Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch mit Linda Dallmann und Lea Schüller vom FC Bayern.
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Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch mit Linda Dallmann und Lea Schüller vom FC Bayern.

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Causa Voss-Tecklenburg: Die Stille ist gebrochen

Was wird aus Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg? Nach monatelanger Stille äußern sich Trainerin, Verband und Spielerinnen öffentlich und lassen tiefe Differenzen durchblicken. Angesichts der sportlichen Ziele eine komplizierte Situation.

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Ein Instagram-Post durchbrach die monatelange Stille. Während sich im DFB-Hotel in Frankfurt die Nationalspielerinnen auf ihr großes Ziel vorbereiteten, machte eine Nachricht ihrer Bundestrainerin die Runde. Martina Voss-Tecklenburg hatte auf dem sozialen Netzwerk zum ersten Mal nach quälend langen Monaten öffentlich Stellung genommen. Sie befände sich derzeit auf Erholungsurlaub, der ihr dabei helfen solle, ihre überstandene Krankheit weiter auszukurieren.

Es war eine direkte Reaktion darauf, dass Voss-Tecklenburg wenige Tage zuvor einen Vortrag auf dem bayerischen Zahnärztetag in München gehalten hatte. Es war der erste öffentliche Auftritt nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM. Die Fragen, ob und wie man gemeinsam das Turnier verarbeiten und die Olympia-Qualifikation erfolgreich gestalten kann, wie die Zukunft aussieht, blieben bislang weiter unbeantwortet. Während die Spielerinnen vor der wichtigen Aufgabe stehen, gegen die sportliche Krise anzukämpfen. Das war kein schönes Bild.

"Vertrauensvoller Austausch" oder Kontakt über Anwälte?

Voss-Tecklenburg schrieb von "privaten Terminen", die mit dem DFB abgesprochen gewesen sein und von einer weiteren "Zusammenarbeit im Team", über die man mit dem DFB im "vertrauensvollen Austausch" sei.

Es war der Startschuss, der erstmal auch öffentliche Reaktionen auf der anderen Seite hervorrief. Bislang hatte sich der DFB bedeckt gehalten und auf die Krankheit seiner Angestellten verwiesen. Kurze Statements, abgestimmte Aussagen – der DFB ging in der Bundestrainerinnen-Frage in eine Abwehrhaltung. Selbst als die ersten Pflichtspiele nach dem WM-Aus anstanden, die Co-Trainerin Britta Carlson leitete, kaum ein Wort zu Voss-Tecklenburg. Auch als Horst Hrubesch als Interims-Lösung vorgestellt wurde: Der DFB blieb bei Fragen zu Voss-Tecklenburg schmallippig.

Auch diesmal blieb der DFB kurz angebunden. Doch die Worte, die der Verband wählte, standen im krassen Gegensatz zu dem Instagram-Post von Voss-Tecklenburg. Bundestrainerin und DFB sprechen "derzeit in erster Linie" über Anwälte miteinander. Nach "vertrauensvollem Austausch" klang das jedenfalls so gar nicht. Und weiter: "Wir möchten klarstellen, dass uns Martina Voss-Tecklenburg übermittelt hat, erst nach einer Bedenkzeit für ein persönliches Gespräch nach ihrem Erholungsurlaub zur Verfügung zu stehen", schrieb der DFB. "Dies haben wir natürlich respektiert und so eingeplant."

Oberdorf: "Hätte mir etwas anderes gewünscht"

Und auch die Spielerinnen meldeten sich erstmals zu Wort. Lena Oberdorf war die erste, die sich in der Öffentlichkeit erstmal in irgendeiner Form positionierte. "Ich hätte mir da durchaus etwas anderes gewünscht", sagte die Spielerin des VfL Wolfsburg nach der Ankunft im DFB-Teamhotel in Frankfurt und richtete sich damit an die Frau, die eigentlich ihre Chefin ist. Was Oberdorf sich konkret gewünscht hätte: "Dass man sagt: Okay, wir klären erstmal, was bei der WM passiert ist, und danach vielleicht in den Erholungsurlaub geht."

Ob Oberdorf sich unter diesen Umständen vorstellen könne, dass die amtierende Bundestrainerin noch einmal zurückkehrt, wie die 21-Jährige darauf hin, dass dies außerhalb ihrer "Macht" liege. Das werde der DFB regeln. Dass der entscheidet, dass Voss-Tecklenburg noch einmal zurückkehrt, ist fast ausgeschlossen. Schließlich haben die deutschen Fußball-Frauen nicht nur eine verpatzte WM, die sie aufarbeiten müssen. Sie haben auch ein sehr großes Ziel vor Augen: die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.

Olympia 2024: "Haben mit Horst den besten Trainer"

Genau aus diesem Grund versammelten sich die Nationalspielerinnen in Frankfurt. Am Freitag, 27. Oktober, um 17.45 Uhr (im Livestream auf sportschau.de) geht es ohne die angeschlagene Kapitänin Alexandra Popp gegen Wales und am Dienstag, 31. Oktober, um 20 Uhr gegen Island (Live im ZDF) darum, einen der zwei ersten Plätze in der Nations-League-Gruppe zu sichern, die einen für die Play-offs qualifizieren. Dort geht es schließlich um das Erreichen des Finales. Beide teilnehmenden Nationen fahren zu den Olympischen Spielen nach Paris.

FC-Bayern-Spielerin Linda Dallmann wollte sich angesichts dieser schwierigen Aufgabe nicht an Personaldiskussionen beteiligen. "Wir als Team haben ganz andere Dinge, die uns im Kopf sind. Das ist Olympia. Wir haben gar nicht das Recht, uns in viele Dinge einzumischen", sagte die 29-jährige Mittelfeldspielerin am Mittwoch. Nur um wenig später doch ein Plädoyer für den aktuellen Interims-Trainer Horst Hrubesch zu halten: "Wir haben mit Horst den besten Trainer vor uns, der versucht, uns auf die Sache einzuheizen", Hrubesch könne "gut vorleben, was Olympia bedeutet".

Hrubesch als aussichtsreichster Kandidat

Hrubesch, der die deutsche Männer-Auswahl 2016 in Rio de Janeiro zu Olympia-Silber geführt hatte, habe den Spielerinnen gesagt, dass er notfalls nach Frankreich laufe, "um uns spielen zu sehen, wenn wir ihn nicht mitnehmen", betonte Dallmann und lässt damit durchblicken, dass Hrubesch wohl als Bundestrainer bereitsteht.

"Er brennt darauf und sagt uns jeden Tag, wie toll für ihn das Erlebnis war. Das nimmt uns als Spielerinnen mit." Die Spielerinnen dürften froh sein, wenn es am Freitag wieder in erster Linie um das Sportliche geht. Die Personaldebatte wird dennoch nicht abebben, bis eine endgültige Entscheidung um die Zukunft von Voss-Tecklenburg auch öffentlich kommuniziert wird.

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