Autor Richard Ford
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"Valentinstag" von Richard Ford: Die Dringlichkeit des Alltags

Es soll – hat Richard Ford verkündet - sein letzter großer Roman sein. Und so handelt "Valentinstag" einmal mehr von der Hauptperson seiner bekanntesten Bücher: Frank Bascombe.

Über dieses Thema berichtet: Diwan - Das Büchermagazin am .

Frank Bascombe ist ein wahrer Durchschnittscharakter, ohne wirkliche Begabungen oder herausstechende Eigenschaften. Sondern einer, der sich durchwurschtelt. Die Leser und Leserinnen sind ihm durch verschiedene Lebensalter und -phasen gefolgt. Über Jahrzehnte veränderte sich seine Lebenswirklichkeit. Und so hat man Richard Fords Romane auch als Chroniken eines sich wandelnden Amerika bezeichnet: "Das scheint mir eher ein Blickwinkel von außerhalb der USA zu sein. Was prinzipiell nichts Schlechtes sein muss. Aber, das war nicht wirklich meine Intention. Ich habe einfach über einen Mann mit Namen Frank Bascombe geschrieben und über das, was ihm passiert. Nein! Es war niemals meine Intention, eine Chronik der USA zu verfassen. Das entspräche gar nicht meinen literarischen Stärken", wiegelt Richard Ford ab.

Politische Wirklichkeit schwingt mit

Trotzdem war und ist das Setting der Bascombe-Romane jeweils eng mit der aktuellen Situation der USA verknüpft. Die politische Wirklichkeit spielt auch in den neuen Roman hinein, mit den beiden großen Gegenspielern Biden und Trump oder mit beharrlichen Lagern von Demokraten und Republikanern. Wenn auch nur als atmosphärische Grundierung. "Ja, ich habe ziemlich viele Ängste, was die Zukunft der USA betrifft. Allerdings besitze ich auch eine gewisse Zuversicht. Aber die stützt sich auf die Vergangenheit. Ich denke, dass es gut ist, sich auf die Vergangenheit zu verlassen, ein Gefühl für die Geschichte zu entwickeln. Aber ich befürchte, viele Menschen teilen mein Geschichtsbewusstsein nicht. Deshalb meine ich, dass der rechte Flügel - genau wie in Deutschland, genau wie in Frankreich – kein Geschichtsbewusstsein hat und keine wirkliche Zuneigung für das Land besitzt. Ich glaube, dass der rechte Flügel sehr nihilistisch ist, und dass sie den Willen haben, das Land zu spalten, es zu zerstören. Davor habe ich Angst."

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"Valentinstag" von Richard Ford

"Valentinstag" – das neue Buch - ist im Grunde ein Roadmovie. Und so geht es auch um Landschafts- und Stadtportraits, um das weite Runde einer vereisten Ebene, die sich trost- und ereignislos zum Horizont streckt. Um gesichtslose Vorstädte, die ein eisiger Winter im Griff hat. Im Wohnmobil geht es von Minnesota zum Mount Rushmore. Eine letzte Reise, die Frank Bascombe, inzwischen 74, seinem an der Nervenkrankheit ALS erkrankten Sohn Paul (47) schenkt. Im Grunde verstehen sich Vater und Sohn nicht sonderlich. Auch jetzt bleibt vieles ungesagt. Aber was sich nach wehleidigem Abgesang anhört, ist ein echtes Lesevergnügen. So sarkastisch, unsentimental und ja, humorvoll, wie Ford sein Personal mit der Szenerie umgehen lässt. Eine moderne Heldenreise?

Das ganz normale Leben

"Nun, ich habe es nicht so mit Helden. Ich habe nur versucht, die Aufmerksamkeit des Lesers ganz nah an Menschen mit wiedererkennbarem, aber normalem Leben heranzuführen und den Leser davon zu überzeugen, dass das gewöhnliche Leben letztlich gut ist, dass es letztlich irgendwie aufgeht." Ford ist eh nicht so der Mann der großen Worte. Und schreibt doch umso eindringlichere Bücher. Denn am Ende von "Valentinstag" sind sie doch Helden, Frank Bascombe und sein Sohn Paul. Sie sind sich nähergekommen, wenn auch eher auf nonverbaler Ebene in der überheizten Enge des Wohnmobils, wo der körperliche Verfall des Sohnes die ganze Barmherzigkeit des Vaters einfordert. Es ist dieses ganz normale Leben mit seinen Tücken, dem Fords Bücher ihre besondere Dringlichkeit verdanken. Das neue Buch macht da keine Ausnahme.

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