Die ersten Tage im April waren mit über 28 Grad ungewöhnlich warm. Eine Folge: Bereits jetzt wurde die erste Asiatische Hornisse des Jahres in Bayern entdeckt. Die erste gemeldete Sichtung war am 8. April. Dabei handelte es sich um ein Einzeltier, sagt Stefan Berg, Leiter des Instituts für Bienenkunde und Imkerei an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim: "Das ist in dem Fall eine Königin, die jetzt in der Nest-Gründungsphase ist. Das ist schon sehr früh." Dieses Exemplar der Asiatischen Hornisse hat ein Imker in Karlstein am Main, ein paar Kilometer nördlich von Aschaffenburg entdeckt.
- Zum Artikel: Asiatische (Riesen-)Hornisse: Gefahr oder Irrglaube?
Gefräßige Tiere mit einer Vorliebe für Honigbienen
Ursprünglich kommt die invasive Art aus Südostasien. Zum ersten Mal in Europa wurde sie 2004 in Bordeaux gesichtet. Vermutlich wurde sie mit Töpferwaren aus China eingeschleppt. Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist etwas kleiner als die heimische Europäische Hornisse (Vespa crabro), schwarz mit orangem Hinterleib, hat leuchtend gelbe Beine - und stellt eine ernsthafte Gefahr dar. Stefan Berg hält die Sorgen wegen der Asiatischen Hornisse für berechtigt, weil sie "im Gegensatz zu unserer heimischen Hornisse oder anderen Insekten sehr starke Auswirkungen auf Biodiversität und Landwirtschaft haben wird."
Der Grund: 35 bis 85 Prozent ihrer Proteinnahrung deckt die Asiatische Hornisse mit Honigbienen ab. Sie frisst aber auch andere Insekten, laut einer Studie etwa 160 Insektenarten. Problematisch ist die Menge an Futter, die sie benötigt: Ein Nest von Asiatischen Hornissen besteht aus mehreren tausend Tieren, die pro Jahr zwischen 11 und 20 Kilogramm Insekten vertilgen. Messungen an Bienenständen in Südfrankreich haben ergeben, dass Asiatische Hornissen dort bis zu 1.500 Bienen pro Tag gefangen haben.
Asiatische Hornisse breitet sich rasant aus
Wenn sich die Art ausbreitet, wie etwa in Frankreich geschehen, erreicht sie schnell eine hohe Netzdichte von bis zu 15 Nestern pro Quadratkilometer. So weit ist es Deutschland noch nicht. Hier wurde sie 2014 zum ersten Mal gesichtet, erst in Nordbaden, dann im Breisgau. 2019 war sie bereits in Südhessen. Ende 2022 fand man das erste Tier in Bayern in Neuhütten im Spessart. Bis zu 80 Kilometer kann sich die Asiatische Hornisse pro Jahr ausbreiten. Wo sie einmal ist, verbreitet sich die Art meist schnell, erklärt Stefan Berg vom Institut für Bienenkunde. In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland habe sich dann innerhalb eines Jahres die Zahl der Sichtungen verzehnfacht: "Wenn es also 2022 50 Sichtungen in Baden-Württemberg waren, dann waren das ein Jahr später schon 500."
Meldesystem für Asiatische Hornissen in Bayern
Berg geht davon aus, dass es für Deutschland nicht mehr um Ausrottung, sondern um Eindämmung geht. Zumindest in Bayern scheint dies bisher zu gelingen. Auch dank eines Monitoring-Projektes, das das Institut für Bienenkunde und Imkerei zusammen mit dem Landesverband Bayerischer Imker schon 2017 gestartet hat, also fünf Jahre vor der ersten Sichtung der Asiatischen Hornisse in Bayern.
200 Imkerinnen und Imker wurden geschult und mit ihnen ein Meldesystem etabliert. Einer von ihnen ist Matthias Meidel, zuständig für Bienengesundheit beim Landesverband Bayerischer Imker. Er sieht Bayern mit dem Meldesystem gut vorbereitet: "Nach der Sichtung eines Einzeltiers im Oktober 2022 haben wir eine Taskforce gegründet mit verschiedenen Teilbereichen. Es hat sich letztes Jahr auch bewahrheitet, dass wir das gut gestartet haben. Denn mit den fünf Nestern, die wir letztes Jahr in Bayern hatten, sind wir absolut vorbildlich umgegangen und haben das konsequent eingehalten, was wir uns vorgenommen haben."
Das Wichtigste sei dabei, die Nester nach einer Hornissen-Sichtung frühzeitig zu finden und zu entfernen. Das gelinge zum Beispiel mit der sogenannten Triangulation: Dabei lässt man gefangene Hornissen von verschiedenen Stellen aus losfliegen, um so die Richtung des Nestes ausfindig zu machen, so Meidel.
Wer vermutet, eine Asiatische Hornisse mit ihrem schwarzen Körper und dem orangen Hinterleib gesichtet zu haben, fotografiert diese am besten und schickt das Foto mit Informationen zum Fundort an das Institut für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöchheim (externer Link).
Dieser Artikel ist erstmals am 13. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!