Die Olympischen Spiele in Paris sind für Deutschlands Handball-Frauennationalmannschaft knapp drei Monate her und nun steht schon das nächste Großevent an: Am 29. November startet die DHB-Auswahl in die EM. Zwar muss Deutschland nicht in Paris, sondern in Innsbruck ran, doch grundverschieden sind die beiden Turniere nicht - und das liegt nicht daran, dass Deutschland seine Vorrundenspiele in der Olympiahalle in Innsbruck austrägt.
DHB-Team: "Machbare" Vorrunden-Gruppe bei der EM
Vor allen Dingen der Favoritenkreis ist ziemlich deckungsgleich mit dem von den Olympischen Spielen: Frankreich, Norwegen, Dänemark, Schweden. Diese Teams sind das Nonplusultra im Frauenhandball - und genau gegen diese Teams musste Deutschland in Paris ran und kassierte von jedem eine Niederlage. Eine Enttäuschung sei das Turnier aber nicht gewesen, erklärt Bundestrainer Markus Gaugisch im exklusiven BR24Sport-Inerview: "Die olympischen Spiele sind ein Wahnsinnsprogramm gewesen."
Anders als bei Olympia kann Deutschland den Topteams erst einmal aus dem Weg gehen. In der Gruppe F geht es für den DHB gegen die Ukraine, Island und die Niederlande. "Machbar ist sie auf jeden Fall", erklärt die gebürtige Ingolstädterin Lisa Antl (Borussia Dortmund) und betont pflichtbewusst, dass man die Gegnerinnen auf keinen Fall unterschätzen werde und "die Niederlande eine Mannschaft ist, gegen die die Spiele meist ebenbürtig sind".
Gaugisch: "Wir wollen nach Wien"
Und auch der Bundestrainer hat eine klare Erwartung an seine Spielerinnen: "Wir wollen nach Wien und wir wollen in Wien so lange wie möglich sein." In Österreichs Hauptstadt findet die Hauptrunde statt, für die sich die Erst- und Zweitplatzierten der Vorrunde qualifizieren und im Falle des DHB unter anderem auf die Erstplatzierten der Gruppe D und E treffen werden. Und die heißen aller Voraussicht nach: Norwegen und Dänemark.
Dann ist das DHB-Team wieder in der Außenseiter-Rolle, die es auch bei Olympia eingenommen hat. "Die Topteams haben einfach alle mehr Qualität als wir", sagt Gaugisch und fügt an: "Gegen die wollen wir irgendwann gewinnen, wir jagen sie, wir sind auf dem Weg dorthin." Heißt übersetzt: Stand jetzt wäre ein Erreichen des Halbfinales nach der Hauptrunde eine ziemliche Überraschung.
Grijseels: "Wollen möglichst weit kommen"
Gaugisch, der 2022 Bundestrainer wurde, sieht seine Mannschaft dennoch auf einem guten Weg: "Wir wollen uns nicht durcheinander bringen lassen. Alle, die hinter uns liegen, haben wir stabil geschlagen." Der 50-Jährige will daher auch vor dem Turnier nicht mehr viel verändern. Im Trainingslager gehe es darum, das Team in die Position zu bringen, eine konstante EM zu spielen und nennt dafür sein Rezept: "Einschleifen, Wiederholungen sammeln, Rückmeldung geben."
Auch Alina Grijseels (CSM Bukarest) sieht wenig Bedarf für tiefgreifende Veränderungen vor der EM: "Es sind kleine Stellschrauben, an denen wir drehen können", sagte die 28-Jährige. Vor allen Dingen müsse man Fehler abstellen und im Umschaltspiel schneller Tore erzielen. Auch sie betont, dass Deutschland keineswegs zu den Favoriten gehört. Aber das Halbfinale abschreiben kommt für sie nicht infrage: "Wir fahren nicht hin und sagen: 'Schön, dass wir dabei sind.' Wir wollen möglichst weit kommen."