Als Manager hat Christian Winkler mit dem EHC Red Bull München vier deutsche Meistertitel geholt. Die ersten Erfahrungen abseits des Eises hat er aber beim EC Peiting gemacht. Als Torwart stand er dort um die Jahrtausendwende auf dem Eis, kurz danach, der Schritt ins Management. Der Kontakt zum Verein aus dem Pfaffenwinkel ist nie abgerissen, er kennt ihn aus dem FF und nennt ihn gerne "Das Gallische Dorf".
Gutes Eishockey auch mit kleinem Etat
Ein irgendwie treffender Vergleich. Denn zum einen hält sich der Verein aus dem 11.000 Einwohner Markt Peiting seit 23 Jahren in der Oberliga Süd – so lange wie kein anderer Verein – zum anderen bietet man dort den großen Namen aus der Nachbarschaft wie Bad Tölz, Riessersee und Füssen regelmäßig ordentlich Paroli – trotz eines kleinen Etats von knapp über 700.000 Euro.
Da ist aber dann schon alles drin: Kosten für erste Mannschaft und Nachwuchs, Personal und Busfahrten. Sogar die gestiegenen Energiekosten für die Eishalle bekommen die Peitinger wohl gestemmt. Stellt sich die Frage: Wie machen die das?
Geschäftsführer Gast: "Nie mehr Geld ausgeben als wir haben"
Während namhafte Teams in der Oberliga Süd finanziell immer wieder ins Schlingern kommen (Bayreuth stellte vor Kurzem Insolvenzantrag, Bad Tölz klagte über fehlende Zuschauereinnahmen), fährt der EC Peiting laut Geschäftsführer Peter Gast einen anderen Kurs: "Wir machen keine verrückten Dinge. Wir machen nichts unüberlegt und werden auch nie mehr Geld ausgeben, als wir haben. Wir lassen uns nicht mitreißen von anderen Vereinen, die für viel Geld Spieler holen. Wir haben zum Beispiel in dieser Saison auch viele Verletzte gehabt – aber da wird nicht rumgejammert! Da wird mit denen gespielt, die man hat, der Rest wird mit Nachwuchsleuten aufgefüllt. Dafür macht man ja Nachwuchsarbeit.“
Gute Nachwuchsarbeit zahlt sich aus
Und die kann sich in Peiting sehen lassen: DEL – Spieler wie Thomas Oppenheimer oder aktuell Kölns Maximilian Glötzl und Düsseldorfs Luis Üffing entstammen dem Nachwuchs. Aktuell sind elf der 23 Spieler im Profikader 22 Jahre oder jünger. Die Chancen als Peitinger Spieler auch in der ersten Mannschaft zu landen, sind groß – das kommt an!
Aktuell hat der Verein ca. 150 Nachwuchsspieler. Betreut werden die von vielen Ehrenamtlichen. So wie Michaela Krabbat. Sie kümmert sich im Verein nicht nur um Spielerpässe und verkauft an Spieltagen Popcorn. Krabbat verbringt wöchentlich ca. 30 Stunden mit dem Nachwuchs in der Halle. Pro Nachwuchsteam stehen bis zu vier Ehrenamtliche auf dem Eis. "Ohne sie würde es in Peiting auch gar nicht funktionieren", so Nachwuchsleiter Klaus Müller. "Die komplette Nachwuchsleitung arbeitet ehrenamtlich, wir haben im 5 Sterne Programm des DEB drei Sterne – das ist aber nur durchs Ehrenamt und viele fleißige Helfer zu schaffen“. Egal ob Bratwurstverkäufer oder Stadionsprecher – "dass da mittlerweile Generationen von Familien ehrenamtlich mitarbeiten, das macht den EC Peiting aus“, meint Ex-Torwart Christian Winkler.
Ehrenamtliche tragen den Verein mit
Sogar der Trainer der ersten Mannschaft, Ty Morris, ein vollbärtiger Kanadier, der in der DEL als Profi für München gespielt hat und heute hauptberuflich als Vertreter für Eishockeyzubehör arbeitet, sagt: "Wenn ich mit meinen Terminen z.B. in München oder Berlin fertig bin, drehe ich um und fahre sofort nach Peiting. Wir sind ja auch Vorbilder für die Kinder! Wir gehen da gerne auch mal mit ihnen aufs Eis, machen Familiy-Days oder gehen auch mal in den Kindergarten. Es ist so einfach und schön, den Kindern Freude zu machen!"
Fabian Kreitl ist ebenfalls im Ehrenamt für den EC Peiting tätig – der Bauingenieur hat als Kind dort gespielt, heute ist er der erste Vorsitzende des 1973 gegründeten Eishockeyklubs. Dass andere Ligakonkurrenten– zum Teil wiederholt – finanziell ins Schlingern geraten, sorgt bei ihm für Kopfschütteln. "Was die Oberliga mal ausgezeichnet hat: Sie war das Sprungbrett für jüngere Spieler in höhere Ligen. So sehen wir das auch immer noch. Wir geben lieber jüngeren Spielern eine Chance, bevor wir viele ausgediente DEL-Spieler verpflichten."
Den EC Peiting wird es auch noch in Jahrzehnten geben
Die sind nämlich oft immer noch relativ teuer. Ein Grund, warum der ein oder andere Konkurrent wackelt. Wenn Vereine wie Füssen, Bad Tölz oder Riessersee, die ja in den letzten Jahren immer mal wieder Probleme hatten, wegbrechen würden, würde sich das wohl auch in Peiting bemerkbar machen.
Zwar finden im Schnitt zu den Spielen nur etwas mehr als 700 Fans in die Halle, viele Klubs in der Oberliga Süd sind aber nur eine halbe Autostunde weg von Peiting. Man kennt sich also. Wenn der Derbycharakter fehlt, dann fehlt auch in Peiting so ein wenig das Salz in der Suppe, befürchten die Fans. Der Wunsch eines ECP-Anhängers: "Die sollen alle in der Liga bleiben!“
Dass Peiting drinbleibt, daran hat Christian Winkler, der prominente Ex-Torwart, keine Zweifel. Zum einen, weil "die Oberliga in Peiting das Ende der Fahnenstange ist. Das weiß man dort aber auch. Und deshalb bin ich mir sicher: Peiting wird einer der Vereine sein, den es in den nächsten Jahrzehnten auch noch gibt!"