Eigentlich wirkt Björn nicht wie jemand, der sich für Adelshochzeiten oder royale Skandale begeistert: Er ist 23 und studiert in Erlangen Jura. Das heißt: Er blättert oft in Gesetzestexten. Doch auch der Klatsch und Tratsch hat es ihm angetan. Seine wichtigste Informationsquelle sind die Boulevard-Zeitschriften beim Friseur. "Zurzeit habe ich allerdings ein bisschen Informationsrückstand", gibt er zu. Denn seit Corona liegen die Zeitschriften nicht mehr aus.
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Die Hälfte der Deutschen interessiert sich für den Klatsch der Royals
Nicht nur ihn fasziniert der Glanz aus royalem Hause. Etwa die Hälfte der Deutschen interessiert sich zumindest ein wenig für die Geschichten aus den königlichen Palästen, so Umfragen. Frauen interessieren sich dabei deutlich häufiger als Männer, zumindest laut eigenen Angaben.
Interesse bei jüngeren Leuten steigt durch die Sozialen Medien
Noch stärker als Björn kann sich Anika Helm für royale News begeistern. Sie ist Journalistin und Adelsexpertin, hat einen eigenen Blog und einen Podcast – dort geht es nur um Adels-Themen. Seit ihrer Kindheit ist die 30-Jährige gefesselt von der royalen Welt. Aus ihrer Sicht muss man nicht älter sein und viel Zeit zum Tratschen haben, um sich für Königshäuser zu interessieren.
Vor allem durch die Sozialen Medien bemerkt sie einen neuen Trend bei jüngeren Leuten. Immer mehr Instagram-Kanäle tauchen auf, die von Fans gemacht werden und die sich täglich mit dem Leben der Königshäuser beschäftigen, erzählt sie. Dem hat auch die Corona-Pandemie Auftrieb gegeben: "Gerade jetzt in der Corona-Krise haben wir viele private Einblicke der Royals gesehen. Wir konnten mal richtig hinter den Palastmauern schauen. Wir konnten zum Beispiel sehen, wie das private Büro von Königin Maxima aussieht."
Mischung aus Märchen und Mysterien so faszinierend
Woran das liegt, dass Jung und Alt so fasziniert sind von den Royals: Für Anika Helm gibt es da mehrere Erklärungen. Ein Grund: Wir alle sind mit Märchen aufgewachsen – mit Geschichten über Prinzessinnen und Prinzen. Wir können bei ihren Taufen und Hochzeiten dabei sein, wie zum Beispiel bei den britischen Thronfolgern William und Harry.
Das schafft Nähe zu den königlichen Familien. "Aber gleichzeitig ist es ja auch so, dass wir nicht alles erfahren. Da ist immer so ein Geheimnis und Mysterium um die Adelswelt. Und ich glaube, diese Mischung macht es so spannend."
Auch ehemalige deutsche Monarchen ziehen Menschen in den Bann
Fasziniert von den Königshäusern ist auch Andrea Heilmaier. Sie interessiert sich vor allem für die historische Seite der Monarchie. Die 42-Jährige ist Richterin am Amtsgericht in Fürth und sitzt für die CSU im Stadtrat.
Tief verwurzelt in der deutschen Demokratie – und trotzdem ist sie fasziniert von den royalen Persönlichkeiten der Vergangenheit: Sie liest regelmäßig Biografien und Zeitzeugenberichte von Herrschern des 19. Jahrhunderts. "Faszinierend finde ich vor allem, zu verstehen, was das damals für Menschen waren, die plötzlich aufgrund ihrer Geburt zum Herrscher über ein Land berufen waren. Unabhängig davon, ob sie dafür eine Begabung hatten oder nicht. Denn das waren ja auch Menschen, die mit Politik nicht unbedingt viel am Hut hatten", erklärt Andrea Heilmaier.
Klatsch gerne, aber Steuern zahlen besser nicht
Obwohl die Richterin und Lokalpolitikerin fasziniert ist von den Monarchien damals – dorthin zurück will sie auf keinen Fall. Gerade weil sie sich intensiv mit früheren Zeiten beschäftigt hat, schätzt sie die große Freiheit, die die Menschen heutzutage haben.
Adelsexpertin Anika Helm sieht das ähnlich. Zwar bewundern gerade die Deutschen die Royals in den Nachbarländern – und auch deren Prunk und Pomp. Sie kann sich aber trotzdem nicht vorstellen, dass sich noch einmal eine Monarchie in Deutschland etablieren könnte: "Ich denke, wenn es darum geht, Steuergelder für die Royals zu bezahlen, da hört dann bei den Deutschen auch die Freundschaft zu den Königshäusern auf."
Den Deutschen bleibt also vor allem ihre Faszination, der Blick ins Ausland, in die Geschichte – und natürlich in die Klatsch-Blätter.
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