Carlo Ancelotti, Niko Kovač, Hansi Flick, Julian Nagelsmann und nun Thomas Tuchel: Sie alle durften, oder im Fall von Flick wollten, ihr Arbeitspapier nicht erfüllen beim FC Bayern. Auch für Tuchel wird nach gut einem Jahr im Sommer Schluss sein beim Rekordmeister, obwohl sein Vertrag noch bis Juni 2025 gelaufen wäre. Sind die Münchner also untrainierbar? Gegen diesen Vorwurf wehrt sich Ehrenpräsident Uli Hoeneß im BR24Sport-Exklusivinterview vehement und sieht auch die Medienlandschaft in der Verantwortung.
Das ganze Interview mit Uli Hoeneß sehen Sie in der ARD-Mediathek. Ein ausführliches Interview sehen Sie am Sonntag in Blickpunkt Sport ab 21.45 Uhr im BR Fernsehen und Stream.
Hoeneß kontert: "Medien sind untrainierbar"
Dass Ancelotti, der sonst überall Erfolg hatte, beim FC Bayern nicht glücklich wurde, kann Hoeneß rückblickend auch heute noch nicht nachvollziehen. Der Italiener habe nach Meinung des 72-Jährigen "nicht das richtige Personal miteingepackt in seinem Trainerteam". Vielmehr ist für Hoeneß klar: "Hätte er das heutige Team damals schon gehabt, würde er wahrscheinlich heute noch (den FC Bayern) trainieren."
Für den Ehrenpräsidenten ist nicht der FC Bayern untrainierbar, sondern die Medien seien es, wettert der ehemalige Bayern-Boss. "Die haben überhaupt keine Geduld mehr. [...] Wenn wir zwei, drei Spiele verlieren, wird die Trainerfrage gestellt und deswegen ist es besonders schwierig, beim FC Bayern zu trainieren." Generell habe sich der Rekordmeister "zu sehr von diesen Dingen abhängig gemacht", findet Hoeneß und fordert: "Da muss sich der FC Bayern wieder unabhängiger machen."
"Zu wenig Geduld" mit Nagelsmann
Allerdings sei auch vonseiten des Vereins gerade in der jüngeren Vergangenheit "zu wenig Geduld aufgebracht worden", gibt der Ehrenpräsident zu. Das Langzeitprojekt Julian Nagelsmann frühzeitig zu beenden, obwohl die Münchner noch in Liga, Pokal und Champions League zu diesem Zeitpunkt vertreten waren, sei rückblickend "eigentlich nicht eine Sache, die zum FC Bayern passt", so Hoeneß im BR24Sport-Exklusivinterview.
Während der Stuhl des Trainers an der Säbener Straße in den letzten Jahren zunehmend zum Schleudersitz verkommt, lässt es sich in anderen Topklubs in Europa deutlich ruhiger arbeiten. In Liverpool beendet Jürgen Klopp nach fast neun Jahren seine Tätigkeit. In dieser Zeit verpassten die "Reds" zeitweise die Champions League. Der ehemalige Dortmunder wurde dennoch nicht angezweifelt. Beim FC Liverpool gebe es "mehr Dankbarkeit. Das, was war, wird nicht am nächsten Tag vergessen", sagt Hoeneß und wünscht sich das auch mehr für seinen Verein.
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