Als der Asteroid vor 66 Millionen Jahren auf der Erde einschlug, schossen durch die Wucht des Aufpralls Trümmer, Ruß und Schwebstoffe in die Atmosphäre. Es wurde dunkel und kalt auf unserem Planeten. Dazu übersäuerten die Meere. Dinosaurier, große Meeres-Reptilien und die am weitesten verbreiteten Meeresalgen-Arten starben sofort aus. Nur eine seltene Algen-Art überlebte. Sie sicherte das Leben auf der Erde, denn Algen stehen am Anfang der Nahrungskette. Fallen sie weg, sind alle Arten in Gefahr:
"Diese Ereignis kommt einer Auslöschung allen mehrzelligen Lebens auf diesem Planeten nahe, wenigstens im Ozean. Wenn man Algen entfernt, die das Fundament der Nahrungskette bilden, stirbt alles andere." Andrew Ridgwell, Co-Autor einer Studie und Geologe an der University of California.
Wie die Alge den Asteroideneinschlag überlebte
Wie konnte die Alge, noch dazu eine seltene Art, dieses Horrorszenario eines Asteroideneinschlags überleben? Und wie erholte sich das marine Ökosystem nach der Katastrophe wieder? Fragen, die auch ein Forscherteam um Andrew Ridgwell, University of California - Riverside (UCR), umtreibt. Um eine Antwort zu finden, untersuchte die Wissenschaftler gut erhaltene nano-große Fossilien der überlebenden Algen und simulierten mit Computermodellen, wie sich ihre Fressgewohnheiten im Laufe der Zeit verändert haben könnten.
Die meisten der gefundenen Fossilien hatten einen Panzer aus Kalk, genauer Calciumcarbonat, und waren löchrig. Die Löcher weisen nach Angaben der Forscher darauf hin, dass die Algen Geißeln hatten. Diese ermöglichen es Kleinstlebewesen, zu schwimmen. Und sie deuten auf ein Nahrungsverhalten hin:
"Der einzige Grund sich fortbewegen zu müssen, ist, dass man Beute fängt." Andrew Ridgwell
Nach Asteroideneinschlag - Alge setzt sich mit zwei Tricks durch
Die durchsetzungsstarke Algen-Art fraß, ungewöhlich für eine Pflanze, also andere Organismen. Das ist an Land nur von der Venusfliegenfalle und dem Sonnentau bekannt. Die Alge verlor diese Vorliebe auch im Laufe der Evolution wieder. Zudem hatte sie noch einen zweiten Trick auf Lager, um sich zu ernähren.
Anhand von modernen Algen-Verwandten stellten die Forscher fest, dass die Algen der Urzeit Chloroplasten besessen haben und so Fotosynthese betreiben konnten. Solange die Erde durch den Asteroideneinschlag verdunkelt war, brachte das natürlich nichts. Doch sobald sich der Staub lichtete und Sonnenlicht wieder zur Erde durchdringen konnte, nutzten die Algen das Licht, um aus Kohlenstoffdioxid und Wasser Nahrung zu machen. Der Trick der Alge, sich auf zwei verschiedene Arten zu ernähren, heißt wissenschaftlich Mixotrophie. Sie sicherte der seltenen Algen-Art kurz- und langfristig eine weite Verbreitung und das Überleben auf der Erde - und allen Organismen, die sich von der Alge ernährten. Die Algen-Studie wurde am 30. Oktober 2020 im Fachmagazin Science Advances veröffentlicht.
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