Schulstart mit Corona.
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Corona-Hygieneplan an Schulen: Beim Umsetzen wird's schwierig

Corona-Hygieneplan an Schulen: Beim Umsetzen wird's schwierig

Seit Schuljahresbeginn gilt aufgrund der Corona-Pandemie an bayerischen Schulen der vom Kultusministerium vorgeschriebene Hygieneplan. Doch Lehrer, Schulleiter und Schüler tun sich mitunter schwer, die darin vorgesehenen Schutzmaßnahmen einzuhalten.

Von
Adrian Dittrich
Ortrun Huber

Wesentlich mehr Lesestoff als gewohnt flatterte den bayerischen Schulleitern zu Beginn des Schuljahres auf den Schreibtisch. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie hatte das Bayerische Kultusministerium einen "Rahmen-Hygienplan" ausgearbeitet, der stolze 30 Seiten umfasst.

Detailreiches Schutzkonzept

Geregelt werden darin unter anderem die Maskenpflicht auf dem Schulgelände und im Unterricht, Vorgaben fürs Lüften, zur Einhaltung des Mindestabstands und zum Händewaschen. Auch der Umgang mit Corona-Verdachtsfällen, ein Drei-Stufen-Plan bei steigendem Infektionsgeschehen und eine mögliche Wiedereinführung des Distanzunterrichts werden thematisiert.

Lehrer unterrichtet mit Maske
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Lehrer unterrichtet mit Maske

Hygienepläne vielerorts gewissenhaft umgesetzt

Viele bayerische Schulen scheinen die Hygienepläne sehr gewissenhaft umzusetzen - auch wenn Corona-bedingt inzwischen zunehmend ganze Klassen in Quarantäne geschickt werden müssen und es auch zu Schulschließungen kommt. Die meisten Schulleiter bemühen sich nach Kräften und es gibt viel positives Feedback von Seiten der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie der Eltern.

Vereinzelt Kritik an zaghafter Umsetzung

Allerdings werden auch vereinzelt kritische Berichte laut, weil hygienische Vorrichtungen nicht ausreichend vorhanden sind, Abstände nicht eingehalten werden und Gedränge an Türen und Treppen herrscht:

"Der Hygieneplan wird sehr zaghaft umgesetzt. … Es kommt eine Horde von Schülern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an, zwängt sich dann durch einen Teil einer Doppeleingangstüre, die zuvor von jedem angelangt wurde, in die Schule. Ab ins Klassenzimmer ohne Hände zu waschen. Dort befindet sich aber nur ein Waschbecken ohne Seife." Mail einer Mutter an den Bayerischen Elternverband

So klagt eine besorgte Mutter in einer Mail an den Bayerischen Elternverband. Von anderen Münchner Schulen hört man, dass Lehrkräfte ihre Masken nicht richtig tragen und sich auf den Gängen Schüler sammeln, da Türen verschlossen seien.

Wer überwacht den Hygieneplan?

Auch wenn der Hygieneplan an den meisten bayerischen Schulen bisher gut greift, vereinzelt herrscht noch Nachholbedarf. Nur: Wer überwacht eigentlich die Einhaltung des Hygieneplans?

Jede Schule hat mindestens einen Hygienebeauftragten zu benennen, meist jemanden aus dem Schulleitungsteam, es kann aber auch eine Lehrkraft oder ein Elternteil sein. Seine Aufgabe ist es, den Hygieneplan für die eigene Schule umzusetzen, und zwar "flexibel und pragmatisch" für die Situation vor Ort, so Kultusminister Michael Piazolo.

"Das ist die Aufgabe der Schulleiter vor Ort. Das gehört zu dem, was Schulverwaltung ausmacht im Moment." Michael Piazolo, Bayerischer Kultusminister

Sollten hierbei jedoch Fehler auftreten, erklärt Piazolo:

"Es ist nicht so, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Kultusministeriums an den 6.200 Schulen unterwegs sind und das kontrollieren. Sonst ist es aber auch immer die Absprache mit den Gesundheitsämtern vor Ort, die gesucht werden kann und auch wird.“ Michael Piazolo, Bayerischer Kultusminister

Mehr Unterstützung notwendig?

Am Gymnasium Grünwald ist man sich hier mit dem Kultusministerium einig, sagt Schulleiterin Birgit Korda. Sie wisse, wie sie zu agieren habe, sie habe dafür auch entsprechende Hinweise vom Ministerium bekommen:

"Der Schulleiter hat das Gesundheitsamt im Rücken für Rückfragen, gerade wenn es um notwendige Quarantäne oder medizinische Fragen geht.“ Schulleiterin Birgit Korda, Gymnasium Grünwald

Birgit Korda musste bisher nur einmal mit dem zuständigen Gesundheitsamt Kontakt aufnehmen. Ihre Frage sei auch sofort beantwortet worden.

Andere Schulleiter wie Hans Lohmüller, Landesvorsitzender Verband Sonderpädagogik in Bayern, sehen das kritischer. Denn bei der Entscheidung, ob ein Kind mit Krankheitssymptomen in die Schule darf oder nicht, sieht er sich und seine Kollegen schlicht nicht fachlich qualifiziert:

"Wir führen im Moment permanente Verhandlungen mit Eltern, wo man nachfragen muss: Was hat ihr Kind denn für Symptome? Wie lang ist es denn fieberfrei? Wie schaut es mit einer Magen-Darm-Verstimmung aus? Wie schaut's mit Schnupfen aus? Da bräuchten wir tatsächlich - was ganz wichtig wäre - eine ganz schnell einsetzende medizinische Beratung. Wir sind keine Fachkräfte auf dem Gebiet.“ Hans Lohmüller, Landesvorsitzender Verband Sonderpädagogik in Bayern

Kritik an Gesundheitsamt

Auf die schnelle Hilfe des verantwortlichen Gesundheitsamtes Landkreis-Landshut kann sich Lohmüller nicht verlassen. Er wünsche sich hier mehr Kontakt zu kompetenten Ansprechpartnern, die aber in den Gesundheitsämtern sehr belastet seien. Ohne die Unterstützung von medizinischem Fachpersonal fürchtet Hans Lohmüller, dass bald Fehler passieren werden.

"Wenn solche Fehler dann zu einem Infektionsgeschehen führen, baue ich sehr auf die Fürsorgepflicht des Dienstherrn, der die Schulleitungen dann absolut in Schutz zu nehmen hat." Hans Lohmüller, Landesvorsitzender Verband Sonderpädagogik in Bayern

Auf BR-Anfrage, ob es genügend Kapazitäten für eine Beratung der Schulen gebe, hat das zuständige Gesundheitsamt Landkreis-Landshut nicht reagiert. Das Referat für Gesundheit und Umwelt München verwies darauf, dass sowohl Schulen als auch Eltern sich jederzeit bei Nachfragen bei ihnen melden könnten.

Hotline und Homepage zur Unterstützung

Zur ständigen fachlichen Unterstützung auch bei alltäglich zu klärenden Fragen stehen den Hygienebeauftragten der Schulen ein ausführlicher "Frage und Antwort"-Katalog auf der Homepage des Kultusministeriums sowie eine eigens eingerichtete Hotline zur Verfügung. Doch in manchen Fällen reicht das vielleicht nicht aus.

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