Flugzeuge der Lufthansa stehen am Flughafen München auf dem Rollfeld.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe

Lufthansa-Maschinen aus München und Frankfurt sind im Einsatz, um Deutsche aus Israel zurückzuholen.

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Tel Aviv: So werden Rückführungsflüge organisiert

Seit dem Wochenende wollen tausende von Deutschen weg aus Israel. Am Donnerstag und Freitag führt die Lufthansa im Auftrag der Bundesregierung sogenannte Rückführungsflüge durch. Sie unterscheiden sich deutlich von regulären Linienflügen.

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Seit Samstag liegt Tel Avivs internationaler Flughafen Ben Gurion in einer Konfliktzone und in Reichweite von Hamas-Raketen. Flüge sind also potenziell hochriskant. Die meisten internationalen Fluggesellschaften haben deswegen ihre regulären Verbindungen nach Israel zumindest bis zum Wochenende eingestellt oder drastisch reduziert.

Auch Sonderflüge können offenbar nicht reibungslos stattfinden. Wegen des hohen Risikos sagte zum Beispiel die niederländische Regierung kurzfristig einen geplanten Rückführungsflug mit der zivilen KLM ab. Nun soll das Militär den Transport niederländischer Staatsbürger übernehmen.

Deutsche Regierung zögerte lange

Ein solches Hin und Her und damit eine zusätzliche Belastung für die Passagiere wollte die Bundesregierung offenbar vermeiden. Auch deswegen dauerte es einige Tage, bis die Logistik für die Flüge mit der Lufthansa stand, was aber durchaus umstritten ist. Kritiker verweisen auf Länder wie Italien, die schneller waren und zumindest einige hundert Menschen ausflogen.

Das deutsche Außenministerium argumentiert dagegen, dass man zusätzliches Chaos und reine Symbolpolitik vermeiden wollte. Da sich binnen kurzer Zeit mehrere tausend Bundesbürger auf der Krisenplattform des Ministeriums registriert hatten, wäre es auch mit ein oder zwei schnellen Sondermaschinen nicht getan gewesen. Stattdessen setzt man auf eine Partnerschaft mit der Lufthansa, die in diesen Tag ab Frankfurt und München große Langstreckenmaschinen einsetzt und so binnen weniger Tage tausende von Menschen ausfliegen kann.

Sonderflüge: Anders als Linienflüge

Die Flüge selbst müssen anders organisiert werden als in normalen Zeiten. So bestehen die Besatzungen der Großraummaschinen aus Freiwilligen, an Bord sind außerdem Spezialisten für Technik und Beladung. Das ist deswegen nötig, weil das Personal am Airport Ben Gurion ausgedünnt ist. Viele der dort Beschäftigten wurden nach Angaben der Lufthansa als Reservisten zum Militärdienst einberufen.

Die Flieger müssen sehr viel mehr Treibstoff als sonst mitführen. Das dient als Reserve, sollte der Flughafen kurzfristig wegen Luftalarms gesperrt werden, so ein Lufthansa-Sprecher. So mussten gestern wegen drohender Angriffe mehrere Maschinen lange kreisen, bevor sie endlich landen durften. Auch die Verpflegung der Passagiere wird nicht wie sonst üblich in Tel Aviv beladen, sondern schon aus Deutschland mitgebracht, um Zeit am Boden zu sparen.

Passagiere werden an Kosten beteiligt

Gebucht werden können die Tickets für die Rückführungsflüge nicht über die normalen Online-Kanäle. Die Passagiere müssen sich zunächst bei der offiziellen Krisenvorsorgeliste Elefand der Bundesregierung registrieren. Sie erhalten dann einen sogenannten Landsleutebrief, in dem erklärt wird, wie man konkret an die Tickets kommt. Allerdings berichten zahlreiche festsitzende Menschen, dass der Zugang zu diesem Angebot oft überlastet ist, ebenso wie die telefonische Hotline.

Die Ausgeflogenen werden außerdem mit mehreren hundert Euro an den Kosten beteiligt, was deutlich unter den tatsächlichen Kosten für die Flüge liegt. Ein Verfahren, das auch schon bei den Sonderflügen zu Beginn der Corona-Pandemie angewandt wurde. Dass dies rechtens ist, wurde inzwischen mehrfach gerichtlich bestätigt. Hintergrund ist das sogenannte Konsulargesetz, das die Betreuung deutscher Staatsbürger im Katastrophenfall regelt.

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