Vor genau 50 Jahren am 14. November 1967 erlebte das Grünwalder Stadion einen seiner denkwürdigeren Abende. Die Löwen empfingen in der zweiten Runde des Messestädte-Pokals den FC Liverpool. Nach einem 0:8-Debakel im Hinspiel auf der Insel präsentierten sich die Löwen diesmal von ihrer Sahneseite und gewannen 2:1 gegen den englischen Traditionsklub. Die Stadt München sorgt mit ihrem "Go" für die Renovierung des Stadions an der Grünwalder Straße dafür, dass die Löwen-Fans weiter davon träumen dürfen, auch in Zukunft wieder spektakuläre Fußballabende in ihrer tradionellen Heimat zu erleben.
Wie die Stadt München in der täglichen "Rathaus-Umschau" am Dienstag (14.11.2017) mitteilte, soll die derzeit gesperrte Westkurve "so bald wie möglich wieder für Zuschauerinnen und Zuschauer geöffnet werden." Zudem kündigte die Stadt an, dass die Kapazität des Stadions ab der Saison 2018/19 auf 15.000 Zuschauer angehoben werden soll. "Ich freue mich, dass die Löwen-Fans bald wieder in der gesamten Westkurve jubeln können. Nach den geplanten Baumaßnahmen kann das städtische Stadion in Zukunft noch besser genutzt werden", wird Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter in der Stadt-Mitteilung zitiert.
Renovierung in drei Schritten
Nach und nach sollen zunächst die Unterränge, in einem zweiten Schritt der Mittelteil und die Oberränge für die Fans geöffnet werden. Eine Baugenehmigung sei nicht erforderlich, die Renovierungsarbeiten könnten während des laufenden Spielbetriebs erfolgen. Erst für den dritten Schritt, die Kapazitätserweiterung, sei eine Baugenehmigung nötig. Laut einem Gutachten sei es möglich, durch diverse Schallschutzmaßnahmen die Lärmsituation in der Nachbarschaft im Vergleich zur aktuellen Lage trotz steigender Zuschauerzahlen zu verbessern. Die geplanten Instandsetzungsmaßnahmen umfassen allerdings keine vollständige Sanierung der Westkurve einschließlich der darunterliegenden Gastronomie. "Dies wäre ein umfassendes und zeitaufwändiges Projekt, das nicht ohne erhebliche Beeinträchtigung des Spielbetriebes realisiert werden könnte", schreibt die Stadt München.
Geeignet für die Bundesliga?
Die "magische" Zuschauerzahl 15.000 dürfte viele Löwenfans davon träumen lassen, eines Tages wieder Bundesliga-Spiele im Grünwalder Stadion zu erleben. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat diese Zuschauerzahl als Mindest-Anforderung für Erst- und Zweitligastadien verankert. Von den 15.000 Plätzen müssen zudem mindestens 3.000 Sitzplätze sein, ein Drittel aller Sitzplätze gedeckt sein. Weitere DFB-Anforderungen an Bundesliga- und Zweitligastadien: Die Presse- und Ehrentribüne müssen gedeckt sein, mindestens ein Drittel aller Sitzplätze soll gedeckt sein, eine Flutlichtanlage mit einer Beleuchtungsstärke von Minimum 800 Lux EV mit einer Ersatzstromversorgung muss vorhanden sein genauso wie eine Sicherheitsbeleuchtung, zudem ein Naturrasenspielfeld mit Rasenheizung. Ob das Grünwalder Stadions aber überhaupt perspektivisch wieder für höhere Ligen rumgebaut werden soll, ist unklar.
Das "Grünwalder" und die Zuschauerzahlen
Das "Grünwalder", im Volksmund fast nur als "Sechzger" oder "Sechzsgerstadion" bezeichnet, von Bayern-Fans gerne als "Hermann-Gerland-Kampfbahn", war bis zur Einweihung des Olympiastadions 1972 das bedeutendste Stadion der Stadt München. In den Anfangsjahren - gebaut wurde ab 1911 - wurde die Kapazität nach und nach auf knapp 10.000 Zuschauer erhöht. Ein erneuter Ausbau in den 20er-Jahren erhöhte die Kapazität auf erst 24.000, dann 25.000 Zuschauer.
Die theoretische Zuschauerzahl sollte aber kein hindernis darstellen, um immer wieder neue Rekord aufzustellen. Im März 1948 verfolgten über 58.000 Fans im Stadion die Partie des TSV 1860 gegen den 1. FC Nürnberg. Zwar hatte die Stadt das Eintrittskarten-Kontingent auf 45.000 beschränkt. Dies hielt die Löwen aber nicht davon ab, einfach mehr Karten zu verkaufen. Nach einer erneuten Renovierung bis Anfang 1950 fasste das Stadion rund 50.000 Zuschauer und war damit das achtgrößte Stadion in der Bundesrepublik Deutschland. Anfang der 60er-Jahre waren offiziell 51.800 Zuschauer zugelassen, 1965 beschränkte die Stadt die Zahl auf 44.300.
Mit der Einweihung des Olympiastadions begann der Niedergang des "Sechzgers". Die Stadt baute das Stadion zur Bezirkssportanlage um mit einer Zuschauerkapzität von rund 28.000, später wieder über 30.000, dann wieder knapp darunter. Sicherheitsbedenken und Baufälligkeit sorgten dafür, dass in der letzten Zweitligasaison der Löwen 2004/05 nur noch etwas über 21.000 Zuschauer zugelassen waren. Nachdem das Stadion 2008 erneut umfangreich umgebaut wurde, sank die die Kapazität auf rund 10.000, seit 2013 und einem Umbau für die Anfroderungen der 3. Liga fasst das "Grünwalder" offiziell 12.500 Zuschauer.