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Computer-Geschichte: Was wurde eigentlich aus Netscape und Co.?

Computer-Geschichte: Was wurde eigentlich aus Netscape und Co.?

Microsoft hält sich mit Windows seit Jahrzehnten. Andere, einst schillernde Namen wie Netscape oder Yahoo sind weitgehend verschwunden. Was ist aus ihnen geworden? Und was ist das Rezept für jahrzehntelangen Erfolg? Von Florian Regensburger

Windows 95 - kaum jemand hatte es nicht auf seinem Heim-PC. Im Jahr 2017 ist Hersteller Microsoft noch immer größter Anbieter von PC-Betriebssystemen. Sich über Jahrzehnte zu halten, das gelingt längst nicht allen Playern auf dem Markt.

"Das hat Microsoft sehr klug gemacht"

Thomas Cloer war über 20 Jahre lang Redakteur bei der Computerwoche und ist heute beim Münchner IT-Dienstleister Retarus aktiv. Er kennt das Geheimnis von Microsofts Erfolg:

"Weil Microsoft es geschafft hat, quasi beliebige Konfigurationen von Hardware mit diesem System abzudecken. Jede Firma konnte für ihre Grafikkarte, für ihren Brenner für ihre Speicherchips oder sonst irgendwelche Komponenten eines Rechners Treiber schreiben und das hat dann mit Windows funktioniert. Das ist eine Geschichte, die Microsoft sehr klug gemacht hat." Thomas Cloer, Branchenexperte

Offene Systeme als Schlüssel zum Erfolg

Betriebssysteme, die offen sind, die auf verschiedenen Geräten laufen, hatten mit einer Ausnahme stets mehr Erfolg also solche, die an einem bestimmten Computer hängen. Das zeigen auch Namen wie der des Systems Kickstart für den Klassiker Amiga 500 oder Commodore Basic V2 für den C64. Die kennt heute kein Mensch mehr. Und auch der Hersteller, Commodore International, hat sich längst aufgelöst. Was hat das Unternehmen falsch gemacht? Jochen Viehoff, Direktor des Heinz-Nixdorf-Computermuseums in Paderborn:

"Es gab Betriebssysteme, die jetzt nur für eine Maschine, beispielsweise den berühmten Homecomputer C64, aber dann hat sich, wie wir ja wissen, mit Ausnahme der Apple-Betriebssysteme eigentlich dann komplett das Microsoft Windows durchgesetzt und nebenher natürlich auch freie Plattformen wie Linux." Dr. Jochen Viehoff, Heinz-Nixdorf-Computermuseum Paderborn

Wenn auch mehr im Verborgenen: Linux ist heute stärker verbreitet denn je. Die Server in den Rechenzentren der Internetfirmen laufen fast alle auf Linux. Und eine weitere, nicht ganz unbekannte Software basiert auf Linux: Android, das Mobilbetriebssystem von Google, das auf weit mehr als 80 Prozent aller Smartphones weltweit läuft.

Google überrollte Yahoo

Google, das war ursprünglich mal nur eine Suchmaschine. Im Wettbewerb mit Bing oder Yahoo behielt Google die Oberhand und ist mittlerweile das größte Internetunternehmen der Welt. Unter den Suchmaschinen hat Google einen weltweiten Marktanteil von rund 90 Prozent - quasi ein Monopol. Jochen Viehoff vom Heinz-Nixdorf-Computermuseum:

"Also ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich zum letzten Mal bei Yahoo tatsächlich eine Suche getätigt habe. Da hat sich dann beispielsweise ein Anbieter wie Google auch viel stärker durchgesetzt. Was vielleicht auch ein bisschen damit zusammenhängt, dass die Firmen unterschiedliche Geschäftsmodelle verfolgt haben." Dr. Jochen Viehoff, Heinz-Nixdorf-Computermuseum Paderborn

Software-Integration als Schlüssel zum Erfolg

Ein erfolgreiches Geschäftsmodell heißt Integration: Die Verzahnung mit anderer, möglichst stark genutzter Software. So wie auch etwa Google seine Suche im Android-System fest verankert hat. Das hat immer funktioniert, weiß Jochen Viehoff:

"Wir haben das kennengelernt bei den Internetbrowsern, die in den 1990er Jahren auf den Markt kamen. Da hat es dann auch richtig Kriege, den 'Browser War' gegeben. Und dass Microsoft einen Browser direkt ins Betriebssystem mit eingebaut hat, den Internet Explorer, das spielt natürlich eine große Rolle, dass sich dann eine Firma wie Netscape auch nicht halten konnte." Dr. Jochen Viehoff, Heinz-Nixdorf-Computermuseum Paderborn

Nero - Marktführer ohne Markt

Ein weiteres solches Relikt aus vergangenen Computertagen: Nero. Das Brennprogramm der Karlsruher Nero AG ist übrigens noch immer Marktführer in diesem Bereich. Nur: Es gibt dafür kaum noch einen Markt, der Anwendungsfall "CD brennen" hat sich im Grunde schon mehrfach überlebt: Zuerst kamen die USB-Speichersticks, von denen man auch in immer mehr Autoradios Musik abspielen konnte. Heute streamen die meisten Menschen ihre Musik dank deutlich höherer Daten-Übertragungsraten aus dem Internet oder haben sie auf dem Smartphone gespeichert. Doch auch wenn eine einzelne Software nicht mehr gebraucht wird - die Menschen dahinter machen weiter. Branchenkenner Thomas Cloer:

"Die Menschen, die Köpfe, die Genies und ihre Geniestreiche hinter vielen dieser Firmen … Auch wenn manche Marken, manche Namen verschwunden sind, so wie die Firma Netscape, an die sich heute kaum jemand mehr erinnert, gibt's natürlich immer noch den Firefox-Browser, der ursprünglich mal aus dem Netscape Navigator hervorgegangen ist. Und es gibt auch die Herren, Marc Andreessen und Ben Horowitz, die Netscape mal groß gemacht haben, die gibt es immer noch heute und die gehören zu den Top-Investoren im Silicon Valley und ziehen mit ihrer Firma Andreessen-Horowitz im Hintergrund die Strippen." Thomas Cloer, Branchenexperte