Wenn The Real Knossi beim Gaming so richtig in Fahrt ist, kann es schon mal laut werden: "Boah, wer ist die Nummer 1? Zwei Schüsse! Baby!", schreit er, als er im Computerspiel Grand Theft Auto V zwei Motorradfahrer getroffen hat - mit zwei Schüssen. The Real Knossi lässt sich auf der Streaming-Plattform Twitch beim Spielen zuschauen. Und das ist ein einträgliches Geschäft für Jens Knossalla, wie der Gamer-Star in Wirklichkeit heißt.
Bei der Live-Streaming-Plattform Twitch gab es im Oktober ein Leak, durch das auch die Einkünfte der Top-Verdiener über einen Zeitraum von zwei Jahren publik wurden. The Real Knossi kam auf 2,2 Millionen Dollar, im Durchschnitt wären das 84.600 Dollar pro Monat.
Auf Twitch geht das zum Beispiel mit Abonnements, Werbung, Produktplatzierung, dem Verkauf der digitalen Währung Bits, mit denen man Creators unterstützen kann.
Plattformen bieten Creators mehrere Monetarisierungs-Möglichkeiten
Andere Verdienst-Möglichkeiten in der Creator Economy sind Trinkgeld-Funktionen, die immer mehr Plattformen einführen, vor kurzem erst Twitter. Oder der Verkauf von digitalen Gütern, sogenannten Non-Fungible Tokens.
Die zwei Millionen, die The Real Knossi auf Twitch verdient, sind sehr viel Geld, aber eben auch die absolute Ausnahme. Das Wall Street Journal fand heraus, dass ein Prozent der Twitch-Streamer mehr als die Hälfte der Einkünfte auf der Plattform erzielt.
Weltweit etwa zwei Millionen professionelle Creators
Der amerikanische Venture-Kapital-Fonds Signalfire schätzte im September 2020, dass es mehr als zwei Millionen professionelle Creators gibt, die ihren kompletten Lebensunterhalt mit Content-Produktion bestreiten. Im Vergleich dazu ist die Zahl der Amateur-Creators, die sich mit ihrem Content nur ein bisschen was hinzuverdienen, etwa 24-mal größer: nämlich 47 Millionen. In der Summe gibt es demnach insgesamt etwa 50 Millionen Content Creators weltweit, Tendenz steigend.
Jörg Müller-Lietzkow, Professor für Ökonomie und Digitalisierung an der HafenCity Universität Hamburg, beobachtet gerade auf Instagram eine Reihe von Models und Entrepreneuren, deren Verdienst vielleicht zum Lebensunterhalt reicht, aber nicht zum Reichwerden: "Das sind so 25.000 bis vielleicht 40.000 US-Dollar. Das wird dann von einigen als eine Berufschance gesehen. Aber wenn man es durch zwölf und dann noch die Produktionskosten abzieht, dann ist das keine überproportional große Berufschance", sagt er im Gespräch mit BR24.
Instagram ist neben Twitch und YouTube die einträglichste Plattform für Creators, die mit ihrem Content Geld verdienen wollen.
TikTok wird für Creators immer interessanter
Auch in der Creator Economy wird TikTok immer wichtiger: Die Amerikanerin Charli D’Amelio soll 2020 mit ihren Tanzvideos rund vier Millionen Dollar verdient haben. Das geht, wenn man wie D’Amelio mehr als 120 Millionen Follower hat. Und je größer die Reichweite, desto größer die Umsätze: Sei es durch Spenden während eines Live-Streams, Sponsoring oder Affiliate Marketing. Dass Creators wichtig für die Plattform sind, zeigt auch der neue Kreativitäts-Fonds, mit dem TikTok reichweitenstarke Creators finanziell unterstützt.
Nicht nur für die Creators ist diese Form des Marketings lukrativ, auch die Plattformen profitieren von erfolgreichen Creators. Jörg Müller-Lietzkow sieht in den Plattformen "die wahren Gewinner der Creator Economy", weil sie immer ihren Anteil am Revenue abzweigen würden. YouTube behält zum Beispiel rund 45 Prozent der Einnahmen durch Werbung in Videos für sich.
Content erstellen und die Community pflegen
Die Creator Economy ist ein wachsender Markt, der junge Kreative anzieht. Wer seinen Lebensunterhalt als Creator verdienen will, muss eine Menge Arbeit investieren: Zum einen in seinen Content, zum anderen in den Aufbau und die Pflege der eigenen Community. Denn die professionelle Creator Economy ist vor allem eines: reichweitengetrieben.
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