Bildrechte: dpa/pa

Waldseemüllerkarte (Exemplar bei Christie's)

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Waldseemüllerkarte in München: "Unzweifelhaft eine Fälschung"

Ende 2017 hat das Auktionshaus Christie's eine gefälschte "Waldseemüllerkarte" zurückgezogen. Nun stellt sich heraus: Auch das Exemplar in der Bayerischen Staatsbibliothek stammt nicht aus dem 16. Jahrhundert, sondern ist gefälscht.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Die "Waldseemüllerkarte" gilt als Schatz der Menschheitsgeschichte: Die von von Martin Waldseemüller erstellte Weltkarte aus dem 16. Jahrhundert zeigt erstmals den Kontinent Amerika. Nur ein großes und sechs kleine Exemplare sind noch erhalten. Es gab Zweifel an der Echtheit zweier Karten. Eine davon liegt in München.

Waldseemüllerkarte in München: eine Fälschung

Der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, Klaus Ceynowa, hat nun im Interview mit der radioWelt auf Bayern 2 bestätigt, dass es sich bei diesem in München aufbewahrten Einblattdruck der Globensegmente tatsächlich nicht um ein Original handelt.

"Es ist leider so, dass die Waldseemüllerkarte der Bayerischen Staatsbibliothek unzweifelhaft eine Fälschung ist. Das ist ein sehr trauriges Resultat für uns, aber es ist so." Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek

"Wir haben die Karte, auch unterstützt durch Drittmittelgeber, im Jahr 1990 für damals zwei Millionen D-Mark gekauft", sagte Klaus Ceynowa

"Zu dem Zeitpunkt konnte man Karten noch nicht vergleichen. Man hätte also um die Welt fahren müssen und die zwei, drei Exemplare, die bekannt waren, nebeneinander legen müssen. Das hat man aber damals noch nicht tun können." Klaus Ceynowa

Und weiter: "Man hat sich also verlassen, zwangsläufig und das war auch immer so, auf die Betrachtung der Karte selbst. Ist sie alt? Wie ist der Druck? Und unsere Karte war auch noch eingebunden in eine Inkunabel, die sogenannten Chronographiker von 1486", so Klaus Ceynowa. "Und insofern hat es nie Zweifel, auch von allen Experten, die die Karte druckhistorisch von ihrem Wert her damals begutachtet haben, an der Echtheit gegeben."

"Die Karte ist wertlos. Das muss man sagen. Es ist eine Kopie." Klaus Ceynowa

"Die Inkunabel selber, in die sie eingebunden ist, ist nicht wertlos", betonte Klaus Ceynowa - und ergänzte: "Sie ist nach allen Prüfungen, die wir vorgenommen haben, echt und wir werden sie auch einfach in dieser Inkunabel belassen. Wir werden aber in dem Katalogisat den Nachweis dieser Inkunabel und der Waldseemüllerkarte im Internet auf die Fälschung hinweisen."

Gefälscht in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Nach den Worten des Generaldirektors der Bayerischen Staatsbibliothek datiert die Fälschung auf die Zeit vor 1950.

"Es ist also leider so, dass alle agierenden Personen aus dieser Zeit verstorben sind, so dass wir auch im Grunde keine Rechtsansprüche anmelden können. [...]
Wir vermuten, dass es seinerzeit ein Restaurator gewesen ist, der sehr geschickt vorgegangen ist [...], um Geld damit zu verdienen." Klaus Ceynowa