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"Athleten Deutschland": Droht das Aus ?

Wenn gejubelt wird, dann sind die Funktionäre da - egal, ob bei Weltmeisterschaften oder Olympia. Aber sonst? Da kümmern sie sich wenig um ihre Athleten, vor allem finanziell und wenn's mal nicht so klappt, lautet der Vorwurf zahlreicher Sportler.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt.

Robert Harting hat in der Vergangenheit schon oft kein Blatt vor den Mund genommen, wenn es um Kritik an Funktionären ging. Auch der ehemalige Leichtathletikverbandspräsident Clemens Prokop blieb davon nicht verschont. "Ich finde ein Präsident muss der Mannschaft nahe stehen, muss wissen, was die Athleten tun. Und nicht Politik aus dem VIP-Zelt führen", sagte der Olympiasieger.

Nun richtet sich der Zorn von Harting und anderen Athleten eher Richtung Deutscher Olympischen Sportbund und Politik. Der Grund ist klar. Im Oktober letzten Jahres wurde die Sportlervertretung "Athleten Deutschland" gegründet. Das Ziel: Den Sportlern mehr Gehör zu verschaffen. Doch bisher läuft vieles noch nicht so rund, wie es soll.

"Wir wollen daran arbeiten die Bedürfnisse der Sportler besser zu kennen, und das dann auch weiter an den DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) geben." Vorsitzender Max Hartung, Fechter

"Klares Konzept fehlt"

Auf dem Facebook-Account der Athleten-Vertretung kommen auch unbekanntere Sportler in Videos zu Wort. Solche, die Spitzensport betreiben, aber davon nicht leben können. Wie die meisten in Deutschland. So wie Ruderer Jonathan Koch, Olympiateilnehmer und EM-Bronzemedaillengewinner. "Um der Beste zu sein in Deutschland fehlt mir in Deutschland noch ein ganz klares Konzept. Wie kann ich Profisportler sein und meine berufliche Karriere in Einklang bringen? Ohne eine Ausbildung und die Sicherheit dass ich später mal in einer Beschäftigung lande, kann ich nicht befreit trainieren", fragt er da.

Eine Vereinigung, die sich genau um so etwas kümmert, selbstständig und losgelöst vom DOSB - das war die Idee der Athleten. Dafür wurden von der letzten Bundesregierung auch 225.000 Euro zugesagt. Doch jetzt ist alles anders. Die neue Regierung zahlt das Geld zwar. Aber nicht direkt an die Athletenvereinigung, sondern an den DOSB. Also an den Verband, von dem die Sportler gerne unabhängiger wären. Der DOSB habe das bei der Politik lanciert, die Zahlungen torpediert, so der Vorwurf etlicher Athleten. 

Felix Neureuther: "Sportler sind Nutzobjekte"

Felix Neureuther kritisierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Ich habe den Eindruck, dass der DOSB und sein Präsident fürchten, die Macht zu verlieren, über Sportlerinnen und Sportler zu bestimmen", wurde Neureuther zitiert. Sportler seien "Nutzobjekte in diesem System", so der erboste Skistar. Der DOSB weist solche Vorwürfe klar zurück.

Michael Vesper: "Halten uns an Athletenkommission"

Trotzdem: Eine Aussage des ehemaligen Chef de Mission Michael Vesper zur Gründung der Athletenvereinigung im letzten Oktober zeigt, dass man beim DOSB nicht begeistert war über die Initiative der Sportler: "Wir halten uns an die Athletenkommission, die auch gewählt ist. Und die die Interessen der Athleten in den letzten Jahren nach meinem Eindruck sehr gut und auch unabhängig vertreten hat."

Alles soll beim Alten bleiben

Alles soll beim Alten bleiben, auch gegen den Willen vieler Athleten wie Kugelstoßer Tobias Dahm, der auch schon an den Olympischen Spielen teilgenommen hat. Es muss sich was ändern, sagt er, sonst könnten sich immer weniger den Sport leisten. Es gäbe dann, "nur noch Vollprofis. Man muss da was machen, damit die Breite weiterhin da ist - und nicht nur in zwei oder drei Disziplinen." Die Athleten stecken in der Zwickmühle: Denn solange sie nicht unabhängig sind, ist schwer etwas durchzusetzen. Ein Streik um etwas zu erzwingen, bringt den meisten nichts.

"Was wir machen müssen: Durch Leistung überzeugen. Uns Gehör dadurch verschaffen. Dann kann man diskutieren, aber erst muss die Leistung kommen, Wettkämpfe zu streichen bringt uns auch nicht weiter." Tobias Dahm

Die Situation ist verfahren. Lösungen wohl weit weg. Manche Rädelsführer der Athleten sind dem Verband womöglich zu unbequem. Die Zeit eilt, wie Hockey-Doppelolympiasieger Moritz Fürste auf den Punkt bringt: "Wenn sich erfolgreiche Athleten wie Neureuther und Hartung kritisch äußern", sagt er, "dann hat der Verband die Aufgabe, sich kritisch damit auseinanderzusetzen."