Bisher ist bei der Suche nach dem SARS-CoV-2-Virus der PCR-Test Standard. Mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird das Erbgut des Virus vervielfältigt und kann dann nachgewiesen werden. Doch seit dem 15. Oktober gehören auch Antigen-Schnelltests zur Nationalen Teststrategie.
Ein Antigen-Test weist nicht Teile des Erbguts, sondern spezielle Protein-Bausteine des Virus SARS-CoV-2 nach. Als Probe wird wie bei einem PCR-Test ein Abstrich aus dem Nasenrachenraum genommen. Der Antigen-Test liefert jedoch bereits nach 15 bis 30 Minuten ein Ergebnis. Ein PCR-Test dauert dagegen Stunden und muss in einem Fachlabor durchgeführt werden. Der Transport der Proben dorthin kostet zusätzlich Zeit, daher kann es Tage dauern, bis ein Ergebnis vorliegt.
Nicht verwechseln darf man Antigen-Tests mit Antikörper-Tests. Letztere weisen nach, dass jemand eine Infektion überstanden und Antikörper gebildet hat.
Schnell und einfach
Antigen-Tests bieten sich wegen ihrer Schnelligkeit und einfachen Handhabung für Einrichtungen ohne eigenes Labor an, zum Beispiel für Pflegeheime oder Arztpraxen. Für einen Test daheim sind die derzeit auf dem Markt befindlichen Antigen-Schnelltests hingegen nicht geeignet. Auch Schnelltests müssen von medizinischen Fachkräften, die dafür geschult sind, durchgeführt werden.
Weniger zuverlässig
Kein Test hat eine Zuverlässigkeit von hundert Prozent. PCR-Tests weisen eine Covid-19-Infektion jedoch mit sehr großer Sicherheit nach. Bei einem positiven Ergebnis werden weitere Kontrolltests durchgeführt. Das schließt falsch positive Ergebnisse nahezu aus. Das bedeutet: Die Sensitivität (Prozentsatz richtiger positiver Ergebnisse) der PCR-Tests liegt bei nahe 100 Prozent. Im Vergleich dazu sind Antigen-Schnelltests deutlich unzuverlässiger. Die Hersteller geben zum Teil zwar hohe Sensitivitätswerte an, diese sind aber wohl nur unter idealen Bedingungen erreichbar. In der Praxis liegt die Sensitivität von Antigen-Tests bei etwa 90 Prozent oder auch darunter.
Eine Untersuchung von Antigen-Tests von sieben Anbietern an der Berliner Charité ergab, dass die Sensitivität umso höher lag, je höher die Viruskonzentration war. Das Forscherteam testete auch die Spezifität der Antigen-Tests, also ob Nicht-Infizierte tatsächlich ein negatives Testergebnis erhalten. Bei den untersuchten Tests lag die Spezifität zwischen 88,24 Prozent und 100 Prozent.
Ergänzung zum PCR-Test
Antigen-Tests können PCR-Test nicht ersetzen, aber ergänzen. Ein PCR-Test schlägt nämlich auch schon bei einer sehr geringen Virusmenge im Rachenraum an. Dann ist die oder der Betreffende aber vermutlich schon nicht mehr infektiös. Diese Personen bleiben bei einem Antigen-Test in vielen Fällen unentdeckt. Dafür schlägt er mit hoher Wahrscheinlichkeit Alarm, wenn jemand viel Virus im Rachenraum hat und besonders ansteckend ist.
Ein möglicher Einsatzort für einen Antigen-Schnelltest wäre daher zum Beispiel der Eingang eines Krankenhauses. Dort könnte man Besucher testen, die keine Krankheitssymptome haben und vermutlich keinen Kontakt zu Covid-19-Infizierten. Fällt der Antigen-Test trotzdem positiv aus, könnte man den Zutritt zum Krankenhaus verweigern und zur Abklärung einen PCR-Test im Labor durchführen.
Einsatz von Schnelltests zunächst in Pflegeheimen und Arztpraxen
Im Oktober wurde die Nationale Teststrategie um Antigen-Tests erweitert. Nach der Coronavirus-Testverordnung, die seit Mitte Oktober gilt, sollen Schnelltests vor allem in Kliniken und Pflegeheimen zum Einsatz kommen, etwa für Bewohner, Personal und Besucher. Ziel ist es, vor allem asymptomatische Menschen mit einer Sars-CoV-2-Infektion aufzuspüren. Die Einrichtungen müssen dazu ein Test-Konzept erstellen. Dann legt das Gesundheitsamt fest, wie viele Tests gekauft und auf Kassenkosten finanziert werden können. In Pflegeheimen sind bis zu 20 Tests pro Monat pro Bewohner möglich.
Antigen-Tests sind günstiger als PCR-Tests
Antigen-Schnelltests sind günstiger als PCR-Tests, kosten im massenhaften Einsatz aber trotzdem sehr viel Geld. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte führt eine Liste mit Schnelltests, deren Kosten der Bund erstattet. Deren Zahl ist inzwischen auf über 200 gestiegen. "In den letzten Wochen ist die Zahl der Anbieter von Schnelltests explodiert", kommentierte dies der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, und forderte, dass staatlich anerkannte, unabhängige Labore die Qualität evaluieren müssten. Auch die EU-Staaten wollen gemeinsame Standards für solche Tests. Die EU-Kommission kündigte an, die verschiedenen Tests auf dem Markt zu bewerten.
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