Ungefähr 4,1 Millionen Menschen leiden nach Schätzungen der WHO in Deutschland an Depressionen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Je früher man eine Depression erkennt, desto besser können schwere Krankheitsverläufe verhindert werden. Wissenschaftler aus Würzburg und Tübingen wollen jetzt mit der Studie „What’s up?“ prüfen, ob ein verändertes Kommunikationsverhalten von Kindern und Jugendlichen im Messenger Whatsapp zur Früherkennung von Depressionen genutzt werden kann.
Frühwarnsystem für depressive Kinder und Jugendliche
Die Studie „What’s up?“ basiert auf einer Weiterentwicklung von „WhatsAnalyzer“, einer webbasierten App, die das gesamte Kommunikationsverhalten in WhatsApp analysiert. Jetzt gibt es eine weitere Möglichkeit, um die Software zu nutzen: als Frühwarnsystem für depressive Kinder und Jugendliche.
Diagnose per Emoji
Informatiker der Universität Würzburg wollen gemeinsam mit dem Psychologen Stefan Lüttke von der Universität Tübingen untersuchen, ob depressive Jugendliche in WhatsApp anders schreiben und es anders nutzen als gesunde Jugendliche. Dafür planen die Würzburger Informatiker, die App für eine erste Studie entsprechend anzupassen. Ziel ist es, aus den WhatsApp-Chatverläufen depressive Phasen erkennen zu können. Mit einer Texterkennungssoftware werden außerdem die Nachrichten auf typische Signalworte und verwendete Emojis gescannt. Durch die Ergebnisse der Studie soll dann ein App-Frühwarnsystem entwickelt werden, das eine Depression bei Kindern und Jugendlichen rechtzeitig erkennt und dann Alarm schlägt.
Nach dritter Depression: Risiko bei 90 Prozent
Psychologe Stefan Lüttke erklärt die Grundproblematik in einem Video zur Vorstellung des Projekts. Bei Kindern, die mit 13 oder 14 Jahren an einer Depression erkranken, sei es sehr wahrscheinlich, dass sie bis ins Erwachsenenalter immer wieder Rückfälle bekommen. Zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen würden sogar eine chronische Depression entwickeln, wodurch sie immer wieder Rückfälle erleiden. Wichtig sei es, bereits in der ersten depressiven Phase einzugreifen, da das Risiko für eine erneute Depression nach der dritten Erkrankung bei 90 Prozent liege.
Genau hier soll die App zum Einsatz kommen: Wenn jemand bereits eine Depression hat oder hatte, kann sie die Anzeichen frühzeitig erkennen und ein schwerer Krankheitsverlauf verhindert werden.
Crowdfunding-Kampagne
Um mit dem Projekt beginnen zu können, benötigen die Wissenschaftler allerdings finanzielle Mittel. 5.000 Euro wollen sie bis Anfang Februar 2018 durch die Crowdfunding-Kampagne „What’s up?“ sammeln. Im nächsten Schritt soll dann die dazugehörige App als Frühwarnsystem programmiert werden. Schirmherr des Projekts ist Dr. Eckart von Hirschhausen. Der ausgebildete Mediziner setzt sich in den Medien mit Gesundheitsthemen auseinander, meist auf kabarettistische Art und Weise.