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Abzocke bei Flirtportalen

Im Internet die große Liebe finden. Anbieter von Partnerbörsen, Flirt- oder Datingportalen haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt. Doch Vorsicht, viele dieser Kontaktbörsen im Internet sind alles andere als seriös. Von Christoph Arnowski

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Die Internetseiten haben harmlose Namen, heißen "Premiumkontakte.de" oder "wirfindenuns.de." Auf den ersten Blick wirkt alles seriös. Und nicht wenige versprechen sogar, dass jedes Profil eines Kontaktsuchenden "überprüft sei." Alles Lug und Trug, sagen die Marktwächter "Digitale Welt". Diese spezielle Team der Verbraucherzentrale Bayern hat sich rund 300 einschlägige Angebote angeschaut. Mit erschreckendem Ergebnis. 187 Flirtportale arbeiten mit sogenannten Fakeprofilen, also erfundenen Identitäten, sagt die Teamleiterin der Marktwächter

"Ich finde 187 ist echt ne große Menge von Portalen, denn das sind 187 Seiten, auf die die Verbraucher hingehen können, Geld zahlen können und nicht kriegen, was sie eigentlich erwarten, nämlich echte Kontakte, mit denen sie sich treffen können und eine Beziehung eingehen." Susanne Baumer, Verbraucherzentrale

AGB's durchforstet

Um das herauszufinden, haben die Verbraucherschützer nicht wochenlang im Netz geflirtet, sondern stattdessen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen kurz AGB genau analysiert Erstaunlicherweise informieren viele der einschlägien Seiten im Kleingedruckten genau darüber, wie sie ihre Nutzer täuschen. Was allerdings kaum jemand liest. In den seitenlangen AGB-Texten ist etwa von "Scheinauccounts" die Rede, "vom Unternehmen beschäftigte Controller" so heißt es wörtlich füllen sie mit Inhalten. Manche Betreiber erwähnen sogar, dass es sich "bei sämtlichen weiblichen Profilen um fiktive Profile" handele.

Abofalle bei Datingportalen

All das diene dazu, "die Umsätze des Betreibers zu erhöhen." Partnersuche im Netz kann so richtig teuer werden, zumal meist auch eine Abofalle eingebaut ist. Ein Beispiel: das Portal "Dirty-Dating". Das Geschäftsmodell ist wirklich schmutzig: das zweiwöchige Testabo kostet nur einen Euro. Wer innerhalb dieser Frist nicht kündigt, hat dann eine Mitgliedschaft für mindestens ein Dreiviertel Jahr am Hals und muss dafür 720 Euro zahlen. Ohne Chance auf ein reales Treffen, sagt Verbraucherschützerin Baumer.

"Es ist extrem unseriös und es geht schon in Richtung Gaunerei, würde ich jetzt schon sagen, das ist nichts, was man sich von einem ordentlichen Geschäftsmann im eigentlichen Sinne vorstellt." Susanne Baumer, Verbraucherzentrale

Fakeprofile für wenig Geld

Ähnlich auch die Einschätzung von Bernd Storm. Mit seiner Firma Aboalarm hilft er seit vielen Jahren bei der Kündigung unerwünschter Verträge. Er kennt die Geschäftspraktiken der unseriösen Flirt-Portale. Die kaufen ihre Fakeprofile einfach im Internet, 60.000 deutsche falsche Identitäten kosten nicht einmal 100 Dollar. Eine einfache Suchanfrage bei Google reiche, so Storm, da müsse man nicht einmal ins Darknet.

"Die Fotos, die dann für 100 Dollar verkauft werden, die werden gestohlen, die werden aus dem Internet runtergeladen und aus sozialen Netzwerken und dann zu neuen Profilen zusammengepackt." Bernhard Storm, Aboalarm

Juristisch kaum Möglichkeiten

Juristisch gegen die Betreiber vorzugehen, ist schwierig. Oft haben sie wie ihren Sitz im Ausland, in Asien etwa. Das Marktwächterteam der Verbraucherzentrale empfiehlt daher, unbedingt die AGB der Partnerbörsen genau durchzulesen und im Zweifel auf eine Anmeldung zu verzichten.