Sprengarbeiten am Gletscher in Sölden
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Sprengarbeiten am Gletscher in Sölden

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Pizza & Pommes: Bagger in Sölden "Katastrophe für den Skisport"

Der BR24Sport-Podcast "Pizza und Pommes" mit Felix Neureuther ist zurück aus der Sommerpause und beginnt mit einem ernsten Thema: Die Bauarbeiten am Gletscher in Sölden. Zu Gast sind Stefan Luitz und Philipp Schörghofer aus Österreich.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Die Bilder gingen um die Welt: Bagger stehen dort, wo sich in wenigen Wochen die alpinen Skirennfahrer den Hang herunterstürzen werden, und präparieren die Piste. Das Problem: Die Baustelle befindet sich direkt am Söldener Rettenbachgletscher, wo das Eis seit Jahren zurückgeht und der in Gefahr steht, mittelfristig komplett zu verschwinden. Laut Greenpeace wurden bei den Bauarbeiten Teile des Eises abgetragen. Für "Pizza & Pommes"-Host Felix Neureuther sind diese Bilder "für den Skisport eine Katastrophe". Im Gespräch mit dem ehemaligen österreichischen Skirennfahrer Philipp Schörghofer und dem Allgäuer Riesenslalom-Skirennfahrer Stefan Luitz im BR24Sport-Podcast sagt er: "Ich war sprachlos aufgrund der Bilder. Die sind sehr verstörend und einfach nicht mehr zeitgemäß."

Schörghofer: Bauarbeiten an der Piste "eigentlich ein guter Gedanke"

Die verantwortlichen Pisten-Betreiber sehen das ganze anders: Greenpeace betreibe "nur noch böswillig" einen "Missbrauch der Fakten", entgegnete Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden. Schörghofer versteht die Argumentation aus Sölden: "Sie planen die Gletscher-Bauarbeitern so, um weniger Kunstschnee zu brauchen, um die Rennpiste wiederherzustellen. Das ist eigentlich ein guter Gedanke."

Dennoch sagt der zweimalige Mannschaftsweltmeister, den Neureuther aus der gemeinsamen Zeit im Skizirkus bestens kennt: "Seit 25-30 Jahren sind wir gemeinsam am Gletscher gewesen und ich habe jedes Jahr einen Bagger gesehen, also so abwegig ist das nicht, dass da Bagger herumstehen. Natürlich ist das Bild am Weltcuphang, wo sie Teile wegsprengen, wegbaggern, richtig schlecht."

Schörghofer: Weltcup-Kalender "geht nie um irgendeine Sinnhaftigkeit"

Für die beiden ehemaligen Athleten ist auch der frühe Zeitpunkt des Weltcupauftakts in Sölden in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zeitgemäß: "Wieso ist das Rennen so früh? Es geht nur darum, den Skitourismus anzukurbeln", sagt Schörghofer und führt aus: "Natürlich kann man das später machen, dann schneit es und alles ist weiß und alles ist super. Aber leider ist es nicht so. Am Ende des Tages wird der Weltcup-Kalender so gemacht, wie die Veranstalter es wollen, um Werbung zu machen für ein Skigebiet. Und hier geht es nie um irgendeine (nachhaltige) Sinnhaftigkeit."

Auch Stefan Luitz schaut mit Skepsis nach Sölden

Auch Luitz, Riesenslalomfahrer vom SC Bolsterlang, der in diesem Jahr nicht in Sölden antritt, kennt die Probleme mit dem frühen Saisonstart: "Bei Sölden war es schon immer ein Wettlauf gegen die Zeit, dass man das noch irgendwie hinkriegt. Es ist über die Jahre immer schwieriger geworden. Und es steht leider immer im Vordergrund. Es ist extrem schade, dass bei dem Rennen nicht wirklich um den Sport geht, um das Skifahren, sondern das einfach drumherum passiert und so viel diskutiert werden muss. Das finde ich als Sportler einfach nicht mehr richtig."

Dabei mahnt er auch die österreichischen Veranstalter an: "Es ist einfach die Frage, zu welchem Preis man dieses Wochenende seit 30 Jahren beibehalten muss und man nicht einfach mit der Zeit gehen kann. Es hat sich Vieles verändert, der Winter kommt später und wieso probiert man nicht das nach hinten zu verschieben?"

Neureuther befürchtet, dass nun Proteste von Klimaaktivisten den Weltcup-Auftakt beeinträchtigen könnten: "Es werden sich wahrscheinlich beim Weltcup-Auftakt in Sölden Menschen auf die Straße kleben, Greenpeace wird eine Aktion starten", sagt Neureuther und hofft auf ein Umdenken des Ski-Weltverbandes FIS: "Irgendwann gehen dir die Argumente aus. Wieso checken sie es nicht, dass man mit dem Weltcup-Auftakt nach hinten gehen soll? Ich hoffe, dass jetzt ein Umdenken stattfindet, was den Kalender betrifft."

Die bisherigen Folgen aus der 1. Staffel von "Pizza & Pommes" in der ARD Audiothek

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