Deutschland, Sommer 2006, Fußball-WM: eine Nation feiert sich und die Welt. 18 Jahre später findet mit der EURO 2024 erneut ein großes Turnier hier statt – doch die Vorzeichen sind völlig andere. Vor diesem Hintergrund nimmt Esther Sedlaczek das Publikum mit auf eine Reise durch Deutschland 2024. Wie hat sich die Stimmung verändert? Lässt sich das fröhlich-unbeschwerte Sommermärchen von 2006 wiederholen?
Die BR-Doku "Deutschland. Fußball. Sommermärchen 2024?" läuft am Mittwoch, 5. Juni 2024, um 20.15 Uhr im Rahmen eines Themenabends zur Fußball-EM im Ersten. In der ARD Mediathek ist der Film von Nick Golüke, Robert Grantner und Julia Grantner ab sofort abrufbar.
Die "Fußball-Nation" Deutschland
In der Dokumentation des Bayerischen Rundfunks, die nach der Premiere im Ersten auch am Mittwoch, 12. Juni, 22.00 Uhr im BR Fernsehen läuft, zeichnet Esther Sedlaczek ein sportliches und unterhaltendes Bild zur Lage der "Fußball-Nation" Deutschland. Unter ihren Gesprächspartnern sind Promis aus der Welt des Fußballs und aus der Politik, aber auch eine junge Migrantin, die im Fußball Halt findet, ein 89-jähriger EM-Volunteer oder Bewohner von Garmisch-Partenkirchen, wo die Nationalelf Schottlands ihr EM-Quartier aufschlagen wird.
Regisseur Sönke Wortmann: "Bei den Bildern von 2006 noch immer Gänsehaut"
"Ich kriege tatsächlich Gänsehaut, wenn ich die Bilder von damals sehe", fasst Sönke Wortmann, Autor und Regisseur der Erfolgsdoku "Deutschland. Ein Sommermärchen" von 2006 beim gemeinsamen Kinobesuch mit Esther Sedlaczek seine Gefühlslage zusammen. "Viele sagen ja, das war der Sommer des Jahrhunderts oder der Sommer des Lebens", so Wortmann.
Bundestrainer Nagelsmann: "Können beitragen, dass die Stimmung besser wird"
Ein Sommer, den Julian Nagelsmann, damals als junger Fan beim Public Viewing erlebte. Jetzt steht er als Bundestrainer vor einem großen Turnier im eigenen Land. Eine einmalige Chance für seine Spieler und für ihn als Trainer. Mit Esther Sedlaczek spricht er über sportliche Ziele und die Kraft des Fußballs: "Wir können als Sportler einen Teil dazu beitragen, dass die Stimmung im Land besser wird und dass eben die Kraft des Fußballs auch eine Nachhaltigkeit hat", sagt der Bundestrainer.
"Dass wir jetzt nicht in Schönheit sterben wollen durch Ballbesitz-Passagen, sondern auch durch eine Art und Weise des Spiels uns emotionalisieren. Und das ist auch der Fokus, den ich der Mannschaft präsentiere: Nicht zu viel palavern, sondern einfach mal machen!" Julian Nagelsmann, Bundestrainer
Nationalmannschafts-Rückkehrer Kroos: "Will mit meiner Spielweise vorangehen"
Einer der Garanten für den sportlichen Erfolg soll er sein: Nationalmannschafts-Rückkehrer Toni Kroos, den Sedlaczek am Rande des Champions-League-Halbfinales in München trifft. "Julian Nagelsmann hat mich gleich in der Woche nach seiner Unterschrift beim DFB angerufen, ob ich mir ein Comeback vorstellen könnte. Ich will vorangehen mit meiner Spielweise, für Ruhe und Stabilität sorgen und kann auch gerne der Schuldige sein, wenn es mal nicht läuft. Da stehe ich mittlerweile drüber", gibt Kroos einen Einblick in die Entscheidung, die dazu führt, dass er bei der EM das letzte Profispiel seiner Karriere bestreiten wird.
