Der Start in die Heim-Europameisterschaft ist der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mehr als nur geglückt. Nach drei Turnieren, die mit einer Niederlage begannen, gab es beim DFB-Team zum ersten seit 2016 keine hängenden Köpfe nach Abpfiff, sondern ausgelassenen Jubel. "Das ist ein überragender Auftakt zu dem, was wir am Ende haben wollen - ein Sommermärchen", freute sich Torschütze Niclas Füllkrug in den Katakomben der Münchner Arena. Bundestrainer Nagelsmann sah "ein Fundament, auf dem wir aufbauen können".
Nagelsmanns Team entfacht Euphorie
Die drei Punkte sorgen für Euphorie und gleichzeitig ein gut gefülltes Punktekonto der DFB-Elf. Ein Ausscheiden wie zuletzt bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 wird damit deutlicher unwahrscheinlicher.
Die Spieler seien "heiß, die haben Lust, die haben Hunger. Noch habe ich sie an der Leine, aber morgen werde ich sie loslassen", hatte Nagelsmann bei der Pressekonferenz am Tag vor der Auftaktpartie vollmundig angekündigt und seine Schützlinge setzten genau das um. "Völlig losgelöst" oder eben wie von der Leine gelassen überrollte das DFB-Team zeitweise bemitleidenswerte Schotten.
DFB: 1954 bis 2014 - jeder Titel startete mit einem Sieg
Glaubt man dem Blick in die Vergangenheit, sind die Titelträume eng mit dem ersten Spiel verbunden. Denn egal, ob bei WM oder EM: Die erfolgreichen Turniere der deutschen Nationalmannschaft starteten immer mit einem Sieg. 1954 war es ein 4:1 über die Türkei, bei der EM 1972 war ein Doppelpack von Gerd Müller der Grundstein für das 2:1 über Belgien, 1974 war es Paul Breitner, der den Siegtreffer gegen Chile (1:0) erzielte.
Die EM 1980 startete mit einem 1:0 über die Tschechoslowakei (Torschütze: Karl-Heinz Rummenigge), 1990 untermauerte man mit einem 4:1 (2x Matthäus, Klinsmann, Völler) über Jugoslawien den Favoritenstatus. Der EM-Titel 1996 startete mit einem 2:0 über Tschechien (Möller, Ziege). Den höchsten Sieg im ersten Spiel gab es beim WM-Titel 2014, als der DFB sich mit einem Hattrick von Thomas Müller und einem Treffer von Mats Hummels mit 4:0 gegen Cristiano Ronaldos Portugal durchsetzte.
"Wenn man die letzten Turniere sieht, die Eröffnungsspiele, dann war es schon sehr, sehr wertvoll. Aber trotzdem haben wir das Bewusstsein, dass es ein Spiel war und da müssen noch ein paar folgen." Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem 5:1 gegen Schottland
Punktverluste im Auftaktspiel sind ein schlechtes Omen
Und sonst: Bei den enttäuschenden Weltmeisterschaften 2018 und 2022 stand die deutsche Nationalmannschaft nach Niederlagen gegen Japan (2022) und Mexiko (2018) direkt mit dem Rücken zur Wand und schied in der Vorrunde aus. Auch die EM 2020 begann mit einer Niederlage gegen Frankreich. Das Aus in der Vorrunde wurde zwar verhindert, doch schon im Achtelfinale war gegen England Schluss.
Diese Tendenz zeigt sich auch, wenn man noch weiter in die Vergangenheit blickt. Im 21. Jahrhundert zeigt sich eine Tendenz: Einem Sieg im Eröffnungsspiel folgte mindestens der Halbfinal-Einzug. Nur zweimal ließ Deutschland Punkte liegen: 2004 (1:1 gegen die Niederlande) und 2000 (1:1 gegen Rumänien). In diesen Jahren war ebenfalls schon nach der Vorrunde das Turnier für den DFB beendet.
Der Auftakt ist gemacht: "Wollen den Flow mitnehmen"
Doch dieses Jahr glückte der Start - und das bei der Heim-EM. Für Torschütze Jamal Musiala vom FC Bayern war nach dem Spiel klar: "Den Flow wollen wir mit ins nächste Spiel nehmen." Bundestrainer Nagelsmann sah nach dem Spiel auch die Bedeutung dieses Siegs für die deutschen Fans. Tags zuvor hatte er schließlich auf der Abschluss-Pressekonferenz noch alle eingeschworen. Man müsse "den Heimvorteil nutzen", so der 36-Jährige am Donnerstagabend. "Die Gemeinschaft soll die Massen emotionalisieren. Und die Gemeinschaft hat das Spiel gewonnen. Und die Gemeinschaft hat dafür gesorgt, dass Fußball-Deutschland noch ein Stück mehr an uns glaubt, als das vor dem Spiel der Fall war", sagte er nach der Gala zum EM-Start.
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