Wenn in einer Messehalle ein Motor läuft, ist das ungewöhnlich. Vor allem, wenn es sich um einen Lastwagen handelt. So was geht in geschlossenen Räumen meist nicht lange gut. Der LKW beim Unternehmen Keyou läuft hingegen schon seit einigen Minuten. Bei ihm kommt nämlich nichts hinten raus. Keyou rüstet Lkw um und ersetzt Diesel durch Wasserstoff. Der Lkw-Klassiker 'Actros' von Daimler ist ihm noch anzusehen, sein Antrieb aber nicht mehr.
- Zum Artikel: "Grüner Wasserstoff - Vision oder Antrieb der Zukunft?"
Beim Münchner Start-up Keyou ist man aufgeregt. Die Idee findet ihre Abnehmer, denn der Druck sei enorm, sagt Jürgen Nadler, der Marketing-Chef bei Keyou. Egal, ob Lidl, Aldi, Adidas oder Ikea: Sie alle wollen wesentlich mehr klimaneutrale Transporte und stellen deshalb die Logistikketten um. Und die reichen bis zur sogenannten letzten Meile, also bis hin zum Kunden. Und darin sieht Keyou seine Chance.
Augsburger Quantron goes USA
Ein anderes Start-up-Unternehmen hat es bereits in die USA geschafft. Die Augsburger Quantron AG baut ebenfalls Lkw für Elektro- oder Brennstoffzellen-Technologie um. Damit kennt sie sich aus, denn das machen sie beim Mittelständler Haller aus dem bayerisch-schwäbischen Gersthofen schon in der fünften Generation.
Nur dass Quantron-Gründer Andreas Haller eben jetzt auf Zero Emission setzt, wie es so schön heißt. Gesetzliche Verschärfungen haben in Kalifornien einen Boom bei alternativen Antrieben für Lastwagen und Transporter ausgelöst. Mit einem US-Partner ist man schon dick im Geschäft.
Verlieren wir also diese Schlüsseltechnologie Wasserstoffantrieb an die USA? Das kommt darauf an, sagt Andreas Haller. Es sei gut, dass es Länder wie Kalifornien gibt, die so etwas antreiben. Und man bringe die Technologie aus Europa mit. Doch für die großen Hersteller reagiere Europa viel zu kleinteilig, überreguliert. Da müsse man aufpassen, dass Europa nicht abgehängt wird, so Haller.
Wissing steht zu höherer Lkw-Maut
Bundesverkehrsminister Volker Wissing handelte sich zuletzt viele Ärger ein, als die Ampel-Regierung ankündigte, dass die Lkw-Maut vielleicht schon 2024 deutlich steigen und an den CO2-Ausstoß gekoppelt wird. Die Branche sprach von politischem Harakiri.
Auf der Messe Transport Logistic bekräftigte Wissing aber: "Wir wollen und müssen 2045 klimaneutral sein. Das bedeutet, dass wir die Antriebe umstellen müssen auf klimaneutrale Alternativen." Unternehmen, die in klimaneutrale Antriebe investieren, dürfen keinen Wettbewerbsnachteil haben, so Wissing. Und weiter: "Deshalb hat man auf europäischer Ebene diese CO2-bezogene Maut eingeführt, die setzen wir jetzt um. Das ist auch eine Hilfe für die Unternehmen, die in klimaneutrale Mobilität und Logistik investieren."
QR-Code für Pakete bei Dachser
Wissing war mit einem ganzen Tross an Leuten auf dem Messerundgang. Er ließ sich auch die Gestaltung neuer Logistikzentren auf dem Stand der Spedition Dachser zeigen. Das Unternehmen aus Kempten hat zusammen mit der Forschungseinrichtung Fraunhofer IML die Umschlagslager komplett digitalisiert.
Mit 500 Kameras in einer 5.000 Quadratmeter großen Halle kann jetzt jedes Stück mit Hilfe von QR-Codes identifiziert werden. Das Scannen per Hand fällt weg. Eine besondere Erleichterung bei der Arbeit sei, so Geschäftsführer Burkhard Eling, dass auch das Volumen der Stücke erkannt wird. So könne man die Lkw besser beladen, sei kosteneffizient und klimafreundlich.
Die Bahn will bis zur letzten Meile kommen
Und auch bei der Deutschen Bahn war der Bundesverkehrsminister und wurde dort von der Güterverkehrs-Vorständin Sigrid Nikutta begrüßt. Sie wollte vor allem demonstrieren, dass die Deutsche Bahn über die ganze Logistikkette hinweg in der Lage sei, Transportlösungen anzubieten. "Wir fahren Züge bis nach China, aber eben auch mit einem Wasserstoff-Lkw von Schenker bis zum Endkunden", sagte sie und kletterte mit Wissing in die Fahrerkabine.
Als der Verkehrsminister auf den Zustand des Gleisnetzes angesprochen wurde, hob er die massiven zusätzlichen Investitionen hervor. "Wir wissen, dass der Verkehr auf der Schiene um 33 Prozent zunehmen wird." Helfen werde auf dem Weg dahin nur die Hochleistungs-Sanierung mit Vollsperrungen.
Gleichzeitig setzt Wissing aber auch auf die Straße. Denn auch dort wird der Güterverkehr in den kommenden Jahren zunehmen. Prognostiziert sind über 50 Prozent mehr Lkw auf den Straßen. Die Arbeit geht also nicht aus, weder für Wissing, noch für die Logistikfirmen.
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