Bayern Münchens neuer Trainer Vincent Kompany sieht die hohe Erwartungshaltung beim deutschen Rekordmeister nach einer verkorksten Saison gelassen. "Warum sollte man sein Mindset verändern? Da gibt es ein Match zwischen Bayern und mir. Es gibt von Vereinsseite keine größeren Erwartungen als die, die auch ich habe", sagte Kompany auf der Südkorea-Reise der Bayern. Warum, fügte er an, "sollte man nicht alles gewinnen wollen? Ich musste schon als Sechsjähriger bei Anderlecht alles gewinnen und der Beste sein."
Mentalität als Schlüssel zum Erfolg
Erfolg sei "eine Mischung aus vielen Komponenten", so Kompany weiter: "Wenn man auf die letzten Jahre mit den elf Titeln zurückschaut: Die besten Spiele gab es nicht, weil vielleicht die Defensive funktioniert hat, sondern weil es als Team funktioniert hat." Schon gegen die Spurs wolle er "sehen, dass die Mentalität da ist. Man kann nicht 100 Prozent fit sein, aber 100 Prozent da sein." Ansonsten gehe es darum, "alle Spieler von der Fitness her auf 100 Prozent zu bringen".
Kompany kündigte deshalb an, dass auch die deutschen Nationalspieler und Millionen-Zugang Joao Palhinha, die erst am Mittwoch die erste Einheit auf dem Platz absolviert hatten, Spielzeit erhalten werden.
Dass es mit Vereinsikonen wie Kapitän Manuel Neuer oder Thomas Müller zu Problemen in der Zusammenarbeit kommen könnte, glaubt Kompany indes nicht. "Ich habe sehr klare Ideen davon, was ich schaffen möchte. Für Spieler wie Manuel und Thomas ist es auch aufregend. Es ist viel einfacher, mit solchen Spielern zu arbeiten", betonte der junge Bayern-Coach: "Sie sind deshalb zu Legenden geworden, weil sie immer besser werden wollen."
Barbecue bei einem Volkshelden
In Südkorea ist dagegen ein ganz anderer Bayern-Profi die größte Ikone. Um den Abwehrspieler Minjae Kim gibt es einen Rummel, wie ihn auch der ehemalige Profi von Manchester City noch nicht erlebt hat: "Das ist schon etwas Besonderes. Obwohl wir so viele Superstars in München haben oder auch früher bei City: So viel Aufmerksamkeit haben wir nie bekommen, wenn wir auf die Straße gehen. Das ist so anders", sagte Kompany über den Volkshelden Kim bewundernd.
Der 27-Jährige ist in seiner Heimat ein Superstar. Doch dass er plötzlich bei der Südkorea-Reise der Münchner derart im Fokus steht, mag der bescheidene Kim "ganz und gar nicht", wie er am Freitag auf einer Pressekonferenz erzählte. Es gebe bei den Bayern "so viel mehr Spieler. Ich hoffe, dass sie viel Aufmerksamkeit bekommen", sagte der Abwehrspieler mit einem Lächeln.
Stolz ist Kim darauf, dass er seinen Teamkollegen "etwas über Südkorea erzählen" und ihnen "die Kultur und auch das Essen näherbringen kann. Darauf freue ich mich sehr", sagte der 63-malige Nationalspieler, der 2023 von Neapel nach München gewechselt war. Am Donnerstagabend lud er die Mannschaft deshalb auch zu einem südkoreanischen Barbecue ein. "Alle haben es sehr genossen", sagte er, "ich glaube, Joshua Kimmich am meisten. Er hat viele verschiedene Gerichte bestellt. Es war toll."
Zwischen finanziellem Erfolg und kräftezehrender Hitze
Für Bayerns Finanz-Vorstand Michael Diederich profitieren von dem Andrang auf Kim alle Parteien: "Jeder Spieleinsatz von ihm ist dort eine Meldung in den Haupt-Nachrichtensendungen wert. Er ist in Südkorea eine Ikone. Seitdem er bei uns ist, haben sich mehr als 1000 neue Fanklubs bei uns registrieren lassen", hatte Diederich schon vor dem Abflug in Münchner Merkur/tz gesagt.
Kompany dagegen hat andere Sorgen. Angesichts der Hitze und Feuchtigkeit in Seoul sprach der Belgier vor dem Testspiel gegen die Spurs am Samstag (13.00 Uhr) von einem Fußballspiel "in einem sehr interessanten Klima".
Die Priorität liege für ihn darauf, auch während der strapaziösen Kurztour mit Zeitumstellung nach einem langen Flug und der belastenden Hitze "eine gute Fitness aufzubauen" bis zum Saisonstart in zwei Wochen im DFB-Pokal bei Zweitligist SSV Ulm. Trotz der besonderen Voraussetzungen "möchte ich die richtige Mentalität der Spieler sehen", sagte Kompany vor dem Testspiel im ausverkauften World Cup Stadium von Seoul.
"Generalangriff" auf Titel
Der Saisonstart wird nach einer Spielzeit ohne Trophäe ganz besonders kritisch beäugt werden. Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte zuletzt von einem "Generalangriff" der Bayern auf alle Titel gesprochen. Um die Ziele zu erreichen, nahm Kompany seine Stars vor dem ersten Härtetest gegen Tottenham Hotspur in die Pflicht. Die letzte Saison sei "passiert", betonte der 38 Jahre alte Belgier, "aber ich erwarte von jedem eine Reaktion. Die Reaktion will ich im Training und auf dem Feld sehen, definitiv beim ersten Spiel im Pokal."
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