Mit dem Insolvenzantrag der Ziegler Group ist ein Problem in die Öffentlichkeit gelangt, das schon länger schwelt: Bereits seit Monaten klagt die Holzindustrie über schwache Absätze. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine wichtige Rolle spielen der harte internationale Wettbewerb und vor allem die Krise am Bau. Vereinfacht gesagt: Wo weniger gebaut wird, da sinkt auch die Nachfrage nach Holz. Seien es Balken für Dachstühle oder verarbeitete Platten für Wände und den Innenausbau.
So sind allein im ersten Halbjahr die Aufträge im Wohnungsbau im Jahresvergleich um mehr als 12 Prozent zurückgegangen, so der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes ZDB. Ähnlich düster ist die Lage in der Möbelindustrie, einem weiteren wichtigen Abnehmer für Holz. Dazu kommen stark gestiegene Produktionskosten, etwa für die Energie, die in den Sägewerken benötigt wird. Eine schnelle Erholung ist hier nicht in Sicht.
Dumpingkonkurrenz auf dem Weltmarkt
Nicht nur die schwache Nachfrage auf dem deutschen Heimatmarkt setzt die hiesige Holzindustrie unter Druck. Die Unternehmen sehen sich auch einem harten internationalen Wettbewerb ausgesetzt. So kann zum Beispiel die Konkurrenz in EU-Ländern wie Rumänien in der Regel deutlich billiger produzieren als die bayerischen Anbieter. Im Raum steht dabei auch der Vorwurf, dass man es in Osteuropas Forstwirtschaft mit den Vorgaben zum Umweltschutz nicht immer ernst nehme.
Noch härter aber ist der Preisdruck durch chinesische Importe. Hier lautet der Vorwurf, dass Firmen aus Fernost dank staatlicher Subventionen ihre Produkte auf dem Weltmarkt zu Dumpingpreisen anbieten, die für deutsche Hersteller ruinös sind. Brüssel hat darauf reagiert. Voraussichtlich ab Mitte Dezember wird die EU-Kommission zum Beispiel auf bestimmte Parkettböden Strafzölle erheben.
Holzindustrie großer Wirtschaftsfaktor für Bayern
Für das Flächenland Bayern ist die Holzindustrie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Gerade in ländlich geprägten, strukturschwachen Regionen sind Forstwirtschaft und Sägewerke wichtige Arbeitgeber. Deswegen sorgt der Insolvenzantrag des Holzkonzerns Ziegler in der Oberpfalz für große Sorge. Allein im Landkreis Tirschenreuth beschäftigt das Unternehmen rund 1.500 Mitarbeiter und ist damit einer der größten Arbeitgeber der Region.
Aber: Der Ziegler-Konzern mit insgesamt rund 3.000 Beschäftigten ist eine Ausnahme in der Branche. Die meisten Holzbetriebe im Freistaat sind kleine und mittelständische Unternehmen, die sich in der Regel seit Generationen in Familienhand befinden. Nach Angaben des bayerischen Wirtschaftsministeriums erwirtschaftet die Branche mit 22.500 Betrieben und rund 200.000 Beschäftigten etwa 37 Milliarden Euro Umsatz im Jahr.
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