Maxime Aubert von der Griffith University in Australien hatte mit seinen Kollegen auf der indonesischen Insel Sulawesi den besonderen Fund gemacht und am 11. Dezember 2013 in der Fachzeitschrift Science eine Zusammenfassung veröffentlicht.
Höhlenmalerei in Indonesien ist über 40.000 Jahre alt
Die Höhlenkunst in Indonesien soll 44.000 Jahre alt sein, so das Ergebnis der Uran-Datierung. Es zeigt ein Felsbild mit acht Mensch-Tier-Mischwesen, die vermutlich Jagd auf größere Wildtiere machen. Vor 40.000 Jahren, also etwas später, entstanden auch in Europa ähnlich Bilder, etwa in der spanischen El-Castillo-Höhle.
Mythische Mischwesen aus Mensch und Tier geben Rätsel auf
Ungewöhnlich ist, dass schon so früh solche Mischwesen dargestellt wurden. Ihre Körper sind die eines Menschen, ihr Kopf ist jedoch wie bei einer Schnauze nach vorne gezogen. Einige scheinen sogar eine Art Vogelschnabel zu tragen. Nach Ansicht der Forscher handelt es sich um mythische Mischwesen, sogenannte Therianthrope.
"Therianthrope in prähistorischer Kunst werden oft in Bezug zu schamanischen Visionen und Glaubensvorstellungen gesehen, sie könnten beispielsweise helfende Tiergeister repräsentieren." Maxime Aubert von der Griffith University in Australien
Allerdings gibt es in der Forschung verschiedene Deutungsansätze von Höhlenmalereien, deren Entstehung zu weit zurückliegt, als dass man die Intentionen der damaligen Menschen genau einschätzen könnte.
Die indonesische Wandmalerei zeigt vermutlich eine Jagdszene
Die Mensch-Tier-Wesen in Indonesien scheinen zwei Warzenschweine und vier Zwergbüffel zu jagen. Ob es wirklich eine Jagdszene ist oder ob die steinzeitlichen Künstler nur die spirituelle Verbundenheit der Jäger mit der Tierwelt ausdrücken wollten, ist nicht eindeutig belegbar.
"Einige dieser Figuren scheinen lange dünne Objekte zu tragen, die wir als Speere und/oder Seile interpretieren." Maxime Aubert von der Griffith University in Australien
Die Malerei in der Höhle ist 4,50 Meter breit und mit rotem Pigment gemalt.
Höhlenmalereien lassen sich religiös und künstlerisch deuten
Die Höhlenmalerei in Indonesien ist vielleicht ein Zeugnis dafür, dass sich der moderne Mensch auch in Asien schon früh künstlerisch mit Spiritualität auseinandergesetzt hat.
"Die frühe Kunst auf Sulawesi könnte unbezahlbare Einblicke in die Entwicklung der menschlichen Spiritualität und die Verbreitung der künstlerischen Praktiken geben, die das Denken auch des modernen Menschen geprägt haben." Adhi Agus Oktaviana vom ARKENAS-Forschungsinstitut in Jakarta
Die indonesischen Malereien sind vermutlich älter als die Darstellung vergleichbarer Mischwesen in Europa.
Auch in Höhlen der Schwäbischen Alb gibt es Bilder von Mischwesen
Die Höhle in Indonesien ist nicht die einzige, in der sich ein Gemälde mit Mischwesen bewundern lässt. Auch in Deutschland, in der Stadelhöhle auf der Schwäbischen Alb, gibt es einen Löwenmenschen, der aus Mammut-Elfenbein geschnitzt wurde. Sechs der schwäbischen Höhlen, in denen unsere Vorfahren während der Eiszeit Schutz suchten und sich künstlerisch betätigten, sind 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden.
Die indonesischen Malereien sind älter als französische Wandbilder
In der berühmten Chauvet-Höhle in Südfrankreich gibt es Wandbilder von Auerochsen, Pferdeköpfen und Wollnashörnern, die mit Holzkohle gemalt wurden. Sie sind etwa 30.000 Jahre alt und wurden 2014 in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Auch die Höhle von Lascaux in Frankreich ist Weltkulturerbe und zeigt Tierdarstellungen, die aber jünger sind als die Jagdszene aus Indonesien.
Höhlenmalerei auf Sulawesi ist älteste figürliche Darstellung weltweit
Etwa 40.000 Jahre alt sind Darstellungen in einer Höhle auf der indonesischen Insel Borneo. Die neu entdeckten Mischwesen auf der indonesischen Insel Sulawesi sollen nochmal rund 4.000 Jahre älter sein. Damit sind sie momentan die frühesten Zeugnisse figürlicher Höhenmalerei weltweit.