Air Berlin stellt seine Flüge endgültig zum 28. Oktober ein. Die Insolvenz der Fluggesellschaft hinterlässt Gewinner und Verlierer. Gewinner dürfte auf jeden Fall Vorstandschef Thomas Winkelmann sein.
Als er Anfang 2017 den Job bei Air Berlin übernahm, ließ er sich schon einmal sein Gehalt durch eine sogenannte Bankgarantie absichern. Damit ist Winkelmanns Grundgehalt von 950.000 Euro jährlich bis zum 31.12.2021 garantiert, dazu kommt noch ein Mindestbonus.
Empörung bei Gewerkschaften
Das gesicherte hohe Gehalt Winkelmanns stößt vor allem bei der Vereinigung Cockpit (VC) auf Kritik. Markus Wahl von der VC nannte die Regelung gegenüber BR24 "moralisch verwerflich" und sprach von einer "Sauerei". Nach Aussage der Gewerkschaft wird ein großer Teil der 1.200 Air-Berlin-Piloten durch VC vertreten.
"Herr Winkelmann lässt sich die Zeit vergolden. Die Angestellten sind ihm egal. Er hat die Bodenhaftung verloren. Mir fehlen hier die Worte." Markus Wahl, Vereinigung Cockpit
Ähnlich sieht es die Gewerkschaft verdi. Erst am Montag hat sie eine Demonstration von Air-Berlin-Mitarbeitern organisiert und appelliert jetzt an die soziale Verantwortung der Beteiligten.
"Es ist jetzt dringend erforderlich, für die Beschäftigten Lösungen zu finden, damit für sie eine Zukunft geschaffen werden kann. Das Interesse der Beschäftigten und ihrer Familien, eine Perspektive zu erhalten, empfinde ich als außerordentlich dringend – hier müssen jetzt Taten folgen." Christine Behle, verdi-Bundesverwaltung
Winkelmanns Gehaltgarantie müsse vor Beendigung des Insolvenzverfahrens einer Prüfung unterzogen werden, so der Bundesvize der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler im Handelsblatt. Seiner Meinung nach sei die Garantie offensichtlich für den Fall der Insolvenz getroffen worden.
Auch Bayern soll sich an Transfergesellschaft beteiligen
Im Schatten der Gehalts-Diskussion um Winkelmann geht auch das Ringen um eine Tranfergesellschaft für Air Berlin weiter. Diese könnte tausende Mitarbeiter vorübergehend vor der Arbeitslosigkeit bewahren, die Lufthansa will dafür aber kein Geld zur Verfügung stellen. Die Kosten liegen wohl im zweistelligen Millionenbereich. Bisher wollen sich die Länder Berlin und Nordrhein-Westfalen finanziell beteiligen, auch Bayern wurde angefragt.
Hintergrund für die Anfrage an die bayerische Regierung ist, dass rund 250 Beschäftigte in der Techniksparte von Air Berlin am Flughafen München beschäftigt sind. Doch das Sozialministerium sieht vorerst keinen Handlungsbedarf. Der Freistaat will erst das Bieterverfahren für die Techniksparte von Air Berlin abwarten. Interessenten können Angebote dafür noch bis zum 22. Oktober abgeben. Die bayerische SPD sieht das anders: Sie stellte schon am Dienstag dazu einen Dringlichkeitsantrag im Bayerischen Landtag, der laut Sozialministerium abgelehnt wurde.
Tausende Mitarbeiter bangen um den Arbeitsplatz
Klar ist bisher: Die Lufthansa übernimmt Teile der Air Berlin und auch Mitarbeiter. Rund 1.700 der insgesamt 7.000 Beschäftigten sollen durch die Tochter Eurowings übernommen werden. Die Lufthansa will zusätzlivh 1.000 Mitarbeiter einstellen. Die Bewerbungsverfahren laufen. Kaum Chancen werden Air Berlin-Beschäftigten aus der Verwaltung eingeräumt. Auch Easyjet wird wohl 25 Flugzeuge von Air Berlin übernehmen.
Fluggäste gehen leer aus
Air Berlin bietet ab dem 28. Oktober unter dem eigenen Code keine Flüge mehr an. Schon jetzt wurden die Langstreckenflüge der Airline eingestellt. Danach werden die Maschinen für andere Flotten fliegen oder am Boden bleiben. Air-Berlin-Flugtickets sind ab dem 28. Oktober nicht mehr gültig. Gestrandete Touristen im Ausland könnten jedoch eventuell ein Ticket zu einem fairen Preis durch Lufthansa erhalten, so stellte es zumindest die Kranich-Linie in Aussicht. Ob Passagiere eine Erstattung ihrer Tickets erhalten, hängt vom Kaufdatum ab. Wer vor dem 15. August gebucht hat, kann nur auf das Insolvenzverfahren hoffen. Kunden, die nach dem 15. August Flüge gebucht und bezahlt haben, hat Air Berlin eine Erstattung in Aussicht gestellt.