DFB: Wagner und Bender-Zwillinge im Nachwuchs-Kompetenzteam

Ohne Input aus Bayern geht es auch künftig nicht beim Deutschen Fußball Bund (DFB): Den Bereich Nachwuchs, Training und Entwicklung leitet als neuer Direktor zwar der frühere Bundesligatrainer Hannes Wolf (VfB Stuttgart, Hamburger SV, Bayer Leverkusen). In sein neues Kompetenzteam wurden aber unter anderem Sandro Wagner, zuletzt Cheftrainer der SpVgg Unterhaching, der ehemalige Co-Trainer des FC Bayern München, Hermann Gerland, sowie die Ex-Nationalspieler Lars und Sven Bender berufen, die aus Oberbayern stammen.

Geschäftsführerposten noch unbesetzt

Wolf soll in einer neuen Sportstruktur beim DFB die Zukunftssorgen nach den zuletzt schwachen Nachwuchsleistungen angehen. Für die Männer-Nationalmannschaft bleibt Rudi Völler zuständig, für die Frauen-Auswahl wird noch nach der Bestbesetzung gesucht. Alle drei seien Sportdirektoren, oder zwei Sportdirektoren und eine Sportdirektorin, sagte Neuendorf.

Für die Leitung soll auch der nach dem Aus von Oliver Bierhoff Ende 2022 verwaiste Geschäftsführerposten wieder besetzt werden. Namen kommentierte der DFB am Montag nicht - im Gespräch ist die frühere Weltfußballerin Nadine Keßler, die aktuell bei der Europäischen Fußball-Union UEFA arbeitet und der Großes zugetraut wird.

Wolf: "Uns fehlt die Breite in der Spitze"

Bei seiner ausführlichen, mehr als einstündigen Vorstellung skizzierte Wolf die Probleme und auch erste Lösungsansätze. Eine Präsentation über Spielformen und Trainingsinhalte hatte der 42-Jährige ebenso mitgebracht wie die Liste mit den Mitglieder seines Kompetenzteams, zu dem neben den Bender-Zwillingen und Sandro Wagner u.a. auch Hanno Balitsch und Lena Lotzen gehören. Dienstältester Kompetenzträger ist der 69-jährige Hermann Gerland, der beim FC Bayern etliche Titel gefeiert hatte.

Wagner: Keine "Raketenwissenschaft"

Wolf riss Grundprobleme im Nachwuchs an. In England und Frankreich würden drei- bis viermal mehr Spieler aus dem U21-Bereich eingesetzt, sagte er. "Das heißt nicht, dass wir schlechte Spieler haben, aber uns fehlt in der Breite die Spitze." Der Aufbruch im Jugendbereich, in dem seit Monaten kritisch über Veränderungen debattiert wird, sei keine "Raketenwissenschaft", sagte Wagner: "Das ist ja das Schöne."

Erste Reformen angestoßen - weitere sollen folgen

Der DFB hatte mit dem Projekt Zukunft im Jahr 2018 tiefgreifende Reformen im Nachwuchs-Bereich angestoßen. Zuletzt war die Umstrukturierung der Nachwuchs-Wettbewerbe und die Transformation der bisherigen A- und B-Junioren-Bundesligen beschlossen worden. Zudem sollen sich Kinder bis elf Jahre flächendeckend nicht mehr an Ergebnissen und Tabellen orientieren, sondern treffen künftig in kleineren Spielformen (3-gegen-3 oder 4-gegen-4) aufeinander. Dadurch soll allen Heranwachsenden Spielzeit ermöglicht werden.

Auch in den Bereichen Trainerentwicklung, Förderstrukturen und Fußballentwicklung werden Veränderungen angestrebt. "Wenn wir das hinbekommen, sagen wir irgendwann: Boah, wo kommen denn die neuen Spieler her?", sagte Wolf. Eine Prognose, wann sich das in EM- oder WM-Titeln auszahlen könnte, gab der 42-Jährige nicht ab. Nach dem peinlichen Aus der Männer- und Frauen-Nationalmannschaft bei den jeweiligen Weltmeisterschaften in der Vorrunde drängt aber die Zeit.

Völler vermisst bestimmten Spielertyp

Es müssten wieder Spielertypen ausgebildet werden, "die auch eine gewisse Mentalität mitbringen, diese Eigenschaft des Willens, wieder Zweikämpfe zu gewinnen", sagte Völler. Das seien Dinge, "die ein bisschen gefehlt haben in den letzten Jahren". Zwischen den Ausführungen von Völler und Wolf war im Detailgrad eine gewisse Diskrepanz zu hören. Aber: Es werde "wunderbar funktionieren", sagte Völler, der Wolf 2021 als Interimstrainer zu Bayer Leverkusen geholt hatte. "Ich weiß, er brennt schon."

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