"Eine Einzelmedaille zu holen, ist meine Motivation", sagt Franziska Preuß und diese Motivation ist durchaus berechtigt. Die 29-jährige Athletin vom SC Haag stand im aktuellen Winter bereits dreimal auf dem Podest - einmal im Sprint, einmal in der Verfolgung und einmal im Einzel. Mit ihr ist also in allen Wettbewerben zu rechnen.
Deutschland überzeugt in der Breite
Und auch das restliche deutsche Team sammelte fleißig Topplatzierungen: Insgesamt vier Siege sowie neun weitere Podestplätze in den Einzelrennen, dazu sechs Podien in den Staffeln und der erste deutsche Weltcup-Erfolg im Single-Mixed durch Vanessa Voigt (SV Rotterode) und Justus Strelow (SG Stahl Schmiedeberg) gelangen den DSV-Skijägern in der laufenden Saison.
Vor allem im Sprint glänzte bisher Benedikt Doll (SZ Breitnau): In seiner letzten Saison stand er bereits zweimal ganz oben auf dem Podest und hofft nun sieben Jahre nach seinem bislang einzigen WM-Titel zum Abschluss auf einen weiteren ganz großen Moment. "Ich habe sehr Lust drauf, das mal wieder zu erleben. Mal wieder bei einer Siegerehrung zu sein - und vielleicht läuft auch die deutsche Hymne. Ich habe Bock drauf, in den Rennen alles zu geben, um das zu erkämpfen", sagte der 33 Jahre alte Routinier vor dem WM-Start in Tschechien.
Staffel-Medaille nur Formsache?
Zumindest eine Medaille im Team scheint fast schon sicher, wenn man auf die bisherigen Staffel-Ergebnisse der Saison zurückblickt: Denn die Männer standen in allen Weltcup-Rennen auf dem Podium. Bei den Frauen dominierten im Team bisher Frankreich und Norwegen, doch auch die deutschen Biathletinnen schafften es zweimal auf das Podest und waren nie schlechter als Rang fünf. Eine Team-Medaille ist also bei Frauen und Männern absolut möglich.
Fast alle können Podest
Überhaupt hat das deutsche Biathlon-Team in diesem Winter so viele unterschiedliche Leistungsträger wie schon lange nicht mehr: Mit Franziska Preuß, Vanessa Voigt, Benedikt Doll, Philipp Nawrath, Roman Rees, Johannes Kühn und Justus Strelow standen sieben verschiedene deutsche Biathleten in Einzelentscheidungen auf dem Siegerpodest.
Noch vor einem Jahr bei den Heim-Titelkämpfen in Oberhof war die zurückgetretene Denise Herrmann-Wick die einzige DSV-Athletin, die in den Individualrennen Medaillen gewann. In Nove Mesto stehen die Vorzeichen deutlich besser, dass Deutschland mehrere jubelnde Medaillengewinner stellen wird. Und das könnte auch noch vor einer Traum-Kulisse stattfinden: Zwar bereiteten die milden Temperaturen lange Sorge, aber das Schneedepot ist so weit gefüllt, dass die WM in jedem Fall stattfinden kann. Erwartet werden außerdem zu jedem Rennen um die 30.000 Zuschauer.
Extra-Motivation von Nagelsmann
Auch außerhalb des Wintersports werden den deutschen Biathleten die Daumen gedrückt. Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann hat als einer von vielen Sportstars vor Beginn der WM in Nove Mesto eine Motivationsbotschaft an die deutschen Biathleten geschickt. "Das ist toll. Es hat allen gezeigt, was das hier für eine große Nummer ist. Das ganze Land schaut zu und fiebert mit. Und das nicht nur, wenn es gut läuft", sagte Sportdirektor Felix Bitterling: "Das sind alle Fans. Die sitzen zwei Tage später wieder vor dem Fernseher, auch wenn es schlecht läuft."
Nagelsmann hatte die deutschen Biathleten in der Vorsaison schon einmal im Rahmen des Weltcups in Hochfilzen persönlich besucht und sich als Edelfan geoutet. Neben dem früheren FCB-Coach sendeten unter anderem auch Bayern-Star Joshua Kimmich, Handball-Sportchef Axel Kromer oder Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste per Video Grußbotschaften. "Insgesamt waren es 17 oder 18 Stück", führte Bitterling aus: "Das war eine coole Sache."
Reschke mit Motivationsvortrag
Zusätzlich hatte der ehemalige Bundesliga-Funktionär Michael Reschke im Rahmen des finalen Trainingslagers in Ridnaun in der Vorwoche einen Motivationsvortrag gehalten. "Das hat er gut gemacht", sagte Justus Strelow: "Das Gespräch war sehr interessant." Unter anderem habe der ehemalige Technische Direktor des FC Bayern von seiner Zusammenarbeit mit Pep Guardiola erzählt. "Wenn man mit Michael in einem Raum ist, ist jeder geflasht und mitgerissen", betonte Bitterling: "Die Athleten waren begeistert."
Nur Vanessa Voigt ließ sich nicht so recht von der Begeisterung anstecken. "Ich weiß schon, wer da alles zu uns gesprochen hat", sagte die 26-Jährige. Doch von den Botschaften seien "50 Prozent" aus dem Fußball gekommen, ergänzte sie schmunzelnd: "Da kann ich ehrlicherweise nicht so viel mit anfangen."
Das DSV-Aufgebot
Frauen
- Selina Grotian (SC Mittenwald)
- Janina Hettich-Walz (SC Schönwald)
- Franziska Preuß (SC Haag)
- Johanna Puff (SC Bayrischzell)
- Sophia Schneider (SV Oberteisendorf)
- Vanessa Voigt (SV Rotterode)
Männer
- Benedikt Doll (SZ Breitnau)
- Philipp Horn (SV Frankenhain)
- Johannes Kühn (WSV Reit im Winkl)
- Philipp Nawrath (SK Nesselwang)
- Roman Rees (SV Schauinsland)
- Justus Strelow (SG Stahl Schmiedeberg)
Dieser Artikel ist erstmals am 06.02.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.