Der Wiener Stephansdom macht seine Pforten auf . 20 Jahre nach seinem Tod bekommt Falco hier ein Requiem. Ein Requiem mit seinen eigenen Liedern. Ein Schülerchor präsentiert die größten Hits des vor 20 Jahren verstorbenen Sängers. Auch Falcos Stimme ist zu hören. Dompfarrer Toni Faber lässt Fürbitten für den Verstorbenen sprechen. Der Dom ist überfüllt, die Stimmung sakral andächtig.
Dass ein Popsänger mit sehr umstrittener Vergangenheit im Dom geehrt im Dom geehrt wird, ist für den Dompfarrer kein Widerspruch, denn: "Wir wollen nicht nur Scheinheilige haben, sondern wir wollen Menschen haben, die zu ihren Schwächen stehen, damit kämpfen, vielleicht auch daran scheitern aber trotzdem uns genial etwas hinterlassen." Vor dem Requiem treffen sich Weggefährten und eingefleischte Fans am Wiener Zentralfriedhof und legen Kränze an Grab an. Unter ihnen ist Falco-Imitator Mario Pawel. Er ist extra aus Berlin angereist. Neben der Musik zeigt er sich vor allem von Falcos Lebensgeschichte fasziniert. "Also wirklich, das macht manch einer mit 60, 80 Jahren nicht durch, was er mit 40 erlebt hat. Ups and downs – der Wahnsinn."
Tödlicher Autounfall 1998
Auf dem Höhepunkt seiner Kariere starb Falco, der eigentlich Johann Hölzel heißt, bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik, seiner Wahlheimat. Er hatte Kokain und Alkohol im Blut. Es ist ein jähes Ende eines Hochbegabten. Johann Hölzl wird 1957 in Wien geboren – als einziger Überlebender von Drillingen. Er gilt als musikalisches Ausnahmetalent mit absolutem Gehör. Aber auch als einer, dem Konventionen nicht behagen. Eine Lehre als Bürokaufmann bricht Johann Hölzel ab, auch das Musikstudium schließt er nicht ab. Dann kommen die 80er-Jahre. Falco eckt an mit seinem deutschen Sprechgesang, damals ein stilistisches Wagnis. Die meisten Radiosender boykottieren ihn. Falco provoziert auch mit seinem exzentrischen Lebenswandel – und hat damit Erfolg. Der Durchbruch gelingt ihm mit "Der Kommissa"“ – die Single "Rock Me Amadeus" bringt ihn Weltruhm ein. Das Lied führt wochenlang die Charts an – auch in den USA und in Großbritannien. Der Song ist auch der Höhepunkt des Requiems im Wiener Stephansdom.
"Sterben, um zu leben"
Ob man seine Musik mag oder nicht, an Falco kommt man auch als junger Musiker in Österreich nicht vorbei, sagt die 19-jährige Sängerin Esther, die beim Requiem im Stephansdom als Solistin aufgetreten ist: "Falco ist ein Vorbild. Man sagt ja immer – aus Österreich ist es schwer, ein Musiker zu werden. Aber Falco hat es halt gezeigt, und es ist für jeden so – es hat funktioniert, wieso sollte es nicht noch mal funktionieren." Die Idee für das Requiem hatte Wolfgang Kosmata. Der Musikproduzent ist Beirat in der Falco-Privatstiftung, die den Nachlass des Sängers verwaltet. Als Erklärung für die posthume Popularität des Sängers zitiert er eine Zeile aus Falcos Song "Out of the Dark": "Es ist wirklich so in Österreich – offensichtlich muss man sterben, um zu leben."