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Die Polizei sei "selbst erstaunt", sagt der Erste Kriminalhauptkommissar des Polizeipräsidiums München, Werner Kraus, dass manche Menschen Bargeldbeträge von beispielsweise 10.000 oder 20.000 Euro zu Hause lagern. Sichtbar wird das, wenn Opfer nach "Schockanrufen" zügig viel Geld an Täter übergeben. BR24-Userin "Marie271557" kommentierte in diesem Zusammenhang unter anderem: "Ich wundere mich nur immer, wie die Betrogenen so schnell an so viel Bargeld kommen." Darauf "hamletmaschinist": "Das Bargeldhorten ist weitverbreitet, gab es auch in unserer Familie."
Wie viel Bargeld liegt durchschnittlich herum?
Es ist in Deutschland erlaubt, beliebig viel Bargeld zu Hause zu haben. Die letzte tiefgehende Befragung im Auftrag der Deutschen Bundesbank (externer Link) zu diesem Thema war 2018. Dabei gaben 78 Prozent der Privatpersonen an, über Bargeldbestände außerhalb des Geldbeutels zu verfügen.
Der durchschnittlich aufbewahrte Betrag zu Hause oder in einem Bankschließfach lag bei 1.364 Euro. "Allerdings war dieser sehr ungleich über die Bevölkerung verteilt: Ein großer Teil der Personen hielt vergleichsweise wenig oder kein Bargeld, während einige wenige große Summen aufbewahrten", so die Bundesbank.
"Ältere, Besserverdienende und Selbständige hielten im Mittel die höchsten Beträge." Wichtig: Bei solchen sensiblen Fragen müsse davon ausgegangen werden, dass Befragte tendenziell eher zurückhaltend antworteten und es zu einer Untererfassung komme.
Wenn der Geldsuchhund Tausende Euro findet
Claudia Nüchter bietet etwa bei Haushaltsauflösungen an, mit ihrem ausgebildeten Bargeldsuchhund nach Geld zu suchen. "Gerade ältere Leute, wenn die immer 1.000 Euro jeden Monat holen, dann machen die das bis zum Schluss, obwohl sie das vielleicht gar nicht mehr verbrauchen. Das ist einfach Gewohnheit."
Und: "Die wenigsten Leute legen alles an eine Stelle. Weil, wenn ein Einbrecher käme, der würde alles auf einmal finden." Nüchter erzählt, ihr Hund habe schon Beträge bis zu 35.000 Euro gefunden, aber: "Häufig finden wir nichts." Sie schätzt optimistisch, bei der Hälfte ihrer Termine entdecke sie Geld.
"Bargeldparadoxon" in Krisenzeiten
Die meisten werden zum Schutz wohl nicht herumerzählen, wie viel Geld zu Hause liegt. Entsprechend würden die Beträge aus Befragungen viele überraschen, sagt Julia Pitters, Professorin für Wirtschaftspsychologie an der Internationalen Hochschule in Erfurt. Doch gerade in Krisenzeiten beobachte man das "Bargeldparadoxon" immer wieder - weltweit und über Generationen hinweg: So sei zu Zeiten der Corona-Pandemie zehn Prozent mehr Bargeld im Umlauf gewesen als vor der Krise.
"Das hat natürlich die Forscher überrascht, weil man dachte, man kann so wenig mit Bargeld zahlen." Aber dann sei man darauf gekommen: "Die Menschen haben das Bargeld nicht am Point of Sale [Redaktion: Verkaufsort] verwendet, sondern gehortet oder als Wertaufbewahrung verwendet."
In Krisenzeiten halte man sich an das Haptische, so Pitters. "Das verspricht mir irgendeine Sicherheit, die ich sonst in elektronischen Pendants nicht finden kann." Nicht immer sei das rational.
Angst, Bequemlichkeit, fehlendes Vertrauen
Weitere Motive, warum Menschen mehr auf Bargeld setzen:
- Fehlendes Vertrauen in Geldinstitutionen oder dem Staat
- Angst vor Angriffen auf wichtige Infrastruktur und digitale Zahlungssysteme
- Weniger Bankfilialen im Umkreis
- Geldabheben als Form des sozialen Kontakts
- Wenig Affinität für digitale Prozesse
- Bargeld als gängiges Zahlungsmittel, das man überall und ohne Gebühr nutzen kann
Darüber hinaus vermuten manche BR24-User, dass Bargeld im Zusammenhang mit steuerlichen Vergehen (Schwarzgeld) zu Hause aufbewahrt werden könnte. Analysen der Bundesbank bestätigten diese Vermutung jedoch nicht.
Tresor oder Bankschließfach sicherer
Die Polizei empfiehlt, vorhandenes Bargeld im Bankschließfach oder in einem festverbauten Tresor zu verwahren. Die Deutsche Schadenshilfe informiert, dass Bargeld bei Diebstahl bis zu einer bestimmten Summe über die Hausratversicherung abgesichert ist. Für Beträge etwa über 2.000 Euro kann es je nach Versicherung sein, dass ein hochwertiger Tresor nötig ist. Bei Bankschließfächern gibt es in aller Regel Haftungshöchstbeträge.
Auf die Frage, woher Täter wissen, bei welchen Personen es viel Bargeld zu holen gibt, antwortete Kriminalhauptkommissar Kraus übrigens: Das sei "eine Frage des Zufalls". Die Betrüger versuchten es bei verschiedenen Personen. Wenn sie Sätze hören wie "Aber ich habe doch nichts zu Hause", werde der nächste Anruf gestartet.
Im Video (09.03.2023): Polizei klärt über Schockanrufer auf
Dieser Artikel ist erstmals am 16. August 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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