rand von Weilheim, das sogenannte Erdbeerfeld am Narbonnenring. Letztes Jahr im Herbst hat man nach vielen Vorgesprächen sechs Architekturbüros eingeladen, um eines für eine Machbarkeitsstudie auszuwählen.
Machbarkeitsstudie vorgestellt
Die Machbarkeitsstudie von Francis Kéré zeigt einen schön gegliederten, ziemlich großen Komplex, der an der Straßenseite hin zum viel befahrenen Narbonner Ring auch als Lärmschutzwall dient. Von den ins Erdreich versenkten Räumlichkeiten, der Sporthalle, einem öffentlichen Café und dem Festsaal, ragen nur die gewölbten Dächer hervor – sie sollen begehbar sein und begrünt werden. Weiter entfernt und geschützt vor der verkehrsreichen Straße werden dann in Richtung Feld die eigentlichen Schulgebäude stehen – kleinere Einheiten mit den Unterrichtsräumen, aufgeteilt in Grundschule und Gymnasium. Barrierefreie, nachhaltige Architektur mit Rampen statt Treppen. In der Mitte ein zentraler Ort der Begegnung und daneben Möglichkeiten für den individuellen Rückzug.
Bürgerbeteiligung ist dem Baumeister wichtig
Francis Kéré ist vor allem von dem gemeinschaftlichen, partizipativen Prozess des Redens, Entwerfens und Bauens begeistert. Er bekomme jeden Monat ein Angebot, eine Schule zu planen, aber hier sei es anders, das erinnere ihn tatsächlich an sein erstes realisiertes Bauprojekt, die Grundschule in seinem Heimatdorf in Burkina Faso. Damals finanziert durch den dafür gegründeten Verein „Schulbausteine für Gando“, die heutige „Kéré Foundation“. Der Lohn dafür: 2004 bekam der Architekt die wichtigste Auszeichnung für Baukunst in der islamischen Welt, den Aga-Khan-Preis. Klingt wie ein Märchen – und ist es bisher auch. Als Lichtgestalt bezeichnen die Verantwortlichen der Freien Waldorfschule Weilheim den Stararchitekten, der ihnen aus dem Himmel irgendwie vor die Füße fiel. Kéré, der Baumeister des sozialen Miteinanders, begeistert die Menschen, weil er an das Wunder glaubt, bereits nächstes Jahr mit den Arbeiten beginnen zu können.