Dass Quantencomputer die IT-Sicherheit durcheinanderwirbeln werden, ist Experten schon lange klar. Bislang allerdings ist man davon ausgegangen, dass wirklich leistungsfähige Exemplare dieser neuen Rechner-Gattung erst in ein, zwei Jahrzehnten zu Verfügung stehen. Vermeintlich genügend Zeit, um Verfahren – vor allem zur Verschlüsselung - zu ersetzen, die obsolet zu werden drohen.
Elend lange und krumme Zahlen
Gängige Verschlüsselungsverfahren funktionieren so: Man teilt zwei ein paar hundert Dezimalstellen lange Primzahlen durcheinander, wirft das Ergebnis weg und rechnet mit dem elend krummen Rest weiter. Schließlich erhält man so zwei Schlüssel. Was mit dem ersten verschlüsselt wird, lässt sich nur mit dem zweiten entschlüsseln. Und umgekehrt. Denselben sowohl zum Ver-, als auch zum Entschlüsseln zu nehmen, geht hingegen nicht.
Die stärksten Supercomputer versagen
Darauf beruhen so nützliche Technologien wie digitale Unterschriften, Mail- und Web-Verschlüsselung. Die einzige Möglichkeit, diese Verfahren zu knacken, besteht darin, alle möglichen Schlüssel auszuprobieren. Aber die stärksten Supercomputer der Welt würden dazu Jahre brauchen. Mit Quantencomputern hingegen ging’s deutlich schneller.
Krypto-Chips sind reif für den Müll
Bis starke Quantencomputer verfügbar sind, müssen deshalb alle Programme und Krypto-Chips, die angreifbare Verfahren verwenden, vom Markt sein. Und auch die Anwender müssen sich dann bereits neue beschafft haben. Beispielsweise Mail-Programme, Browser, Chips in Ausweisen und Bankkarten. Sichere Systeme sind in Entwicklung und auf dem Markt, aber eben auch noch unsichere.
Krypto-Verfallsdatum überschritten
Sogar heute verschickte Mails wären nicht mehr sicher. Wenn der Quanten-Computer in Sicht ist, können professionelle Lauscher abgefangene verschlüsselte Mails auch mal für einen übersehbaren Zeitraum aufbewahren. Fünf Jahre sind überschaubar. Und die Oberlauscher von der NSA haben üblicher Weise Zugriff auf die neusten Entwicklungen auf dem Gebiet des Quanten-Computings. Eher beiläufig hat Arvind Krishna jetzt in San Francisco bei einer Podiumsdiskussion vom bevorstehenden Durchbruch berichtet. Aber sein Wort hat Gewicht: Die IBM-Labors gelten hier als führend.