Kaputte, ausgediente Elektrokleingeräte wie Smartphones, Bügeleisen, Toaster mit Zeitschaltuhr oder digitale Kaffeemaschinen müssen bei Wertstoffhöfen, Herstellern, großen Elektrofachhändlern oder Onlinehändlern fachgerecht entsorgt werden. Das ist im deutschen Elektro- und Elektronikgesetz (ElektroG) so geregelt.
Doch in der Praxis sieht das meistens anders aus. Smartphones und andere Kleingeräte landen immer noch zu oft im Hausmüll und danach in einer Verbrennungsanlage. Schadstoffe, wie Cadmium, Blei oder Quecksilber und Treibhausgase gelangen in unsere Umwelt, belasten unsere Gewässer und unser Klima. Das ist eines der vielen Ergebnisse der Studie des Naturschutzbundes Deutschlands (NABU) vom Mai 2019 zum Recycling von Elektrokleingeräten. Die Studie ist vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) und dem Institut für Ökologie und Politik (ÖKOPOL) durchgeführt worden.
Wertvolle Stoffe fallen durch
Die derzeitigen Recyclingmethoden sind nicht nur ökologisch problematisch, es gehen auch Massen an Rohstoffen verloren. Ein gigantischer Müllberg an Elektroschrott, mehr als eine Million Tonnen, so schwer wie 100 Eiffeltürme zusammen, werden durchschnittlich in einem Jahr nicht recycelt. Das ist eine Menge an Material, das nicht mehr wiederverwertet wird. Nicht allein, weil es im Hausmüll landet, sondern weil in Deutschland hauptsächlich schwere Rohstoffe wie Kupfer und Aluminium zur Wiederverwertung genutzt werden.
"Wir konzentrieren uns beim Recycling nur auf die einfachsten Materialien, lassen aber strategische Rohstoffe wie Seltene Erden außer Acht. Auch die heutige Vielfalt an Kunststoffen und Zusatzstoffen stellt ein hochwertiges Recycling vor kaum lösbare Aufgaben". Volker Handke, Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT)
Hochwertiges Recycling ist notwendig
Bei der Wiederverwertung zählt die Masse und nicht die Qualität des Materials. Schwere Rohstoffe, wie Kupfer und Aluminium, werden hauptsächlich wiederverwertet. Ihre Rückgewinnung ist leichter und wirtschaftlich rentabler für die Recyclingbetriebe. Seltene Erden, Tantal, Gallium und Indium, die in Smartphones in kleinen Mengen und sehr komplex verbaut sind, bringen nur geringe Sammelmengen. Technologien zur Rückgewinnung dieser Elemente gäbe es, betont die NABU-Studie. Diese wertvollen und immer knapper werdenden Rohstoffe dürfen nicht verloren gehen, denn ihr Bedarf steigt, gerade mit Blick auf neue Zukunftstechnologien. Nur ein hochwertiges, materialorientiertes Recycling kann hier entgegenwirken. Ein Verfahren, dass schadstoffhaltige Materialien und Bauteile abtrennt und entsprechende Metalle sowie Kunststoffe zur Wiederverwertung bringen kann.
Elektromüll darf nicht ins Ausland
Trotz Verbote landet Elektroschrott illegal auf Mülldeponien anderer Länder, wie zum Beispiel in Afrika oder Asien. Aus Mangel an humanitären Recyclingstrukturen sind Menschen in diesen Ländern extremen gesundheitlichen Gefahren ausgeliefert: Unter giftigen Dämpfen sollen sie Wertstoffe aus dem Elektroschrott gewinnen. Um diese illegalen Exporte zu unterbinden, müssen gesetzliche Regelungen und die Zusammenarbeit nationaler und internationaler Behörden verstärkt werden.
Anreize zum Recycling kaputter Elektrogeräten
Die NABU-Studie hat viele Mängel beim Recycling von Elektrokleingeräten aufgedeckt und zusammengetragen. Mit einer Reihe an Empfehlungen soll damit ein nachhaltiges und hochwertiges Recycling unterstützt werden. Vor allem soll die geplante Novellierung des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes wichtige Forderungen übernehmen. So könnte zum Beispiel durch ein Pfandsystem ein wirtschaftlicher Anreiz für Recyclingbetriebe geschaffen werden. Aber auch für den einzelnen Verbraucher würden leichtere Rückgabemöglichkeiten kaputter Elektrogeräte ein ökologisches Entsorgen unterstützen.