PKWs vom Diesel bis zum E-Auto, Nutzfahrzeuge vom LKW bis zum Bagger und Komponenten für Fahrzeuge aller Art – das ist der Fahrzeugbau- und Zulieferstandort Deutschland für den Automobilsektor der Welt. Nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Hersteller wie Tesla unterhalten hierzulande zahlreiche Produktionsstätten, die sich jedoch dem schärfer werdenden internationalen Standortwettbewerb stellen müssen. Dabei belasten nicht nur die aktuellen Hiobsbotschaften von VW.
Durch die allgemeine Absatzschwäche im PKW-Bereich sind deutsche Werke momentan nur zu zwei Dritteln ausgelastet. Bei den Zulieferern ist der Stellenabbau bereits voll im Gange, der erhoffte Schub durch die E-Mobilität ist ausgeblieben. Die deutschen Standorte bauen also mit hohem Personalaufwand weniger Autos. Dass dies nicht folgenlos bleiben kann, zeigen die jüngst verlautbarten Pläne der Geschäftsleitungen. Ergebnis: Werksschließungen sind dabei (noch) die Ausnahme, Stellen- und Standortabbau jedoch nicht. Expansion gegen den Strom gibt es auch, bleibt aber die Ausnahme. Die Ergebnisse der BR24-Recherche im Einzelnen:
"Werksschließungen" bislang nicht die Regel
Trotz der Ankündigung des VW-Betriebsrates, dass "mindestens drei Standorte" geschlossen werden sollen, ist die Aufgabe ganzer Standorte in Deutschland bisher offiziell nur von wenigen Herstellern bestätigt worden. Dazu gehören vor allem der Zulieferer ZF mit Eitorf bei Bonn und Gelsenkirchen, Ford mit Produktionsstopp bis 2027 in Saarlouis und Bosch, wo das E-Motorenwerk Hildesheim auf der Kippe steht. Der Zulieferer Continental wird seine hessischen Standorte in Wetzlar und Schwalbach bis Ende 2025 schließen.
In der Regel Stellenabbau und Umstrukturierungen
Stattdessen befindet sich die Mehrzahl der deutschen Standorte in einem Strukturwandel, der teilweise bereits vor Jahren eingesetzt hat und selbst Premium-Marken wie Mercedes und Porsche betrifft. Sozialverträglicher Stellenabbau mit Jobgarantien, Umstrukturierungen oder Auslagerung von Fertigungslinien und Kurzarbeit sind hier die Stichworte. MAN in München, seit 2020 im Umbau, ist hierfür ein gutes Beispiel.
Dass solche Prozesse final auch zu Werksschließungen führen können, zeigen Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, etwa die schrittweise Aufgabe des Schaeffler-Standortes Luckenwalde.
Gemischtes Bild an bayerischen Standorten
Viele Beschäftigungsgarantien laufen in den kommenden Jahren aus, etwa bei Audi oder Opel. Was dann passiert, hängt von der Konjunktur und den Zukunftsplänen der Konzernmütter VW und Stellantis ab.
Der Zulieferer Schaeffler, besonders wichtig für die Industrieregion Schweinfurt, spricht von "Anpassungen", die jedoch nicht so gravierend sein werden, wie bei ZF mit über 18.000 Jobs allein an bayerischen Standorten. Die Konzernzentrale in Friedrichshafen verlangt auch von den zehn bayerischen Standorten eine Gewinnsteigerung von zwei Prozentpunkten.
Unsicherheiten entstehen auch durch Übernahmen, wie beim Nürnberger Kabelhersteller Leoni. Der Verkauf des Autozulieferers nach China ist noch nicht sicher, denn die Zustimmung des Bundeswirtschaftsministers steht noch aus. Preh in Bad Neustadt/Saale, seit 2017 komplett in chinesischem Besitz, meldet derweil gerade 410 Entlassungen.
Aber es gibt auch Unternehmen, bei denen von "Jobabbau an den fünf bayerischen Produktionsstandorten keine Rede sein kann", so ein BMW-Sprecher. Stattdessen werde investiert, im niederbayerischen Straßkirchen entsteht gerade eine neue Batterie-Fabrik.
Im Nutzfahrzeugbereich meldet Daimler Truck mit seinem Autobus-Werk in Neu-Ulm (rund 4.000 Beschäftigte) blendende Geschäfte. Auch LKW-Hersteller Kögel im schwäbischen Burtenbach trotzt laut Betriebsrat der allgemeinen Konjunkturschwäche bislang erfolgreich.
Fazit: Beim Blick auf die Zukunft von Produktionsstandorten muss klar unterschieden werden zwischen konjunkturbedingten Flauten und strategischen Richtungsentscheidungen. Vollständige Schließungen sind bei kleineren Standorten wahrscheinlicher als bei großen, einfach weil es dort um weniger Jobs im Konzernverbund geht und Verlagerungen in der Regel leichter umzusetzen sind.
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