"Ich mache mir natürlich selbst zur Aufgabe, auch gerne dann der zu sein, wenn was nicht läuft. Und natürlich dann in schwierigen Situationen zu versuchen, speziell auf dem Platz auch irgendwie so eine Art Anker zu sein. Die Situationen werden kommen im Turnier. Wir werden da nicht durchmarschieren mit sieben Siegen und dann uns alle in den Arm legen. Es werden sehr, sehr schwierige Momente kommen und da müssen wir dann als Mannschaft durch." Toni Kroos
Ex-Bundestrainer Löw: "Waren Weltmeister der Herzen, was Gastfreundschaft betrifft"
Jogi Löw war 2006 als Co-Trainer von Jürgen Klinsmann hautnah dabei und wurde 2014 als Bundestrainer Weltmeister. Er erinnert sich an die nachhaltige Kraft des Sommermärchens 2006: "Wir waren zwar nicht Weltmeister, aber vielleicht Weltmeister der Herzen, was Gastfreundschaft betrifft. Und das war vielleicht am Ende noch viel mehr wert als ein sportlicher, großer Erfolg für unser Land."
Bundesaußenministerin Baerbock: "EM kann ein Friedenszeichen werden"
Auch Außenministerin Annalena Baerbock, die Sedlaczek in Berlin besucht, setzt nicht nur sportliche Hoffnungen in die Europameisterschaft: "2006 haben wir auch nicht den Titel geholt und trotzdem war es für uns ein Sommermärchen. Es geht um die Veranstaltung und darum, (…) mit den Besuchen in den Stadien deutlich zu machen: Hey, gerade jetzt sollten wir das Leben feiern, den Sport feiern und deutlich machen, dass Zusammenhalt wichtiger ist, auch wenn man für unterschiedliche Teams die Daumen drückt. Ich glaube, das kann ein richtiges, nicht nur Sommermärchen, sondern vielleicht Friedenszeichen mit dieser EM werden."
ARD-Experte Schweinsteiger: "Mit der Mannschaft ist schon viel möglich"
Bastian Schweinsteiger erinnert sich an 2006 sowie an das legendäre WM-Finale 2014, das ihn zum Helden werden ließ, und spricht natürlich über die sportlichen Aussichten für die Nationalmannschaft. "Ich glaube, aufgrund der vergangenen Turniere sollten wir die Erwartungshaltung nicht so hoch halten", sagt der ARD-Experte und Moderationspartner von Esther Sedlaczek. "Aber mit der Mannschaft, mit den Spielern, die du hast, da ist schon viel möglich. Wenn ich einen Musiala und Wirtz sehe, das erinnert mich so ein bisschen an die Zeit, Lukas Podolski und ich… Dass man eben ein bisschen Frische hereinbringt." Die Ausschlag gebende Frage für ihn lautet: "Wie hoch ist der Teamgeist?"
Geschichten, die der Fußball schreibt: Begegnungen in Duisburg, Leipzig, Garmisch
Esther Sedlaczek trifft auf ihrer Reise aber nicht nur die im Rampenlicht, sondern erzählt auch andere Geschichten, die der Sport schreibt und möglich macht. Zum Beispiel jene von Tamana Yosufi: Die 16-Jährige kam als Kleinkind 2015 nach Deutschland. Ihre Familie musste aus Afghanistan fliehen und kam zu Fuß und per Boot nach Deutschland. Jetzt lebt sie in Duisburg-Marxloh, einem Brennpunkt-Viertel. Der Fußball hat ihr Kraft und Halt gegeben. Wie schaut sie als Migrantin auf das Turnier in ihrer neuen Heimat?
Außerdem lernt die ARD-Reporterin in Leipzig Reiner kennen: Als er geboren wurde, kam Hitler gerade an die Macht. Heute lernt der 89-Jährige Englisch, weil er als Volunteer in Leipzig die ausländischen Fans begrüßen will.
In Garmisch-Partenkirchen ist Esther Sedlaczek bei einem Fotoshooting mit Lederhose und Kilt dabei – der oberbayerische Ort erwartet Tausende schottische Fans zur EM, weil Deutschlands Auftaktgegner hier seine Zelte aufschlagen wird. Alles steht kopf und bereitet sich akribisch auf die Gäste vor. Die Garmischer und Partenkirchener Musikanten üben bereits schottischer Lieder und freuen sich auf die Gäste von der Insel.
Also alles angerichtet für ein Sommermärchen 2.0, oder?
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