Der Bitcoin hat eine vielbeachtete Marke überschritten und liegt über einem Wert von 100.000 US-Dollar. Wie ist dieser Wert einzuschätzen?
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Der Bitcoin hat eine vielbeachtete Marke überschritten und liegt über einem Wert von 100.000 US-Dollar. Wie ist dieser Wert einzuschätzen?

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Bitcoin nimmt 100.000-Dollar-Hürde: Diese Risiken bleiben

Bitcoin nimmt 100.000-Dollar-Hürde: Diese Risiken bleiben

Von der Nische zum Mainstream? Die Kryptowährung Bitcoin ist spätestens nach dem Allzeithoch in aller Munde. Welche Chancen und Risiken dahinter stecken und wie politische Faktoren den Bitcoin auf Rekordhöhen treiben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Bitcoin im Höhenflug: Die Krypto-Euphorie scheint nicht aufzuhalten. Vor allem eine Aussage scheint dem Kurs derzeit Auftrieb zu verleihen: Der zukünftige US-Präsident Donald Trump kündigte an, eine nationale Bitcoin-Reserve aufbauen zu wollen. Das hätte weitreichende Konsequenzen.

Trump will Bitcoin-Fonds für die Vereinigten Staaten

Im Wahlkampf hatte sich Trump über Monate hinweg als krypto-freundlich präsentiert. Im Sommer trat er auf einem wichtigen Branchentreffen auf und verkündete, er werde "der Pro-Innovations- und Pro-Bitcoin-Präsident sein, den Amerika braucht".

So wolle er eine nationale Bitcoin-Reserve aufbauen – eine Idee, die Senatorin Cynthia Lummis direkt nach der Wahl bei X wieder aufgriff (externer Link). Lummis ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Plan einer Reserve, wofür sie bereits einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet hat. Dieser sieht vor, rund eine Million Bitcoin zu kaufen beziehungsweise rund fünf Prozent aller verfügbaren Bitcoin.

Experten: Bitcoin eignet sich nicht als Sicherheitsanker

Zwar könnte der Bitcoin-Kurs tatsächlich zunächst weiter steigen, falls der zukünftige US-Präsident Donald Trump die Idee einer nationalen Reserve umsetzt. Denn der amerikanische Staat müsste dann die Währung im größeren Stil kaufen, was den Kurs voraussichtlich antreiben würde.

Doch Experten zweifeln daran, wie sinnvoll ein solcher Bitcoin-Bestand ist. Denn das politische Ziel wäre, einen Sicherheitsanker gegen Inflation und konjunkturelle Schwankungen aufzubauen, ähnlich wie bei der Goldreserve. Darüber hinaus sollen die Staatsschulden über die Jahre schrumpfen, wenn der Bitcoin an Wert gewinnt.

Beide Funktionen kann er jedoch kaum erfüllen. "Kryptowährungen wie Bitcoin sind weder wertstabil noch allgemein als Tauschmittel anerkannt", sagte LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer der FAZ.

Bitcoin schwankt regelmäßig stark im Kurs

Ein Blick auf den Kurs zeigt, dass der Bitcoin in der Vergangenheit stark im Wert schwankte: Im Juli notierte er bei gut 50.000 Dollar, im März bei rund 65.000 Dollar und vor einem Jahr unter 35.000 Dollar. Auch ist der Bitcoin längst nicht mehr immun gegen (finanz-)politische Ereignisse: Der Krieg in der Ukraine beeinflusst den Kurs genauso wie Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed.

Grafik: Bitcoin-Kurs in USD

Trump: Gestern Krypto-Skeptiker, heute Bitcoin-Botschafter

Donald Trump schrieb allerdings 2019 noch bei X, dass Kryptowährungen kein Geld seien, "ihr Wert ist hochvolatil und basiert auf dünner Luft". Während seiner ersten Amtszeit verteufelte der US-Präsident Kryptowährungen noch als "Betrug". Es ist eine bemerkenswerte Wende: Fünf Jahre später hat Trump mit seinen Söhnen sogar ein eigenes Krypto-Unternehmen namens "World Liberty Financial" gestartet und einen sogenannten "Token" auf den Markt gebracht (WLFI). Das Interesse daran hält sich bislang jedoch in Grenzen.

Trump hatte im Wahlkampf zudem gepoltert, er werde am ersten Tag der Amtsübernahme Gery Gensler "feuern", den Chef der US-Börsenaufsicht SEC. Dieser gilt in der Branche als krypto-feindlich, weil die SEC digitale Währungen stark reguliert. Unter anderem hatte die Börsenaufsicht lange damit gezögert, den ersten Bitcoin-ETF zuzulassen.

Gensler hat inzwischen für Januar seinen Rücktritt angekündigt, sobald Donald Trump ins Weiße Haus eingezogen ist. Zum favorisierten Nachfolger erkor der künftige Präsident am Mittwoch den Krypto-Befürworter Paul Atkins. Diese Ankündigung sorgte in der Szene für weitere Party-Stimmung und ließ letztlich den Kurs auf mehr als 100.000 Dollar steigen.

Wird Trump seine Bitcoin-Versprechen einhalten?

Entsprechend hoffen Bitcoin-Anhänger nun unter Trump auf weniger Regulierung und neue Rekordkurse. Doch Krypto-Analyst Timo Emden mahnt zur Vorsicht: "Anleger sollten es weiterhin tunlichst vermeiden, Trump als Freifahrtschein für weiter steigende Kurse zu interpretieren."

Schließlich ist längst nicht ausgemacht, dass auf einen krypto-freundlichen Wahlkampf auch eine krypto-freundliche Politik folgt. Denkbar wäre auch, dass Trump in den vergangenen Monaten nur gezielt unentschlossene Wählerinnen und Wähler umgarnen wollte.

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