Ob Frühstück, Mittagessen oder Dinner: In München ist es nahezu unmöglich, spontan und ohne Reservierung einen Tisch in einem Café oder Restaurant zu ergattern. Die Lokale scheinen nahezu alle immer ausgelastet zu sein. Doch dieser regionale Eindruck trügt. Insgesamt geht es dem bayerischen Gastgewerbe nach eigenen Angaben durchwachsen bis schlecht. Das zeigt eine Umfrage, die der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga unter 727 gastgewerblichen Unternehmern durchgeführt hat.
Umfrage: Gastronomen spüren Kostendruck
Die größten Probleme bringen die gestiegenen Kosten für Energie, Lebensmittel und Getränke mit sich, heißt es. Nach Angaben des Verbands haben sie sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp 11 (Getränke) bis 22 Prozent (Energie) verteuert.
Dehoga: Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer belastend
Nicht allein die Inflation hat die Kosten für Lebensmittel steigen lassen. Zusätzlich beklagen die Hoteliers und Gastronomen, dass seit dem 1. Januar für Speisen in Restaurants und Cafés wieder der ursprüngliche Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gilt. Während der Corona-Pandemie war die Mehrwertsteuer auf sieben Prozent gesenkt worden, um die Betriebe zu entlasten, die stark von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffenen waren.
Weil die Mehrwertsteuer wieder angehoben wurde, haben laut Umfrage 85,5 Prozent der Befragten ihre Preise erhöht. "Nach vier Verlustjahren ließen die massiv gestiegenen Kosten den Betrieben keine andere Wahl, als die Preise anzupassen", erklärt Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Dehoga Bayern. 14,5 Prozent der Befragten haben ihre Preise noch nicht verändert.
März: Weniger Kunden und weniger Umsatz als im Vorjahr
Wohl wegen der gestiegenen Preise bleiben in manchen Betrieben die Kunden weg oder kommen seltener. Das bestätigt auch eine Umfrage, die das Marktforschungsunternehmen GfK aus Nürnberg gemeinsam mit dem Bayerischen Zentrum für Tourismus durchgeführt hat. Rund die Hälfte der befragten Verbraucherinnen und Verbraucher gab an, wegen der Preiserhöhungen seltener essen gegangen zu sein.
Wenn weniger Gäste kommen, bedeutet das für die gastgewerblichen Betriebe in Bayern, die der Dehoga befragt hat, dass rund die Hälfte weniger Gewinn und weniger Umsatz machen. Auch an Ostern, normalerweise ein umsatzstarkes Geschäft für die Branche, konnten nicht alle die Defizite nach eigenen Angaben ausgleichen. Knapp mehr als ein Drittel berichten von einem "sehr guten" oder "guten" Ostergeschäft. Ein weiteres gutes Drittel beurteilt es als "befriedigend". Für 29 Prozent lief das Geschäft an Ostern "schlecht bis sehr schlecht".
Aussichten durchwachsen bis pessimistisch
Für die kommenden Monate sehen fast die Hälfte der Befragten (47,4 Prozent) keine Besserung. Sie gehen eher davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Lage weiter verschlechtern könnte. Die anderen hoffen entweder auf eine Besserung oder rechnen mit einer gleichbleibenden Situation, zeigt die Dehoga-Studie.
Die andauernden wirtschaftlichen Herausforderungen zeigen erste Folgen. Nach der Corona-Pandemie und den anschließend stark gestiegenen Preisen hat 2023 etwa jedes zehnte Gastronomieunternehmen in Deutschland aufgegeben, insgesamt waren es 14.000, das zeigt eine Auswertung von Creditreform. Der Dehoga Bayern geht davon aus, dass in diesem Jahr über 2.000 bayerische Betriebe schließen könnten. "Auch wenn konkrete Zahlen erst zeitversetzt vorliegen werden, spüren wir Betriebsaufgaben bereits", erklärt Thomas Geppert auf BR-Anfrage. Es werde ein "leises Sterben sein, weil Betriebe einfach schließen werden".
DTV: Fußball-EM als positiver Ausblick?
Ein Lichtblick für Pensionen, Hotels und andere Anbieter könnte die Fußball-Europameisterschaft der Herren in Deutschland sein, die am 14. Juni in München beginnt. Der Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbands (DTV), Norbert Kunz, sagte, dass die Buchungslage an den Spieltagen deutschlandweit bereits gut bis sehr gut sei.
Am heutigen Montag hat der Dehoga Bayern wieder zu seinem traditionellen Gastrofrühling auf das Münchner Frühlingsfest geladen. Erwartet werden mehrere tausend Vertreter aus Hotels und Gaststätten, darunter auch Politiker und Wiesn-Wirte. Während der Veranstaltung wird unter anderem die aktuelle Situation der Betriebe diskutiert. Der Dehoga hat eine klare Forderung an die Politik: Essen soll wieder einheitlich mit sieben Prozent besteuert werden, unabhängig davon, ob es im Supermarkt, "To Go" oder in einem Restaurant gekauft wurde.
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