Am Montag stand Thomas Müller im Flutlicht der Münchner Arena. Ein bestens bekannter Ort, ein gewohntes Setting - und doch war diesmal alles anders. Denn Müller trug kein Trikot, er trug einen schnieken Anzug; und als er auf dem Platz ein paar Hände geschüttelt hatte, ging sein Arbeitstag nicht erst so richtig los, er war schon wieder vorbei. Der Urbayer war beim Nations-League-Spiel gegen die Niederlande offiziell aus der deutschen Nationalmannschaft verabschiedet worden. Als Legende.
"Es war ein sehr gelungener Abend", resümierte Müller bei einem Pressetermin tags darauf. "Ich fand's gut, was der DFB auf die Beine gestellt hat. Und dass die Mannschaft gegen die Holländer gewonnen hat, war natürlich umso besser", erklärte Müller und grinste sein typisches Müller-Grinsen.
Beim FC Bayern schwinden Müllers Einsatzzeiten
Allzu wehleidig wirkte er nicht, dass er fortan nicht mehr alle paar Wochen im Trikot der DFB-Elf auf Europas Fußballplätzen auflaufen wird. Schließlich hat der 35-jährige Routinier mit seinem Hauptjob beim FC Bayern noch jede Menge zu tun. Auch wenn auch hier die Einsatzzeiten zunehmend geringer werden. In der Bundesliga spielte er nun ein einziges Spiel über die volle Distanz. Sonst kam er zwar in jeder Partie zum Einsatz, doch meistens hatte er nur Kurzeinsätze. Doch verbittert wirkt Müller aktuell nicht.
Die neu gewonnene Ruhe nach dem DFB-Rücktritt scheint er zu genießen. "Diese Länderspielpausen sind ein angenehmer Teil", sagte er und zählte die Vorteile auf: "Sich erholen zu können, sich auftrainieren zu können - und dann wirklich mit ganz viel Frische in diese Wochenenden zu gehen."
Müller lobt Stuttgart: "Mittlerweile 'ne große Nummer"
Diese Frische können die Münchner gut gebrauchen. Schließlich stehen für den FC Bayern direkt zwei Topspiele an. Am Samstag empfangen die Münchner in der Arena den Vizemeister VfB Stuttgart (Ab 18.30 Uhr live in der Radioreportage bei BR24Sport), bevor es am Mittwoch in der Champions League zum FC Barcelona (ab 20.45 Uhr in der Livereportage bei BR24Sport) Doch so weit möchte Müller gar nicht blicken: "Erstmal Stuttgart, die sind mittlerweile ’ne große Nummer in der Bundesliga. Dann schauen wir weiter."
Der FC Bayern wird gut daran tun, es seinem dienstältesten Spieler (715 Spiele) gleichzutun. Denn die Länderspielpause hat nur für eine kurze Unterbrechung der Topspiel-Wochen beim deutschen Rekordmeister gesorgt; und die Bilanz ist nicht gerade das, was sich Trainer Vincent Kompany vorgestellt hatte: Unentschieden gegen Leverkusen, Niederlage gegen Aston Villa, Unentschieden gegen Frankfurt.
Müller: "Wir wollen gewinnen und gut Fußball spielen"
Zwar empfängt der FCB den VfB Stuttgart als Tabellenführer, doch der Abstand auf die Verfolger ist minimal. Leverkusen liegt drei Punkte zurück, Freiburg zwei, Frankfurt nur einen und von Leipzig trennt die Münchner die Tordifferenz. Gewinnen ist also Pflicht.
Doch besorgt scheint Müller aktuell nicht: "Wir spielen einen guten Fußball. Die Basics sind da, die uns die Hoffnung geben, dass wir auch die kommenden Wochen erfolgreich spielen können." Das Ziel ist klar: "Wir wollen gewinnen, gut Fußball spielen und die Dinge, die wir in den letzten Wochen gut gemacht haben, wieder sehen."
Im Video: Müller und Neuer: Vom großen Abschied zum Duell gegen Stuttgart
Torflaute von Kane: "Muss ihm keiner raushelfen"
Generell wirkt Müller aktuell sehr gelassen. Nicht nur beim Kampf um die Meisterschaft. Auch was die Kritik an seinen Teamkollegen angeht. Und so ist er auch nicht allzu besorgt, um die Torflaute von Harry Kane: "Da muss ihm keiner raushelfen. Manchmal kriegst du einfach weniger Möglichkeiten. Du musst geduldig bleiben. Da machen wir uns keine Sorgen."
Wiedersehen mit Lewandowski: Barcelona wird zum Prüfstein
Auf Müllers Meinung kann man durchaus etwas geben, schließlich hat er in seinen 16 Jahren als Profi des FC Bayern schon mit so manchem Topstürmer zusammengearbeitet. Einer davon ist Robert Lewandowski, dessen 344 Tore im Trikot der Münchner er aus nächster Nähe verfolgt hat. Der Pole spielt mittlerweile beim FC Barcelona und dass er dort das Tore schießen nicht verlernt hat, stellt er in dieser Spielzeit eindrucksvoll unter Beweis: elf Spiele, zwölf Tore, zwei Vorlagen. Lewandowski ist einer der Gründe für Barcelonas starken Saisonstart.
Der FC Bayern ist gewarnt, was in den kommenden Tagen auf sie zukommt. Aktuell ist die Stimmung an der Säbener Straße äußerst gut. Besonders Vincent Kompany dürfte derzeit vom andauernden Schulterklopfen seitens der Münchner Verantwortlichen den einen oder anderen blauen Fleck mit sich herumtragen. Doch sollte sein Team auch gegen Stuttgart und Barcelona wichtige Punkte liegenlassen, dürfte die Atmosphäre beim Rekordmeister deutlich angespannter werden. Um das vorherzusehen, braucht es auch nicht die Erfahrung eines Thomas Müller.
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