Er ist Deutschlands erfolgreichster Lets Player: Gronkh. Auf Twitch, einem Live-Streaming-Portal, auf dem man den Computerspielern beim Spielen zusehen kann, hat er mehr als 680.000 Follower, auf YouTube führt er mit 4,7 Millionen Abos den erfolgreichsten Account Deutschlands. Neuerdings ist Gronkh aber auch - wie er selbst sagt - "ein Fernsehsender". Der Grund: Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) hat Gronkh eine Rundfunklizenz zugeteilt. Die musste er beantragen, weil die Landesmedienanstalt in Nordrhein-Westfalen seine Streams als Rundfunkangebot eingeschätzt hat - und dafür braucht man laut Rundfunkstaatsvertrag eine Lizenz.
Linzenpflicht nach vier Kriterien
Der Rundfunkstaatsvertrag legt vier Kriterien fest, die ein Rundfunkangebot kennzeichnen:
- Die Verbreitung erfolgt linear, also live, und kann durch die Zuschauer weder zeitlich noch inhaltlich beeinflusst werden.
- Es gibt eine Art Sendeplan, also vorangekündigte Zeiten für die Live-Streams.
- Das Angebot ist journalistisch-redaktionell gestaltet.
- Es können potenziell mehr als 500 Zuschauer gleichzeitig erreicht werden.
Kuriose Entscheidung
Ob Gronkh mit seinen regelmäßigen Livestreams alle vier Kriterien erfüllt oder nicht, darüber haben seine Anwälte und die Landesmedienanstalt über mehrere Monate hinweg gestritten. Am Ende kapitulierte der Streamer - und beantragte die Lizenz. An der Verhältnismäßigkeit zweifelt er trotzdem:
"Das hier ist kein Fernsehsender. Das hier ist normalerweise ein Stream. Und ich bin - ob das jetzt jemand anders sieht oder nicht und Reichweite hin oder her - ich bin eine Privatperson, die in ihrem Keller streamt. Das hier ist mein Kellerraum. Und jetzt bin ich auf einmal ein Fernsehsender." Gronkh auf YouTube
Die Entrüstung ist nachvollziehbar, denn immerhin kostet eine Rundfunklizenz zwischen 1.000 und 10.000 Euro. Das muss man sich als YouTuber auch erstmal leisten können.
Einzelfall oder bald Standard?
Ob der Streit um den Streamer ein Einzelfall bleibt oder eine Signalwirkung in der Szene entfaltet, steht noch nicht fest. Er zeigt aber auf jeden Fall auf, dass Deutschland dringend zeitgemäßere und klarere Regulierungen für Streaming im Internet braucht. Vielleicht heißt die unverhoffte Lösung "EU": Dort schwelt gerade schon eine Diskussion über eine neue Richtlinie für audiovisuelle Mediendienste. Die könnte noch dieses Jahr in Kraft treten und müsste dann von jedem Mitgliedsstaat in nationales Recht umgesetzt werden.