Der VW-Aufsichtsrat prüft in der Abgasaffäre Schadenersatzansprüche auch gegen Ex-Vorstands-Chef Martin Winterkorn. "Die Prüfung dauert seit längerer Zeit an und wird unabhängig von behördlichen Verfahren durchgeführt", so Aufsichtsratssprecher Michael Brendel. Er fügte hinzu: Das Gremium prüfe mögliche Ansprüche gegen ehemalige oder amtierende Vorstandsmitglieder "vorbehaltlos und ohne Ansehen der Person".
"FAS": Winterkorn droht der Ruin
Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtet, Martin Winterkorn drohe der Ruin, wenn er für den entstandenen Milliarden-Schaden haftbar gemacht werde. Sein Vermögen könnte im Extremfall komplett weg sein. Die Zeitung beruft sich auf Aussagen des VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch, gegen den ebenso wie gegen den neuen VW-Konzernchef Herbert Diess Untersuchungen wegen Verdachts auf Marktmanipulation laufen.
Angeblich kursieren bei VW bereits Zahlen, wie viel Geld von Winterkorn zu holen sei. Im Laufe seiner Karriere soll er mehr als 100 Millionen Euro verdient haben; alleine seine Pensionsansprüche summieren sich auf knapp 30 Millionen Euro.
Ermittlungen angeblich auf der "Ziellinie"
Die Zeitung berichtet weiter, laut Staatsanwaltschaft Braunschweig zeichne sich ein Ende ihrer Ermittlungen gegen den früheren VW-Chef und weitere Beschuldigte ab. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe, sagte der Zeitung, den Verteidigern der Beschuldigten solle im Sommer Akteneinsicht gewährt werden. "Wenn man sich die Ermittlungen, die im Dieselverfahren Vorgänge bei VW aus etwa zwölf Jahren aufklären sollen, als Marathonlauf vorstellt, beginnt damit quasi die Runde im Stadion mit Sicht auf die Ziellinie."
Anklage in den USA wegen Betrugs
Die US-Justiz hat Winterkorn bereits angeklagt. Nach der Klageschrift des zuständigen US-Gerichts in Detroit wollen die USA den früheren Topmanager des Autobauers wegen Betrugs zur Rechenschaft ziehen. Dem 2015 zurückgetretenen Winterkorn wird zudem Verschwörung zum Verstoß gegen Umweltgesetze und zur Täuschung der Behörden vorgeworfen.