Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat den Begriff "Zeitenwende" zum "Wort des Jahres" 2022 gekürt. Das gab die Jury am Freitag in Wiesbaden bekannt. Der Begriff bezeichnet allgemein einen Übergang in eine neue Ära und wurde von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine prominent benutzt. "Der russische Überfall auf die Ukraine markiert eine Zeitenwende. Er bedroht unsere gesamte Nachkriegsordnung", hatte er Ende Februar gesagt.
Die deutsche Wirtschafts- und Energiepolitik habe sich völlig neu ausrichten müssen, erklärte die GfdS. Auch Verhältnisse zu anderen internationalen Partnern wie China seien kritisch beleuchtet worden. Zudem habe bei vielen Menschen eine emotionale Wende stattgefunden. Vielfach sei Angst und Sorge vor einem Atomkrieg in Europa oder gar einem dritten Weltkrieg zu spüren gewesen.
Auf Platz zwei landete "Krieg um Frieden", gefolgt von der "Gaspreisbremse" auf Platz drei. Die Jury wählte zudem die Begriffe "Klimakleber", das 9-Euro-Ticket und die "Glühwein-WM" in die Top 10.
Auswahl aus Tausenden Belegen und Einsendungen
Mit dieser Aktion kürt die Gesellschaft seit 1977 Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. Die Jury wählt dabei unter mehreren Tausend Belegen aus Medien und Einsendungen zehn Wörter aus.
Nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks ist nach ihren Angaben für die Auswahl entscheidend, sondern seine Signifikanz und Popularität. Die ausgewählten Wörter sind demnach mit keiner Wertung oder Empfehlung verbunden.
"Wellenbrecher" war Wort des Jahres 2021
Im vergangenen Jahr war "Wellenbrecher" das Wort des Jahres. Es stand für die Maßnahmen, die die Corona-Welle brechen sollten. Auf den zweiten Platz kam "SolidAHRität", eine Kreuzung des Flussnamens Ahr mit der Solidarität nach der Flutkatastrophe.
Den dritten Platz belegte nach dem Vorbild von "Brexit" die Verschmelzung der Wörter "Pflege" und "Exit" zu "Pflexit", um den Pflegenotstand zu kennzeichnen.
"Unwort des Jahres" bereits im Januar verkündet
Das "Wort des Jahres" ist zu unterscheiden vom "Unwort des Jahres". Das meist im Januar verkündete "Unwort" will auf "undifferenzierten, verschleiernden oder diffamierenden öffentlichen Sprachgebrauch" aufmerksam machen.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache mit Sitz in Wiesbaden und wird von Bundesregierung und Kultusministerkonferenz gefördert. Der 1947 gegründete, gemeinnützige Verein bietet unter anderem auch Sprachberatung bei Fragen rund um Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung an.
- Zum Artikel "'Pushback' ist Unwort des Jahres"
Mit Informationen der dpa und des epd
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